911er, Benz W123 911er, Benz W123: Das sind die Lieblings-Oldtimer der Deutschen

Nicht nur Zahlen sagen aus, was Autoliebhaber mögen. Denn dann wäre der VW Käfer mit mehr als 29.000 zugelassenen Exemplaren in Deutschland der mit Abstand beliebteste Oldtimer. Oft entscheiden auch Emotionen. Der Porsche 911 und Mercedes-Benz W 123 zählen zu diesen Modellen, die besonders beliebt sind, bestätigt Martin Stromberg, Geschäftsführer beim Marktbeobachter Classic Data in Bochum. Ebenso der VW-Bus T3, der Citroën 2CV und der Alfa Romeo Spider.
Diese fünf Favoriten sind noch häufig auf Deutschlands Straßen anzutreffen, und trotzdem für viele echte Hingucker. Sie haben ihre Alltagstauglichkeit laut Stromberg bewiesen. „Ihr größter Feind war und ist der Rost“, erläutert er. „Außer Porsche boten alle diese Hersteller noch keine Korrosionsvorsorge ab Werk an.“ Trotzdem haben große Stückzahlen bis heute überlebt.
Allein vom Mercedes-Benz W 123 waren am Stichtag 1. Januar 2014 laut dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 11.704 Fahrzeuge mit H-Kennzeichen für Oldtimer angemeldet. Damit belegt der Benz in der Zulassungsstatistik Platz zwei hinter dem VW Käfer.
911er – eine Sportwagenlegende
Der Porsche 911, dessen Ur-Version mit luftgekühltem Sechszylinder-Boxermotor im Jahr 1963 enthüllt wurde, ist nicht nur wegen seiner Rostbeständigkeit ein Evergreen. „Der ursprüngliche Charakter und seine Konstanz im Design sind unschlagbar“, schwärmt Peter Schneider, Präsident des DEUVET in Obing, des Bundesverbandes für Clubs klassischer Fahrzeuge.
„Auch wenn der hohe Preis viele Fans abschreckte, wird die Sportwagenlegende noch immer fortgeschrieben.“ Anfang Januar zählte das KBA 7618 Neunelfer mit H-Kennzeichen - macht Platz vier in der Oldtimer-Zulassungsstatistik.
Der Rost kommt, der Sprit geht
Wer sich mehr für die Automarke mit Stern interessiert und über den Kauf eines Mercedes W 123 nachdenkt, ist auch heute noch nicht auf einzelne Motor- oder Karosserievarianten festgelegt. Denn das Mittelklassemodell wurde von 1976 bis 1985 weit über drei Millionen Mal gebaut.
„Mit 55 PS startete anfangs der Diesel durch, bis 185 PS leisteten die Benziner“, erläutert Peter Formhals, Präsident der Mercedes-Benz Interessengemeinschaft (MBIG). „Besonders gefragt sind gut erhaltene, gepflegte T-Modelle - die Kombi-Version - als Turbodiesel und das Coupé mit edlerer Ausstattung.“
Neben der Rostanfälligkeit ist die Trinkfreude der großen Benzinmotoren ein Ärgernis für manch einen W-123-Fahrer. „Doch seine Vorzüge überwiegen“, sagt Mercedes-Spezialist Formhals. „Harmonisch gestaltet, mit ersten kleinen Plastikapplikationen wie Stoßstangenecken, markiert er das Ende des Glanz- und Glitzerdesigns.“
Wer bisher in der Lage war, einen solchen Alltagsklassiker über seinen vom Hersteller vorgesehenen Lebenszyklus hinaus - meist sind das 15 Jahre - am Laufen zu halten, kann auch optimistisch in die Zukunft blicken. „Die Versorgung mit Ersatzteilen ist für alle diese Modelle gut bis sehr gut“, konstatiert Stromberg. „Eine gute Ersatzteilsituation nimmt viele Sorgen, sie gibt dem Oldtimer-Besitzer ein gutes Gefühl und steigert damit auch die Beliebtheit des Modells.“
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Diesem Auto kann keiner böse sein
Auf kaum einen anderen Oldtimer trifft das besser zu als auf den Citroën 2CV - besser bekannt als Ente. „Alle wartungsrelevanten Teile sind bei spezialisierten Anbietern verfügbar, und die Preise sind moderat“, schwärmt Joey Kaiser, Vorsitzender des Oldtimer-Clubs PeReCi für französische Marken. „Für Liebhaber kommt erleichternd hinzu, dass die Ente einfach aufgebaut sowie leicht und günstig zu reparieren ist.“
In den 70er und 80er Jahren fuhren deutsche Studenten gerne den Citroën 2CV oder Renault 4. Heute holen sich viele frühere Enten-Fahrer mit der Anschaffung des Klassikers ein Stück Jugend zurück. „Die Ente verkörpert die französische Lebensart, sie hat eine sympathische Form und keiner kann ihr böse sein“, beschreibt Kaiser die Faszination für den Kleinwagen und fügt hinzu: „Circa 10.000 Euro muss man heute für die Anschaffung einer Ente im Zustand 2 kalkulieren.“
Preisexplosion beim Surfer-Bulli
Dass die Beliebtheit die Preise in die Höhe treiben kann, zeigt sich nicht nur am Beispiel der Ente. Derzeit verzeichnet der VW Bulli der dritten Generation, der T3, einen Schub. „Die Preise für einen T3 der Baujahre 1979 bis 1982 stiegen in den vergangenen zehn Jahren um 236 Prozent“, erklärt Stromberg.
Nach den Preisexplosionen beim Ur-Bulli VW T1, insbesondere als Samba-Bus, und beim T2 in der Version des Westfalia-Wohnmobils streben sie auch beim kantigen Erben T3 die Grenze zu fünfstelligen Beträgen an.
Peter Schneider vom DEUVET schätzt insbesondere die Vielseitigkeit des VW T3 für Freiheitsliebhaber. „Gepaart mit Zuverlässigkeit und ergänzt mit zeitgenössischer 80er-Jahre-Optik ist er ein adäquater Nachfolger seiner legendären Vorgänger.“ Die Surfer-Generation des ausgehenden 20. Jahrhunderts findet in ihm eine Art Heimatmobil.
Dustin Hoffmann machte ihn berühmt
„Günstig ist von den besagten fünf Klassikern eigentlich nur noch der Alfa Romeo Spider in der Basisversion zu haben“, stellt Stromberg mit Blick auf die Preisentwicklung fest. Der US-Schauspieler Dustin Hoffman machte im Film „Die Reifeprüfung“ die erste Version „Duetto“ aus dem Jahr 1966 unvergesslich und weltbekannt. Bis 1993 baute Alfa Romeo noch drei weitere Serien, die unter den Namen „Fastback“, „Gummilippe“ und „Nuovo“ bekannt wurden.
Peter Schneider hält beim Alfa Romeo Spider das besondere Flair italienischer Sportwagen für vollkommen. Mit 2610 zugelassenen Exemplaren rangiert er auf Platz 14 in der Oldtimer-Zulassungsstatistik. „Leider sind heutzutage viele der temperamentvollen Flitzer schlecht gepflegt“, bedauert er. „Der Aufwand, damit verbundene Schäden zu beseitigen, steht oft in keinem vernünftigen Verhältnis zum Marktwert.“ (dpa)




