Ausstattung Ausstattung: Kunst statt Krempel

München/dpa. - Antiquitäten-Sammler schlagen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Antike Möbel sind nicht nur etwas für das Auge, sie stellen auch eine Kapitalanlage dar, deren Wert fast immer mit der Zeit steigt. Dazu kommt der praktische Aspekt - ein Schrank aus dem 18. Jahrhundert oder ein Biedermeiersekretär stehen schließlich nicht nur zur Dekoration in der Wohnung herum. Wie jedes andere Möbel auch bieten sie den meist dringend benötigten Stauraum. Allerdings sollte man beim Kauf einer Antiquität aufpassen. Nicht immer lassen sich Kunst und Krempel auf den ersten Blick unterscheiden.
«Der Erwerb einer Antiquität ist etwas, das Zeit braucht», erklärt der Möbelrestaurator Axel Hacke aus München. «Ich rate davon ab, loszustürzen und irgendwo in einem Laden etwas zu kaufen. Statt dessen sollte in verschiedene Geschäfte gestöbert, sich mit den Verkäufern unterhalten, Vergleiche gezogen und der Blick geschult werden.
Ein guter Tipp sei außerdem, einfach einmal in das örtliche Museum zu gehen, um überhaupt eine Vorstellung von den kunstgeschichtlichen Epochen zu bekommen, ergänzt Henriette Graf aus München, Herausgeberin eines Antiquitätenführers. «Und auch Fachbücher, die Preise nennen, können helfen, ein Gespür dafür zu entwickeln, was etwas kosten darf.»
Wenig Hoffnung, ein Schnäppchen in Sachen Antiquitäten zu machen, besteht auf Flohmärkten. «Dort findet man tatsächlich vor allem Trödel, also gängige Gebrauchsware, die nicht wirklich alt ist und in hohen Stückzahlen hergestellt wurde», sagt Graf. Was nicht heiße, dass dieser Trödel nicht hübsch sein kann - es sollte nur nicht zuviel Geld dafür ausgeben werden.
Echte Antiquitäten, also Gegenstände, die einer Faustregel zufolge mehr als 100 Jahre alt sind, können hingegen tatsächlich eine Wertanlage sein. Dabei ist gerade beim ersten Stück der Stil eigentlich egal - Hauptsache, es gefällt. «Eine Antiquität darf und soll ruhig herausstechen. Sie muss nicht zur restlichen Einrichtung passen. Genau darin liegt doch der Reiz», so Hacke.
Und auch von der Vorstellung der hochglanzpolierten Edelmöbel sollte sich verabschiedet werden. «Früher wurden solche Stücke oft "totrestauriert", so dass sie am Ende fabrikneu aussahen», erzählt der Experte. Heute dürfen die Gebrauchsspuren bleiben. «Man darf die ein-, zweihundert Jahre, die so ein Ding auf dem Buckel hat, ruhig erkennen.»
Trotzdem sollte ein Käufer natürlich sicher gehen, dass das erworbene Prunkstück auch tatsächlich so alt ist, wie es auf den ersten Blick scheint. «Manchmal hilft bei Möbeln schon der Schubladen-Test», sagt Edda Birchall von der Firma «John Birchall Antiquitäten» aus Cleversulzbach (Baden-Württemberg). «Wird eine Schublade herausgezogen und ist da eine Spanplatte zu sehen oder frisch geschnittenes Holz zu riechen, weiß man, dass da etwas nicht stimmt.»
Feinere Details und Hinweise auf Fälschungen kann der Laie aber oft nicht selbst erkennen. Da hilft es nur, entweder einen Fachmann zu Rate zu ziehen oder Händler zu wählen, die eine Art Garantie auf ihre Produkte ausstellen.
«Kein Händler muss so etwas tun», erläutert Alexander Sandmeier vom Deutschen Kunsthandelsverband in Berlin. «Aber viele bieten an, auf ihren Rechnungen das erworbene Stück zu beschreiben, also konkret festzuhalten, woraus es besteht, aus welcher Zeit es stammt oder Ähnliches.» Rein rechtlich gelte eine derartige Gewährleistung zwei Jahre. Wer sicher gehen will, nicht über das Ohr gehauen zu werden, sollte solch eine Rechnung einfordern, bestätigt Birchall. «Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen.»
Bei Auktionen sind Garantien ebenfalls üblich. «Wir garantieren alle Eigenschaften, die im Katalog in der so genannten "Garanty-Line" neben der Losnummer, also der Nummer des Objekts, stehen», sagt Philipp Herzog von Württemberg, Geschäftsführer des Auktionshauses Sotheby`s Deutschland in Frankfurt/Main. Auktionen seien gerade für diejenigen geeignet, die sich bei Antiquitäten noch nicht auskennen. Dort ließe sich ganz einfach ein Gefühl für Qualität, aber auch für Trends und Moden entwickeln. Außerdem seien bei den Vorbesichtigungen immer Experten zugegen, die als Berater zur Verfügung stehen.
Und selbst wenn so manches zu versteigernde Stück den eigenen Geldbeutel überfordert, sei eine Auktion für einen Kunstliebhaber ein lohnenswertes Erlebnis: «Es kostet ja nichts, dorthin zu gehen. Und dann kann man den ganzen Tag in Kunstgegenständen schwelgen», erzählt von Württemberg. «Ob das ein Original von Rembrandt ist oder eine Teetasse für 2,50 Euro, bei uns dürfen Sie alles nicht nur anschauen, sondern auch in die Hand nehmen. Machen Sie das mal in einem Museum - da werden Sie postwendend verhaftet.»