Ausbildungsplatz Ausbildungsplatz: Gut informiert ist halb gewonnen

Leipzig/Berlin/dpa. - Von A wie Augenoptiker bis Z wieZupfinstrumentenmacher: Im Internetportal «bibb.de» desBundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) finden sich 345 anerkannteAusbildungsberufe. Bei der großen Vielfalt sollte eigentlich fürjeden Geschmack etwas dabei sein. Viele angehende Auszubildendewissen jedoch gar nicht, wo sie sich informieren können oder was siebei einer Bewerbung überhaupt beachten müssen.
Erste Anlaufstelle ist für viele Schüler die Bundesagentur fürArbeit. «In den Berufsinformationszentren können die Schülerselbstständig einen Interessenstest am Computer machen», sagt RoselOtto, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit in Leipzig. DieJugendlichen geben ihre Interessen ein und erhalten schließlich einInteressensprofil, das mit den Merkmalsprofilen der verschiedenenBerufe verglichen wird. So bekommen sie Anregungen, welcher Beruf fürsie geeignet sein könnte.
In Leipzig gehen die Berufsberater in die achten und neuntenKlassen und stellen dort ihre Dienste vor. «Grundsätzlich gilt, dassman nie früh genug anfangen kann, sich zu orientieren. Spätestens inden Schulabgangsklassen sollten sich die Schüler dann für einen Berufentscheiden», sagt Otto. Bei der Auswahl eines geeignetenAusbildungsberufes können auch erfahrene Auszubildende eine Hilfesein. Bei den so genannten Azubi-Messen, die einmal im Jahrstattfinden, berichten unter anderem «Insider» davon, wie sie eineStelle bekommen haben, wie sie ausgebildet werden und was dieJugendlichen bei der Berufswahl beachten sollten.
Wann die Anwärter sich dann auf eine Ausbildungsstelle bewerbenmüssen, hängt von den verschiedenen Branchen ab. «Wenn man sich füreinen der zehn beliebtesten Ausbildungsberufe interessiert, wie zumBeispiel Friseurin, dann sollte man möglichst früh dran sein», rätKirsten Kielbassa-Schnepp vom Zentralverband des Deutschen Handwerksin Berlin. Besonders früh beginnen Banken mit der Suche nachAuszubildenden. Wer also Bankkaufmann oder -frau werden möchte, musssich laut Otto bereits mit seinem Halbjahreszeugnis derVorabgangsklasse bewerben.
Um überhaupt einen geeigneten Betrieb zu finden, können sich dieJugendlichen zum Beispiel an die Ausbildungsplatz-Vermittlung derBundesagentur für Arbeit wenden. Eine andere Möglichkeit ist lautKielbassa-Schnepp, sich einfach an die Betriebe vor Ort zu wenden.«Das macht einen guten Eindruck bei den Handwerksmeistern, weil manInteresse zeigt.»
Voraussetzung für eine Einladung zum persönlichen Gespräch ist,dass der Bewerber alle geforderten Unterlagen auch wirklich abgibt.Wichtig ist vor allem ein gutes Anschreiben ohne Rechtschreibfehler.«Die Bewerbungsmappe muss natürlich sauber sein. Was wir so hören,ist das allerdings nicht unbedingt selbstverständlich», sagtKielbassa-Schnepp. Die Agenturen für Arbeit bieten auch extraBewerbungsseminare an, in denen dann geübt wird und Tipps gegebenwerden.
Wer dann tatsächlich zu einem Gespräch gebeten wird, sollte sichgründlich vorbereiten. «Die jungen Leute sollten versuchen, einenmöglichst genauen und natürlichen Eindruck von sich zu geben.Außerdem sollten sie sich zum Beispiel von der Kleidung her an dieGepflogenheiten des Unternehmens anpassen», rät Barbara Dorn von derBundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) in Berlin.Dem stimmt auch Kielbassa-Schnepp zu: «Wer sich zum Beispiel alsKaufmann bewirbt, sollte schon mit Hemd und Krawatte erscheinen.»
Bevor es aber soweit ist, bietet es sich an, erst einmal in dasBerufsleben hereinzuschnuppern. Mit Hilfe von Betriebspraktika istdas leicht möglich. «Man gewöhnt sich an die Anforderungen im Teamund daran, mit Erwachsenen zusammenzuarbeiten», sagt Dorn. Praktikaschützen so auch vor Enttäuschungen über das «wahre Gesicht» einesBerufes. «Da kann man leicht feststellen, wie der Traumberuf wirklichist», sagt Kielbassa-Schnepp.
Zusätzlich können Praktika eine weitere Chance sein, sichmöglichen Arbeitgebern zu präsentieren. «Wir stellen immer wiederfest, dass die Leistungen im Praktikum bei vielen Schülern bessersind als ihre Noten», sagt Berufsberaterin Otto. Auffallend ist, dasseinige Jugendliche auch heutzutage noch stark geschlechtsspezifischentscheiden. Leicht überzogen bedeutet das, dass Mädchen immer nocham liebsten Friseurin werden wollen und Jungen Kfz-Mechaniker. «DieTendenz hat in den vergangenen Jahren sogar noch zugenommen», sagtGerhard Engelbrech vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschungmit Sitz in Nürnberg.
Wichtig ist laut Otto vor allem, dass die Jugendlichen sich mitdem gewählten Ausbildungsberuf identifizieren können. So sei dieGefahr, irgendwann zu scheitern, deutlich geringer. Einen Tipp, woJugendliche im Moment gute Chancen haben, will allerdings keiner derExperten gerne geben. Engelbrech meint immerhin: «In qualifiziertenDienstleistungsberufen, wie zum Beispiel Steuerfachangestellter, hatman nach wie vor relativ gute Chancen.»
Internet: www.agentur-fuer-arbeit.de; www.bibb.de;www.machs-richtig.de