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Ausbildung Ausbildung: Produktionsfachkraft Chemie

Von Thorsten Wiese 08.08.2005, 10:48

Frankfurt/Main/dpa. - Am Ende der zweijährigen Ausbildung wird er gelernt haben, ganze Fertigungsanlagen in der chemischen Produktion zu bedienen und zu warten. Bis zum 1. August hieß Marcel Grabinskis Beruf noch Chemiebetriebsjungwerker. Da in der chemischen Produktion immer neue Stoffe sowie der Umweltschutz und die Instandhaltung der Maschinen an Bedeutung gewinnen, wurde die Ausbildung ergänzt und umbenannt. Die Tätigkeiten sind aber dieselben geblieben: «Bis hinten eine Tablette oder eine Dose Lack heraus kommt, sind in der Regel verschiedene Produktionsschritte notwendig. Da brauchen wir Leute, die die Produktionsanlage auf den einzelnen Etappen betreiben und warten», sagt Hans-Günter Glass, der beim Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) in Wiesbaden für Ausbildung und Berufe zuständig ist.

Wichtige Aufgaben der Produktionsfachkraft Chemie seien etwa die Kontrolle von Temperatur, Druckverhältnis und der richtigen Stoffmischung. «In der Waschmittel- oder Klebstoffherstellung müssen bestimmte Grundstoffe angesetzt, gerührt oder abgefüllt werden», zählt Klaus-Ulrich Napret auf, der bei Henkel in Düsseldorf für die produktionstechnische Ausbildung zuständig ist.

«Die Produktionsfachkraft Chemie ist dafür verantwortlich, dass die Rohstoffe rechtzeitig vorhanden sind und in der richtigen Menge abgefüllt werden.» Um die Qualität der Produktion zu sichern, entnehmen sie aber auch Proben und prüfen deren Zusammensetzung. Ein Auszubildender lernt die im Unternehmen relevanten Stoffe und Produktionsprozesse, das Betriebslabor und den Umgang mit der Dokumentationssoftware kennen.

In Marcel Grabinskis Lehrbetrieb werden zwar keine Stoffe zur Reaktion gebracht, sondern lediglich abgefüllt – Ethanol, Methanol und Aldehyde zum Beispiel. Wie seine Kollegen in der Produktion bessert er aber auch undichte Leitungen und Ventile aus, nimmt Probemessungen vor und kontrolliert im Labor die Zusammensetzung. Auch das Herstellen von Lösungen und der Umgang mit Säuren, Basen und Salzen stehen in seinem Ausbildungsplan.

Gesucht werden laut Hans-Günter Glass vor allem Hauptschüler «mit praktischer Orientierung». Vorgeschrieben sei ein Hauptschulabschluss aber nicht. «Das ist auch eine Chance für Leute ohne Abschluss», sagt Glass. Der theoretische Anteil in der Ausbildung sei gering. Gute Noten in Mathematik und Naturwissenschaften sowie ein grundlegendes Verständnis von Technik seinen dennoch von Vorteil.

Wichtig sind Glass zufolge auch Pünktlichkeit, Sauberkeit und Zuverlässigkeit, etwa in der Pflege der Anlagen und der Entsorgung chemischer Stoffe. Da in der Produktion Chemikanten und Meister, aber auch Elektriker und Mechaniker im Team arbeiten, sei auch «soziale Kompetenz» unverzichtbar: «An den Produktionsanlagen muss man sich einfach aufeinander verlassen können», sagt Marcel Grabinski.

Weil in der Regel rund um die Uhr produziert wird, müssen Bewerber zur Schichtarbeit bereit sein, betont Klaus-Ulrich Napret. Nach Worten von Hans-Günter Glass winken ihnen im Gegenzug aber häufig ein sicherer Arbeitsplatz sowie Zulagen für die Schicht- und Nachtarbeit. Auch das Tragen der in Industriehallen üblichen Schutzkleidung sei notwendig. Marcel Grabinski muss bisweilen Schutzbrille oder Gasmaske aufsetzen. «Das ist aber nicht weiter anstrengend», sagt er.

Stellen gibt es laut Glass vor allem bei kleinen und mittelgroßen Chemieunternehmen. Im ersten Lehrjahr verdienen Auszubildende dem BAVC zufolge rund 640 Euro, im zweiten Jahr rund 690 Euro. Das Einstiegsgehalt liege bei einem Monatslohn von rund 2000 Euro brutto. Die Berufsaussichten beurteilt Hans-Günter Glass positiv: «Bestimmte mechanische Tätigkeiten wird es in der Chemie immer geben.»

Außerdem sei es möglich, berufsbegleitend eine Weiterbildung zum Chemikanten zu absolvieren. Gemeinsam mit dem Meister tragen diese an den Anlagen die Verantwortung für die Produktion. «Da ich gerne mal in der Pharmaindustrie arbeiten möchte, wäre das mein großer Traum», sagt Marcel Grabinski. Klaus-Ulrich Napret zufolge kann der, der die Produktion in der chemischen Industrie kennt, aber auch problemlos in der Nahrungsmittelindustrie oder in Brauereien arbeiten.

Informationen: Bundesarbeitgeberverband Chemie, Postfach 1280, 65002 Wiesbaden (Tel.: 0611/77 88 10, E-Mail: [email protected]).

www.chemie4you.de