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Ausbildung Ausbildung: Lebensmittelkontrolleure brauchen gute Spürnasen

Von Andreas Thieme 04.04.2011, 06:04

Drolshagen/dpa. - Radioaktiv verseuchter Fisch, Dioxin inEiern oder Gammelfleisch im Döner - die Angst vor solchen Dingen kanneinem schnell den Appetit verderben. Um Verbraucher zu schützen, sindLebensmittelkontrolleure bundesweit im Einsatz. Sie überwachen dieEinhaltung der strengen Vorschriften, die hierzulande für Anbietervon Lebensmitteln gelten.

Das ist oft keine einfache Sache. «Die Kontrollen sindunangemeldet und für Betriebe nicht immer angenehm», sagt GuidoFriske vom Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure in Drolshagenim Sauerland. Denn die Betriebe haben viel zu verlieren: Halten siedie Hygienevorschriften nicht ein, kann der Kontrolleur ein Bußgeldoder Verkaufsverbot verhängen. Schlimmstenfalls droht die Schließung.

Wichtig für den Beruf sei es, eine Situation schnell beurteilenund entschlossen handeln zu können, erklärt Klaus-Dieter Bischoff vomLandesverband der Lebensmittelkontrolleure in Niedersachsen. BeimÜberprüfen eines Betriebs muss die eigene Einschätzung präzise undfehlerfrei sein - für langes Überlegen bleibt keine Zeit. StarkePersönlichkeiten mit sicherem Auftreten sind deshalb gefragt.

Den Großteil ihres Arbeitsalltages verbringen die Kontrolleure imAußendienst. Dort untersuchen sie unter anderem Verkaufsräume vonGeschäften, Küchen in der Gastronomie, Lagerhäuser des Großhandelsoder Produktionsstätten von Herstellern. Auch Fleischereien,Schlachtereien und Kantinen werden kontrolliert. Taschenlampe,Fotoapparat und Fettmessgerät sind dabei wichtige Utensilien.

Aufgrund der ständig wachsenden Anzahl von Gastronomiebetriebenwartet ein großes Pensum: Besucht werden bis zu vier kleinere oderein Großbetrieb am Tag, sagt Friske. Das sei manchmal sehranstrengend. Die Problemfälle, bei denen etwa die Schließung einesFamilienbetriebs droht, seien dem Mitarbeiter zwar vorher bekannt.«Aber man arbeitet vor Ort immer unter starkem psychischen Druck.»

Vorschriften wie das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuchsowie das EU-Hygienepaket müssen genau bekannt sein.Durchsetzungsvermögen und Beharrlichkeit sind bei der abschließendenBesprechung mit dem Inhaber wichtig. Aber auch kommunikativesGeschick: Denn Friske zufolge beraten die KontrolleureGewerbetreibende auch, wie diese etwa bauliche Änderungen vornehmenoder die Hygiene verbessern können.

Wichtig sei außerdem räumliches Denken. «Warenflüsse undBetriebsabläufe muss man sich genau vorstellen können», erklärtFriske. Daneben sei technisches Verständnis gefragt. In einigenFällen ließen die Kontrolleure Maschinen in ihre Einzelteilezerlegen. Dann müssen sie einschätzen können, welche Teile mitLebensmitteln in Berührung kommen könnten.

Zurück im Büro werden Stellungnahmen verfasst und Gutachtenerstellt. Produktproben werden zwar in speziellen Labors untersucht.Es ist aber für die Probenauswahl hilfreich, wenn Kontrolleure sichmit Chemie und Biologie auskennen.

Angestellt sind sie vorwiegend in den Behörden, die mit derLebensmittelüberwachung beauftragt sind. Das können Veterinär-,Ordnungs- oder Landesuntersuchungsämter für das Gesundheitswesensein, erläutert die Bundesarbeitsagentur in Nürnberg.

Nur wer bereits als Koch, Bäcker, Metzger oder Brauer seinenMeister oder Techniker in einem Lebensmittelberuf gemacht hat, könnesich bei den Landratsämtern und kreisfreien Städten bewerben, erklärtMiriam Endres vom Verband der Lebensmittelkontrolleure in Bayern. Die24-monatige Ausbildung werde nur angeboten, wenn es hinterher aucheine Stelle zu besetzen gibt. Auf dem Lehrplan stehen dabeiWarenkunde, Lebensmittelhygiene, Ernährungskunde, Datenverarbeitungund Rechtskunde.

In der Praxis begleiten erfahrene Kollegen angehende Kontrolleurezum Beispiel beim Begutachten von Großküchen und Schnellrestaurants.«Dabei werden sie an die Beurteilungen und den psychologischen Umgangmit Betriebsinhabern herangeführt», sagt Friske. Vor Ort gilt es,etwa das Haltbarkeitsdatum und die Kennzeichnung der Waren zu prüfen.Dazu gehören neben Lebensmitteln auch Tabakerzeugnisse und Kosmetika.

Für Bewerber gibt es in einigen Bundesländern eineAltersobergrenze, die zwischen 40 und 45 Jahren liegt, sagt GuidoFriske. Wer aber einmal in dem Beruf Fuß gefasst hat, wird auchbleiben. Denn für Lebensmittelkontrolleure gibt es eineVerpflichtung, mindestens fünf Jahre in der Behörde zu arbeiten, diesie ausgebildet hat. Ein anderes Motiv sei aber stärker: «Dergesundheitliche Verbraucherschutz ist vielen eine Berufung.»

INFO-KASTEN: Hygiene ist auch für Kontrolleure ein Muss

Hygiene als oberstes Gebot gilt in der Lebensmittelüberwachungauch für die Kontrolleure. Saubere Kleidung sowie gepflegteFingernägel und Haare seien eine Selbstverständlichkeit in dem Beruf,sagt Klaus-Dieter Bischoff vom Landesverband fürLebensmittelkontrolleure in Niedersachsen. Ebenso wichtig seienkörperliche Fitness und Beweglichkeit.