Augenoptiker Augenoptiker: Arbeiten mit Licht und schiefen Ebenen
Hamburg/Braunschweig/dpa. - Genau begutachtet Michael Renken die neue Brillenkollektion: Der Optikermeister aus Hamburg muss wissen, was seine Kunden tragen. 60 bis 70 Prozent der Bundesbürger sind Brillenträger. Ab 45 Jahren brauchen 98 Prozent eine Brille.
Optiker bilden jedes Jahr rund 2100 Gesellen aus. Diese üben laut Renken einen der schwierigsten Handwerksberufe aus: «Optik ist rechnen, abstrakt denken» - und Handwerk. Denn auch wenn Maschinen bei der Glasanpassung helfen, müssen viele Gläser noch immer per Hand geschliffen werden. «Der Optiker ist kein Brillenverkäufer», betont auch Horst Dauter vom Bundesverband der Augenoptiker in Braunschweig.
Azubis brauchen ein gutes Verständnis für Mathematik und Physik. «Licht, Lichtbrechung, die schiefe Ebene - das muss man alles verstehen, wenn man eine Brille richtig anpassen will», sagt Dauter. Daher hätten es Hauptschulabgänger schwer. «Sie können es schaffen, aber mit der mittleren Reife oder dem Abitur ist es leichter.» Auch soziale Kompetenzen sind wichtig. «Man muss gerne und intensiv mit Leuten umgehen», sagt Renken.
Selbst nach einem intensiven Beratungsgespräch kann es mit einer Brille oder Kontaktlinsen zu Unverträglichkeiten kommen. Damit diese gering bleiben, entwickeln viele Optiker in der Industrie neue Gläser und Materialien. Auch Diplom-Ingenieure der Augenoptik arbeiten dort. Für sie bieten vier Fachhochschulen ein je sechssemestriges Studium an. «Die bestandene Gesellenprüfung ist neben der Fachhochschulreife oder dem Abitur Zugangsvoraussetzung», erläutert Ralf Michels von der Fachhochschule Aalen, an der das Studium angeboten wird.
Die Absolventen, die das Studium in Zukunft mit dem Bachelor-Titel abschließen, sind formell den Meistern gleichgestellt. «Sie dürfen sich ebenfalls selbstständig machen», sagt Michels. Zu den Inhalten, die an den Hochschulen in Aalen, Berlin, Braunschweig-Wolfenbüttel und Jena gelehrt werden, gehören Physik, Chemie, allgemeine Optik, Humanbiologie und Betriebswirtschaftslehre.
Der größte Teil der Absolventen eröffnet ein eigenes Geschäft oder arbeitet in einem Betrieb. «30 Prozent gehen in die Industrie oder in eine Klinik.» Dort arbeiten die Optiker in der Fertigungsüberwachung oder im Produktmanagement, ein Teil geht als Laboringenieur in die Forschung und Entwicklung.
Wer den klassischen Weg geht, kann nach der Gesellenprüfung und zwei Jahren im Betrieb die Meisterprüfung in Angriff nehmen. Meister dürfen auch Kontaktlinsen anpassen. Doch ein Meisterbrief ist kein Garant für ein gut gehendes Geschäft. «Im Gegenteil: Im Moment machen sich viele junge Meister selbstständig, weil sie keinen Job finden.» Und das bedeutet laut Renken lange Tage und wenig Verdienst.
Informationen: Zentralverband der Augenoptiker, Alexanderstraße 25a, 40210 Düsseldorf (Tel.: 0211/863 23 50, E-Mail: [email protected]).