Auf den Spuren der Vergangenheit: Ahnenforschung verlangt viel Geduld
Bremen/Jena/dpa. - Zwar liegt es nahe, am Ende des Lebens Bilanz zu ziehen und sich mit den eigenen Wurzeln auseinanderzusetzen. Doch Ahnenforschung ist längst mehr als ein Seniorenhobby. Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit ihrer Familiengeschichte.
Allerdings verlangt die Erforschung Zeit, Geduld und Akribie. «Der erste Schritt besteht darin, alles zu sammeln, was in der Familie greifbar ist - und wenn es zunächst noch so unbedeutend erscheint», sagt Klaus-Peter Wessel, Vorsitzender des Vereins für Computergenealogie in Bremen. Wenn bereits einmal ein Familienmitglied geforscht hat, sind seine Erkenntnisse ein guter Grundstock. «Wenn andere Verwandte auch an der Familiengeschichte interessiert sind, kann es großen Spaß machen, gemeinsam auf die Suche zu gehen», sagt Steffen Jacob, Sozialpsychologe aus Berlin.
«Alle noch lebenden Verwandten - vor allem die älteren - sollten gezielt befragt werden», rät Hermann Metzke, Vorsitzender der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Genealogischer Verbände (DAGV) in Jena. Sie steuern weitere Dokumente, Namen, Daten und Geschichten bei.
Nach dem Schneeballprinzip werden alle Ansätze weiter verfolgt. Um nicht den Überblick über alle Informationen zu verlieren, sollten sie von Anfang an systematisch erfasst und verwaltet werden. Je nach Arbeitsweise kommen hierfür Schnellhefter oder Computerprogramme in Betracht.
Als nächstes geht es zu den Behörden. Seit 1875 verwalten Standesämter das komplette Personenstandswesen. Dort sind Geburts-, Heirats- und Sterbebücher zu finden. Die Ämter können zwar schriftlich angefragt werden. Doch jeder Bürger, der Einblick in diese Unterlagen nehmen will, müsse belegen, dass er ein Nachkomme der Person ist, von der er Daten bekommen möchte, erklärt Methke.
Wenn es weiter in die Vergangenheit geht, sind Kirchenbücher Fundgruben. Sind Personenregister enthalten, so erleichtert das die Suche. «Viele Landeskirchen, Kirchenkreise oder Bistümer haben zentrale Archive. Dort sind meist Mikroverfilmungen zugänglich», erläutert Metzke. Falls die Einträge nicht kopiert werden können, sollte der komplette Text abgeschrieben werden.
Ergänzungen zu diesen Daten liefern Ortschroniken und Gerichtshandelsbücher. Für bestimmte Bevölkerungsgruppen gibt es weitere Quellen wie Bürgerbücher, Universitätsmatrikel, Passagierlisten von Auswandererschiffen oder Musterungslisten.
Parallel zur Recherche vor Ort kann im Internet gesucht werden. Dort finden sich zusätzliche Datenbanken. Einen guten Einstieg ermöglicht die Seite www.genealogienetz.de. Unter http://gedbas.genealogy.net können Stammbäume gesucht werden. Auf der Seite www.online-ofb.de sind über 100 Ortsdatenbanken erfasst.
Im Laufe der Recherchen kann es passieren, dass der Forscher auf unliebsame Informationen stößt - zum Beispiel wenn es um die Rolle eines Vorfahren im Dritten Reich geht. Laut Jacob kommen solche Erkenntnisse meist nicht aus heiterem Himmel. Häufig sei sogar das Wissen um Ungereimtheiten in der Familiengeschichte Grund für die Ahnenforschung.
Informationen: Deutsche Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände (DAGV), Anfragenverteilungsstelle, Postfach 60 05 18, 14405 Potsdam. http://ahnenforschung.net, www.gensocietyofutah.com.
Einstieg in die Ahnenforschung: www.genealogienetz.de
Stammbaumsuche: http://gedbas.genealogy.net
100 Ortsdatenbanken: www.online-ofb.de
Deutsche Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände (DAGV): http://ahnenforschung.net
The Genealogical Society Utah: www.gensocietyofutah.com