Audio Audio: CD-Spieler ist kein Mädchen für alles

Stuttgart/Frankfurt/Main/dpa. - Da braucht man imPrinzip keinen CD-Spieler mehr. «Doch», widerspricht JoachimPfeiffer, Chefredakteur der in Stuttgart erscheinenden Zeitschrift«Audio». Eine CD klinge am besten, wenn sie auf einem reinem CD-Gerät läuft.
Das ist dem Anschein nach auch beim Kunden angekommen: Laut derGesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) inFrankfurt lag die Zahl der in Deutschland verkauften CD-Spieler imvergangenen Jahr bei 102 000 Stück. Das waren 17 000 mehr als einJahr zuvor. Für dieses Jahr wird ein weiterer Anstieg erwartet. «Esgibt wieder einen Trend zum klassischen Stereo», sagt Jürgen Timm,Produktmanager beim Hersteller Pioneer.
«Je mehr Funktionen das Gerät bietet, desto stärker leidet dieAudio-Wiedergabe», erklärt Pfeiffer. Anders gesagt: Ein DVD-Spieler,der nebenbei auch CDs abspielt, wird kaum das Optimum aus einer CDherausholen. Zum einen stören sich die vielen elektronischen Bauteilegegenseitig. Zum anderen darf der Verbraucher nicht erwarten, dass ineinem DVD-Spieler für 100 Euro oder weniger auch noch hochwertigeKomponenten zur Stereo-Wiedergabe stecken.
Mehrere Hersteller bemühen sich laut Pfeiffer wieder verstärkt umdie Entwicklung neuer, reiner CD-Spieler. Dazu gehören Denon undOnkyo sowie Marantz, Teac und Pioneer. Viel Wert wird dabei auf dieFeinabstimmung gelegt: Pioneer etwa arbeitet mit den AIR-Studios inder Nähe von London zusammen, in denen schon viele Musikergrößen ihreAufnahmen gemacht haben. Ehe ein neuer CD-Player in den Handel geht,wird sein Klang mit Masterbändern im Studio verglichen, sagt Timm.
Neue Funktionen bringen die CD-Spieler nicht unbedingt mit, derFunktionsumfang wurde eher reduziert. Dafür wird mehr Wert auf dieBauteile gelegt. Eine wichtige Rolle spielen die Laufwerke, erklärtDon Schone von Teac in Wiesbaden: In hochwertigen CD-Spielern würdenLaufwerke mit massiver Bauweise verwendet. Sie sollen eine besondersstabile Umdrehungsgeschwindigkeit gewährleisten und so Fehler schonbeim Lesen der Daten vermeiden.
Außerdem soll die Verwendung von Digital/Analog-Wandlern, die aufden Hifi-Genuss abgestimmt sind, den Klang verbessern. Pioneer setztlaut Jürgen Timm Wandler von Burr-Brown ein, einem unter Klang-Fansdurchaus bekanntem Hersteller. Die Rückkehr zum reinen Hifi-Erlebnisunterstreicht zum Teil auch das Design der aktuellen CD-Player:Pioneers D6 zum Beispiel zieren nur vier Schalter nebst einem kleinenSchwarz/Weiß-Display.
Ganz kompromisslos geht es dann aber doch nicht zu: «Dem Thema MP3können wir uns nicht verschließen», sagt Jürgen Timm. Sowohl der D6als auch der CDP1260 von Teac spielen auch mit MP3-Songs gefüllte CDsab. Das Pioneer-Gerät gibt zudem Super Audio CDs (SACD). Dabeifristet die SACD ebenso wie die Audio-DVD ein Nischendasein. Beidewurden lange als Nachfolger der CD gehandelt, konnten sich aber nichtdurchsetzen. Es fehle schlichtweg an einer vernünftigen Auswahl anTiteln, sagt Joachim Pfeiffer.
Dass sich die Hersteller wieder verstärkt um CD-Spieler kümmern,hat auch einen wirtschaftlichen Hintergrund: König Kunde ist bereit,für einen CD-Spieler vergleichsweise viel Geld zu bezahlen. «600 Eurofür einen CD-Spieler finden viele Leute okay», sagt Pfeiffer. ZumVergleich: Ein DVD-Player ist ab etwa 50 Euro zu haben, und für 350Euro bekommt man ein Spitzen-Modell.
Wie viel man für einen CD-Spieler ausgeben will, hängt auch vompersönlichen Anspruch ab. Es gibt gute Geräte für 200 Euro, es istaber auch möglich, mehrere Tausend Euro auszugeben. Wichtig ist injedem Fall, dass die Katze nicht im Sack gekauft wird: «Gehen Sie inein Geschäft, in dem Sie sich den Klang anhören können», rät JürgenTimm.
Die neuen CD-Player werden viele Musik-Fans wieder zum Klanggenusszurückführen, ist sich Joachim Pfeiffer von «Audio» sicher. Nur die«Digital Natives», also jene Menschen, die quasi mit dem MP3-Playerund mit Musikdateien aus dem Internet aufgewachsen sind, würden siedamit voraussichtlich nicht erreichen können.