Aquarium Aquarium: Grund für Algenplage ist meist mangelnde Pflege
Peißenberg/Stuttgart/dpa. - Anfängern verleiden sie schnell den Spaß am Aquarium. Doch Algen sind vermeidbar - und sie lassen sich meist beseitigen.
«Grundsätzlich sind Algen nichts Schlimmes», sagt Ulrich Schliewen aus Peißenberg (Bayern), der mehrere Bücher über Aquaristik geschrieben hat. Dass sich Grünalgen langsam über Steine und Wurzeln ausbreiten, ist normal. «Das steht sogar eher für eine gute Wasserqualität.» Problematisch ist jedoch ein rasantes Algenwachstum. Die Algen nehmen den anderen Pflanzen die Nährstoffe.
Die in Süßwasseraquarien am häufigsten auftretenden Arten sind neben den Grünalgen Blau-, Rot- und Kieselalgen. Während die Grünalge zum Beispiel fadenförmig auftritt, legt sich die Kiesel- oder Braunalge wie ein schmieriger Film auf Blätter, Baumwurzeln und Bodengrund. Dunkelrot bis Schwarz plagt die Rotalge den Aquarianer. Zu den Rotalgen gehören auch die Bart- und Pinselalgen. Sie sind oft ein Indiz für schlechte Wasserqualität, erläutert Schliewen.
Die zu den Cyano-Bakterien zählende Blaualge bildet eine gallertartige Masse aus Fäden, der unbedingt Einhalt geboten werden muss. Blaualgen treten häufig dann auf, wenn ein Becken neu eingerichtet oder ein großer Teil des Wassers ausgetauscht worden ist. «Algenarten zu bestimmen, ist schwer», sagt Isabel Koch, Kuratorin des Aquariums im Stuttgarter Zoo Wilhelma.
Die Hauptursache für eine Algeninvasion ist ohnehin meist die gleiche - ein Überangebot an Nährstoffen. Um der Algen im Aquarium Herr zu werden, ist es gut zu wissen, wie solche Nährstoffe überhaupt entstehen: Die Ausscheidungen der im Becken lebenden Fische enthalten Ammonium und Ammoniak. Diese Stoffe werden von bestimmten Bakterien zunächst in Nitrit und Sauerstoff, dann in Nitrat umgewandelt.
Nitrat wird von den Pflanzen als Nährstoff benötigt. Ist zu viel Nitrat vorhanden, freuen sich die Algen. Das Problem: Nitrat kann nicht mit herkömmlichen Gerätschaften der Hobbyaquaristik gefiltert werden. Dieter Untergasser, Berater des Aquaristikzubehör-Herstellers Sera in Heinsberg (Nordrhein-Westfalen), rät deshalb, einmal pro Woche 20 Prozent des Wassers auszutauschen.
Für eine hohe Nährstoffbelastung des Wassers sorgen auch zu viele Fische in einem Aquarium. Vor allem Anfänger machen oft den Fehler, ein gerade eingerichtetes Becken mit vielen Fischen zu besetzen. «Für den Besatz gilt: Pro Zentimeter Fisch ein Liter Wasser», sagt Dieter Untergasser. Allerdings sollte diese Regel zurückhaltend ausgelegt werden. «Eigentlich müsste man das Gewicht der Fische zu Grunde legen.» Nur dürfte das in der Praxis etwas schwierig sein.
Oft verschwinden die Algen von selbst, wenn andere Pflanzen sich im Aquarium eingelebt haben. Ein wenig Unterstützung schadet jedoch nicht: Eine schonende Methode ist der Einsatz von Fischarten, auf deren Speiseplan Algen stehen. Dazu gehören etwa Guppys, Platys, Antennenwelse und Siamesische Rüsselbarben. Als gute Algenvertilger gelten auch Amanogarnelen.
Für die Algenbekämpfung im Aquarium werden auch chemische Mittel angeboten. Dieter Untergasser hält sie für ein probates Mittel: Fische und Pflanzen würden dadurch nicht geschädigt. «Das ist ein Herumdoktern an Symptomen», meint dagegen Isabel Koch. «Letztlich führt kein Weg daran vorbei, das Aquarium regelmäßig zu pflegen.»