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Anzug Anzug: Perfekter Sitz ist das A und O

Von Frank-Daniel Jagdt 12.09.2006, 15:14

Halle/MZ. - Im Gegenteil seien die meisten Männer mit einem fertigen Anzug besser bedient, weil sie "sofort bei der Anprobe sehen, wie Jacke und Hose fallen und ob Stoff und Schnitt zum eigenen Stil passen."

Fertige Konfektionsware kostet im Kaufhaus ab 100 Euro. Wenn es aber ein hochwertiger Stoff, ein zeitlos eleganter Schnitt und sorgfältige Verarbeitung sein sollen, würden Roetzel und Jörg Staben, Inhaber des gleichnamigen Traditionsherrenausstatters in Hamburg, eher 500 Euro kalkulieren. "Dann haben Sie gute Qualität, die auch sechs, sieben Jahre hält."

Wer etwas möchte, das nur für ihn gefertigt ist und auf alle individuellen Vorlieben Rücksicht nimmt, dem bleibe nur ein Maßanzug, sagt Petra Claeßens, Präsidentin des Deutschen Modeinstituts (DMI). Kenner identifizieren Handarbeit schon von weitem an der perfekten Passform. Von Nahem verraten sie Details wie Ärmelknöpfe, die tatsächlich aufknöpfbar sind.

Die Wertschätzung fürs Handgemachte kostet allerdings 2 500 Euro und mehr. Und sie kostet Zeit. Schon das Maßnehmen nimmt eine halbe bis ganze Stunde in Anspruch. Und bis zur Lieferung können drei Monate ins Land ziehen.

Eine Alternative ist die so genannte Maßkonfektion. "Darunter versteht man ein Modell auf der Basis der üblichen Konfektionsgrößen, das in den Fabriken des Herstellers individuell angepasst werden kann", erläutert Roetzel. Das führt nicht nur zu einer besseren Passform, sondern ermöglicht auch Spielereien. Staben: "Sie können Blau oder Rot als Futterfarbe wählen, die Stellung der Taschen ändern, andere Knöpfe annähen lassen."

Solche "Hybriden" gibt es laut Roetzel schon ab 350 Euro, für wirklich gut verarbeitete Maßkonfektion würde er jedoch eher "von 1 000 Euro aufwärts" ausgehen. Auch die Lieferzeit ist in der Regel kürzer: Drei bis vier Wochen nennt Staben, der Maßkonfektion für "perfekter" hält als den echten Maßanzug: "Die spezialisierten Schneiderinnen in der Fabrik sind handwerklich routinierter als ein Maßschneider, der nur ein paar Anzüge pro Woche macht."

Für den Kauf aller drei Varianten - von der Stange, Maßkonfektion und Maßanzug - gilt: Auf die Anprobe kommt es an. Wer nicht sich oder einem guten Freund zutraut, den Sitz zu beurteilen, sollte sich in die Hände eines erfahrenen Herrenausstatters begeben. "Am besten ist er gelernter Schneider", empfiehlt Petra Claeßens, "oder wenigstens jemand, der seit Jahren mit Stoffen und Schnitten umgeht." Von modernen Scannern, die mittels Laser Maß nehmen, hält Claeßens nicht viel. Die Maschine arbeite nach den programmierten Vorgaben, der Schneider könne den Kunden individuell beurteilen.

Ein typischer Fehler nach Stabens Erfahrung ist, dass die Jacke zu klein gekauft wird und unter den Armen kneift oder in den Schultern spannt. "Das hat nichts mit körperbetonter Mode zu tun, sondern ist unbequem und zerstört die Linie." Gut zu wissen ist schließlich, dass jede Anzugmarke einen anderen Schnitt und damit eine andere Passform hat. Ein Markenwechsel kann Wunder wirken. "Probieren Sie verschiedene Hersteller aus, wenn Sie schlank sind zum Beispiel auch einen Italiener", rät Stilexperte Bernhard Roetzel.