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Anspruchsvolle Haustiere: Schildkröten

Von Aliki Nassoufis 08.07.2010, 07:17

Frankfurt/Main/dpa. - Irgendwie scheint es, als seien sie Relikte aus lange vergangenen Zeiten. Wer von Schildkröten fasziniert ist, sollte aber wissen: Die Tiere sind alles andere als anspruchslos.

Das liegt daran, dass sie ein artgerechtes Außengehege und einen passenden Unterschlupf für den Winter brauchen. Zum anderen können Schildkröten uralt werden - und ihre Halter sogar überleben. Bei uns werden vor allem drei Arten gehalten: die Griechische und die Maurische Landschildkröte und die Breitrandschildkröte. Alle drei zählen laut Hans-Peter Buchert von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde zu den mittelgroßen Schildkröten: Die Panzer werden bei der Griechischen bis zu 23, bei der Maurischen bis zu 25 und bei der Breitrandschildkröte bis zu 35 Zentimeter lang.

Auch der natürliche Lebensraum der drei Arten hat Ähnlichkeiten, wie Julian Heiermann, Biologe beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Berlin, erklärt. «Sie leben meist in eher kargem und trockenem Gebiet, teils im Gebirge.» Das ist bei der Haltung zu beachten. «Schildkröten müssen im Freiland gehalten werden, da sie nicht fürs Zimmer geeignet sind», so Buchert.

Sie brauchen eine Außenanlage - mit Holz oder Steinen abgegrenzt und vor Fressfeinden sicher. Drei bis vier Tiere sollten laut Bucher etwa 20 bis 25 Quadratmeter Platz haben. Schildkröten seien keine sozial geprägten Tiere, könnten aber in Gruppen von ein bis zwei Männchen und vier bis fünf Weibchen leben. Es muss aber möglich sein, die Männchen von den Weibchen getrennt zu halten.

Schildkröten sind wechselwarm. «Ihre Körpertemperatur ist abhängig von der Umgebungstemperatur, deshalb müssen sie sich morgens deshalb erst einmal in der Sonne aufwärmen», sagt Heiermann. Das gilt Buchert zufolge auch für Haustiere: «Schildkröten dürfen nur nach draußen, wenn die Sonne scheint.» Da das hierzulande nicht immer der Fall ist, gehöre ins Außengehege eine Schutzhütte mit einem Wärmestrahler.

Wer sich daran nicht hält, der riskiert, dass seine Tiere krank werden. «Die meisten Krankheiten bei Schildkröten entstehen durch falsche Haltung», sagt Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte in Frankfurt. Wer kein Schutzhäuschen hat, sollte die Tiere zumindest in der Übergangszeit in einem ausreichend großen Terrarium halten und so Tagestemperaturen von 25 bis 32 Grad gewährleisten.

Pro Tag braucht jedes etwa zwei Hände voll Wiesenfutter. «Dazu gehören neben Heu vor allem Kräuter wie Löwenzahn, Spitzwegerich und Klee», erläutert Buchert. Außerdem muss immer ausreichend Wasser da sein. Zudem brauchen sie als Kalziumquelle eine Sepiaschale. Bekommen Schildkröten nicht genug Rohfasern, wie sie Heu bietet, wird ihr Hornschnabel zu wenig «abgefeilt». Die Folge: Sie können irgendwann nicht mehr richtig fressen und müssen im schlimmsten Fall verhungern.

Schildkröten fallen in die Winterstarre. «Man kann sie in dieser Zeit von etwa Ende Oktober bis Mitte März im Garten lassen», erklärt Buchert. Sie graben sich dann in den Boden. Das könne aber gefährlich sein, wenn er stark friert oder zwischendurch auftaut und dann wieder friert. «Besser ist es daher, wenn man die Tiere in eine mit Erde und Laub gefüllte Kiste setzt und bei etwa fünf Grad überwintern lässt.»

Wer Schildkröten kauft, sollte sich den Händler genau aussuchen. «Schildkröten stehen bei uns unter Artenschutz», erklärt Heiermann. Wildfänge sind deshalb verboten. «Außerdem müssen alle Schildkröten offiziell bei den Gemeinden oder Naturschutzbehörden angemeldet werden.» Daher müsse man beim Kauf darauf achten, vom Händler eine Bescheinigung zu bekommen - und die Tiere dann selbst anzumelden.

Zum Kuscheln und Streicheln sind Schildkröten nicht geeignet. «Für die Tiere ist es regelrechter Stress, wenn sie ständig hochgenommen werden», sagt Tierärztin Astrid Behr. «Schildkröten sind vor allem etwas zum Beobachten.» Einem Kind reicht das womöglich nicht, und daher empfiehlt sich ein anderes Tier. «Dabei muss man auch beachten, dass Schildkröten gerade in Gefangenschaft mehrere Jahrzehnte alt werden können. Wenn die Kinder dann irgendwann aus dem Haus sind und das Interesse verlieren, werden die Tiere oft weggegeben.»