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Andrea Gymnasium Berlin Andrea Gymnasium Berlin: Wie der letzte Schultag zum Brüller wird

Von Thilo Mischke 16.03.2007, 11:38
Erst Klausur, dann Event: Viele Abiturienten nehmen die Vorbereitung des Abistreichs ähnlich ernst wie ihre Prüfungen. (Foto: dpa)
Erst Klausur, dann Event: Viele Abiturienten nehmen die Vorbereitung des Abistreichs ähnlich ernst wie ihre Prüfungen. (Foto: dpa) picture-alliance/ dpa/dpaweb

Berlin/Bonn/dpa. - Der große Knall zum Schluss: So wird aus dem Abigag ein SpektakelEs herrscht Aufregung in der 13. Klassedes Andreas Gymnasiums in Berlin. Nicht nur, dass die Abi-Klausurenanstehen: Es muss ein perfekter letzter Schultag organisiert werden.Zumindest für einige der Schüler ist das momentan sogar wichtiger alsVokabeln oder Geschichtsdaten. Denn der Abigag ist kein gewöhnlichesEreignis mehr: Er ist ein Event geworden - das geplant werden will.

Michael von Ende ist am Andreas Gymnasium der Mann für den Abigag.«Ich will etwas Neues machen, das in die Geschichte unserer Schuleeingeht», sagt der 19-Jährige. Das gilt mit Sicherheit für das, wasAbiturienten aus Köln auf die Beine gestellt haben: Sie haben eineOscar-Verleihung nachgespielt - «mit Musik, selbst gedrehten Filmenüber ihre Lehrer und viel Deko in der Aula», erzählt Katrin Bauer.Die Kulturwissenschaftlerin hat für ihre Magisterarbeit an der UniBonn genau zu diesem Thema eine Umfrage gemacht. «Die Abiturientensind in Abendkleidern und Anzügen erschienen, und zum Schluss bekamder Stufenleiter einen Oscar überreicht.»

Laut Bauer ist es fast normal geworden, einen außergewöhnlichenAbistreich veranstalten zu wollen. Dabei schrecken die Schüler nichtvor viel Arbeit zurück - und werden wahre Organisationstalente:«Wichtig ist die Gründung eines Abi-Komitees, das sich die Aufgabenteilt.» Sie empfiehlt dabei eine mehr oder weniger strenge Einordnungder Beteiligten in Gruppen - jede bekommt ihre Aufgaben zugewiesen.

«Wir brauchen einen Sponsor», erklärt Michael von Ende. Er wirdeinen Bierhersteller fragen, ob er nicht Getränke stellen kann. Zudemwill Michael eine Abizeitung herausbringen - mit Redaktion, die denTag begleitet und am nächsten Morgen darüber berichtet. Zeit hat erdafür, denn: «Um das Abi-T-Shirt kümmert sich eine andere Gruppe.»

Viele Schüler fangen schon in Klasse 12 mit dem Planen an, sagtBauer. «Mit Feten und Basaren sammeln sie Geld fürs Abschlussfest.»Es sei nicht ungewöhnlich, dass dann ein Budget in Höhe von mehrerenTausend Euro zur Verfügung steht. Damit lassen sich ungewöhnlicheFeste feiern: «Mir ist ein Gymnasium in Bonn bekannt, das denSchulleiter als Abigag mit einem Hubschrauber hat einfliegen lassen.»

Mittlerweile ist sogar eine Art Abistreich-Industrie entstanden.«In Deutschland hat jeder Abijahrgang durchschnittlich 3000 bis 5000Euro zur Verfügung», sagt Sven Burgwedel von Abi-Shop.de GmbH ausSaarbrücken. Bei rund 10 000 Gymnasien ergibt das einen ordentlichenMarkt für einen Dienstleister. «Von Abifähnchen fürs Auto über Reisenbis zu einem Abibier, das mit einem selbst gestaltbaren Etikett denletzten Schultag würdigt - und natürlich das obligatorische Abishirtreicht das Angebot.»

Das Bier ist auch Michael von Ende bekannt, aber das ginge ihm zuweit. Er möchte, dass das Fest nicht zu einem kommerziellen Eventwird: «Es ist schon wichtig, dass alles professionell über die Bühnegeht, aber es soll doch noch den Charme einer Abifeier haben.» Wasbei «seinem» Abistreich passieren wird, verrät er nicht, aber er istsich sicher: «Damit gehen wir in die Geschichte unserer Schule ein.»