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Acht Profi-Tipps Acht Profi-Tipps: Mit diesen Tricks arbeiten Sie kreativer

Von Tobias Schormann 17.09.2014, 09:33
Die Konkurrenz hat immer die besseren Ideen? Das lässt sich ändern - kreatives Arbeiten ist nämlich zum Glück trainierbar.
Die Konkurrenz hat immer die besseren Ideen? Das lässt sich ändern - kreatives Arbeiten ist nämlich zum Glück trainierbar. imago stock&people Lizenz

Tick, tack, die Zeit läuft. Bis zum Abend will der Chef das neue Strategiepapier sehen. Doch das Brett vor dem Kopf will einfach nicht verschwinden. Wo bleibt die zündende Idee? Einfach nur dazusitzen und auf einen Geistesblitz zu warten, hilft in solchen Momenten wenig. Es gibt aber eine Reihe von Übungen, um kreativen Ideen auf die Sprünge zu helfen. Oft ist dabei wichtig, zunächst einmal alte Denkmuster und Rollen zu überwinden.

1. Brainstorming

Die Übung ist der Klassiker beim kreativen Arbeiten. Dabei sagen alle, welche Vorschläge ihnen spontan einfallen, einer notiert sie, hinterher wird ausgewertet. Wichtig dabei: Die Ideenfindung von der Kritik trennen, erklärt Benno van Aerssen, der als Berater und Innovationscoach arbeitet. „Viele machen den Fehler, dass sie zu schnell bewerten. Dann geht gleich die Schranke im Kopf runter.“ Teilnehmer müssen sich also trauen, auch halbgare Ideen in den Raum zu werfen.

Ein weiterer Fehler ist es, für ein Brainstorming nur fünf Minuten anzusetzen. „Solche Quickies sind unergiebig“, sagt Prof. Jörg Mehlhorn von der Deutschen Gesellschaft für Kreativität. „Ein Brainstorming unter 30 Minuten ist kein Brainstorming.“ Oft kämen einem in den ersten zehn Minuten eher naheliegende Einfälle. Dann gingen die Ideen zunächst aus. „Ein Kardinalfehler ist es, dann abzubrechen.“ Oft kämen erst nach diesem Tal die originellen Einfälle.

2. 635-Methode

Hierbei hält jeder seine Einfälle schriftlich fest. Die Aufgabe: Sechs Mitarbeiter schreiben je drei Ideen in fünf Minuten auf - daher der Name 635. Danach werden die Blätter reihum an den jeweiligen Nachbarn gereicht. Der arbeitet daraufhin die Ideen auf dem Blatt wiederum in fünf Minuten weiter aus. Wenn alle Blätter einmal die Runde gemacht haben, sind 108 Vorschläge zusammengekommen. Der Vorteil gegenüber einem Brainstorming: „Man zwingt sich so, die Ideen vom Vorgänger aufzugreifen“, erklärt Mehlhorn. Das sorge für mehr Tiefgang und ergebe mehr Varianten eines Grundgedankens.

3. Brainwalking

Sitzen macht träge - auch im Kopf, erklärt Prof. Mehlhorn. Bewegung rege das kreative Denken an, nicht nur, weil es die Durchblutung fördert. Die Übung geht so: Man nehme mehrere Flipcharts. Auf den Blättern steht jeweils oben das Thema. Zuerst schreibt jeder spontane Einfälle auf das Flipchart-Blatt, bei dem er steht. Dann geht es los: Alle laufen im Raum herum und schauen sich an, was die anderen geschrieben haben. Das ergänzen sie mit ihren Ideen und Assoziationen.

4. Kopfstand-Technik

Hier wird das Ausgangsproblem buchstäblich auf den Kopf gestellt, erklärt der Innovationscoach und Buchautor Jens-Uwe Meyer. Anstatt zu fragen: „Wie können wir unsere Kunden begeistern?“, sollten Mitarbeiter sich fragen: „Wie können wir unsere Kunden verlieren?“ Dann kämen sie auf Ideen wie „Nie ans Telefon gehen“. Diese würden dann wieder ins Gegenteil verkehrt. So entstehen etwa die Ideen, in der Warteschleife der Kunden-Hotline einen Countdown laufen zu lassen oder einen Rückruf zur gewünschten Zeit anzubieten.

Van Aerssen gibt ein weiteres Beispiel: Ein Team soll den Messestand der Firma verbessern. Dann fragen sie sich, was sie tun können, damit niemand kommt. „Einen Stacheldraht um den Stand ziehen oder eine Stinkbombe werfen“, nennt van Aerssen einige Ideen. Im Umkehrschluss könnte das dazu anregen, Duftstoffe einzusetzen, damit es am Stand gut riecht.

Wie Filmemacher und Donald-Duck-Erfinder Walt Disney auf neue Ideen kam, lesen Sie auf der nächsten Seite.

5. Reizwort-Analyse

Bei dieser Technik denken Mitarbeiter zuerst einmal an etwas ganz anderes, um auf Ideen für das Problem zu kommen. Das eignet sich etwa für ein Team, das ein neues Handy entwickeln soll. Sie wählen nun ein Wort, das nichts mit dieser Aufgabe zu tun hat - zum Beispiel „Baum“, erklärt Mehlhorn. Als Nächstes übertragen sie die Eigenschaften des Wortes auf ihre Aufgabe. Ein Baum hat Blätter, sie spenden Schatten. Übertragen auf ein Handy könnte das zur Idee anregen, ein Handy mit einem Sonnenschutz am Rand zu bauen. Dann lässt sich das Display in heller Umgebung besser erkennen.

6. Mindmapping

Hier entwickeln Mitarbeiter assoziativ Ideen zu einem Thema, erläutert van Aerssen. Angenommen, es geht darum, den Internetauftritt der Firma zu verbessern. Dann schreibt man zunächst das Problem in die Mitte eines Papierbogens. Danach schreibt jeder Aspekte dazu, die damit in Verbindung stehen: etwa „neue Navigation“ oder „mehr Bilder“. So ergibt sich ein Baumdiagramm als Inspirationsquelle. Der Vorteil: Bei der Auswertung sieht man auf einen Blick, welche Dinge sich gut kombinieren lassen und was zusammenhängt, erklärt van Aerssen.

7. Walt-Disney-Methode

Der Filmemacher Walt Disney soll bei seiner Arbeit immer nacheinander in drei Rollen geschlüpft sein: in die des Träumers, des Realisten und des Kritikers. Wenn Mitarbeiter ihm dies nachtun, kann es helfen, sich der Reihe nach auf drei verschiedene Stühle zu setzen.

Ein Beispiel: Gefragt sind Ideen für ein neues TV-Gerät. „Als Träumer überlegen Sie beispielsweise, dass Sie die Fernbedienung durch Gestensteuerung ersetzen wollen“, erläutert Meyer. „Anstatt die Idee gleich wieder zu verwerfen, werden Sie zum Realisten und überlegen, wie Sie das genau umsetzen wollen. Erst am Ende kritisieren Sie die Idee.“

Danach betrachtet man die Kritikpunkte wieder als Träumer und überlegt, wie man sie überwinden kann. Am Ende komme vielleicht heraus, dass nur einige Funktionen wie die Stummschaltung durch Gesten gesteuert werden. Sonst müsste der Zuschauer ständig mit den Armen herumfuchteln.

8. Sechs-Hüte-Übung

Diese Technik hat der Mediziner Edward de Bono entwickelt. Sie beinhaltet ein noch etwas differenzierteres Rollenspiel als die Arbeitsweise von Walt Disney. Die Teilnehmer nehmen jeweils eine bestimmte Sichtweise ein: Der weiße Hut steht etwa für den analytischen Blick auf objektive Fakten, der rote für Gefühle und Intuition. Den gelben Hut trägt der Optimist, der schwarze Hut ist für den Bedenkenträger. Der grüne Hut ist der kreative Kopf im Kreis, und der blaue Hut moderiert die Runde.

Im Laufe der Diskussion lassen sich die Rollen wechseln, indem die Teilnehmer einen anderen Hut aufsetzen. Was das bringt? „Man zwingt sich, Fragen aus der anderen Perspektive zu betrachten“, erklärt Meyer. Das sorge dafür, dass die Teilnehmer sich nicht selbst blockieren und innere Widerstände überwinden.

So sei eines der größten Hindernisse die Angst vor der eigenen Kreativität. „Wir haben irgendwo in unserem Kopf einen kleinen Miesmacher-Gnom, der uns ständig sagt: „Deine Ideen sind nicht gut.““, erläutert Meyer. Diesen Gnom müssten Berufstätige austricksen. Viele hätten schon erlebt, wie ein anderer eine Idee zum Erfolg führt, die sie selbst schon früher hatten. „Der Unterschied ist banal: Der andere hat an die Idee geglaubt und den Miesmacher-Gnom überlistet.“ (dpa)

Buchtipps:

Edward de Bono: De Bonos neue Denkschule. Kreativer Denken, effektiver arbeiten, mehr erreichen (mvg Verlag)

Jens-Uwe Meyer: Das Edison-Prinzip: Der genial einfache Weg zu erfolgreichen Ideen (Campus)

Matthias Nöllke u.a.: Kreativ im Job: Techniken und Spiele (Haufe-Lexware)

Ein Brainstorming sollte länger als fünf Minuten dauern - nur so kommt etwas dabei heraus.
Ein Brainstorming sollte länger als fünf Minuten dauern - nur so kommt etwas dabei heraus.
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Inspirationsquelle: Beim Mindmapping sieht man auf einen Blick, welche Punkte sich gut kombinieren lassen.
Inspirationsquelle: Beim Mindmapping sieht man auf einen Blick, welche Punkte sich gut kombinieren lassen.
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Für Kreative ist es wichtig, Fragen auch mal aus der anderen Perspektive zu betrachten.
Für Kreative ist es wichtig, Fragen auch mal aus der anderen Perspektive zu betrachten.
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