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Abenteuer Krawattenkauf Abenteuer Krawattenkauf: Kaum ein Mann kauft seinen Schlips selbst

30.01.2006, 14:31

Köln/Hamburg/dpa. - Zu keinem anderen Kleidungsstück haben Männer ein so gebrochenes Verhältnis. Einerseits ist der Halsbinder ihr ureigenes Schmuck- und Imponierwerk. Andererseits überlassen nach Schätzungen der Modeindustrie zwei Drittel der Männer die Auswahl des guten Stücks ihrer Ehefrau, Freundin oder Mutter. Selbst Unternehmensbosse freuen sich wie kleine Jungen, wenn sie auf Kollegenlob für die neue Krawatte antworten können: «Die habe ich selbst gekauft!»

«Die Beschäftigung mit Mode wird immer noch als unmännlich angesehen», sagt Gerd Müller-Thomkins vom Deutschen Mode-Institut in Köln. Immerhin gingen die 20- bis 30-Jährigen selbstbewusster damit um. Doch die Entscheidung kann gerade bei Krawatten schwer fallen: Rund 15 000 Stücke in den verschiedensten Farben, Mustern und Stoffen warten etwa beim Herrenausstatter Hirmer in München auf den Kunden.

Zum Glück gibt es Vorbilder: Das Deutsche Mode-Institut kürt seit den Sechzigern den «Krawattenmann des Jahres» - dieses Jahr am 29. November. Zu den Geehrten zählen Willy Brandt oder der Musiker und Moderator Götz Alsmann. «Kunden beziehen sich immer wieder auf Prominente», sagt Roman Hosek vom Herrenbekleidungshaus Anson's in Hamburg. So beeinflusse etwa «Tagesthemen»-Moderator Ulrich Wickert viele Männer.

Das Abgucken kann aber auch schiefgehen. «Krawatten sind eine sehr persönliche Angelegenheit», warnt Müller-Thomkins. Als erstes sollte der Mann sich daher fragen: «Wer bin ich?» Eher der klassische Typ, sportlich-elegant oder lässig-bequem? Dann sollte es um den Farbtyp gehen, denn nicht jeder passt zur Haut- und Haarfarbe. «Stellen Sie sich vor einen Spiegel, halten Sie sich verschiedene Farben vor die Brust, und achten Sie darauf, wie sich Ihr Teint verändert.»

Als drittes stellt sich die Frage nach der modischen Courage. «Zeitlos sind Streifen in Anlehnung an britische Club- oder Regimentskrawatten», sagt Roetzel. Berühmtes Beispiel: die «Brigade of Guards» in Magenta und Dunkelblau. Modeunabhängig sind ebenfalls Punkte - je kleiner, desto förmlicher.

Paisley-Muster sind ein Klassiker, der derzeit wiederbelebt wird. «Wenn man in der Regel Anzüge in Grautönen und darunter unifarbene weiße oder hellblaue Hemden trägt, kann man mit solchen Mustern und Farben nicht viel falsch machen», versichert Roetzel. Auch Anhänger der aktuellen Mode können momentan zu Streifen greifen, aber in kräftigeren Tönen. «Ein gewisses Risiko ist damit verbunden.» Je gewagter die Farben und das Dessin, desto eher misslingt die Abstimmung mit Anzug und Hemd.

Außerdem sind auch Krawatten «Saisonartikel», wie es bei Hirmer in München heißt. So sind in diesem Herbst gedeckte Grüntöne, lila und petrol en vogue. Für das Frühjahr werden aber Beerenfarben von pink bis rot sowie aqua erwartet. Letzteres ist laut Hosek eine «maskuline Mischung aus blau und türkis». Auch eine Ablösung der Streifen ist für das Frühjahr in Sicht: «Kleine Muster - Rauten, Punkte, Karos und Kästchen», kündigt Müller-Thomkins an.

INFO-KASTEN: Tipps zum Krawattenkauf

Es gibt maschinell und handgenähte Krawatten. Handarbeit kostet ab zirka 50 Euro. Wichtig ist es für Stilberater Bernhard Roetzel, dass die Krawatte gerade genäht wurde und eine ausreichend voluminöse Einlage hat. «Fassen Sie den Binder am dünnen Ende und lassen sie ihn herunter baumeln.» Dreht er sich, ist er verschnitten.

Hemd und Anzug oder Sakko sollten zum Kauf mitgenommen werden - «es sei denn, Sie eignen sich ein Baukastenprinzip an», sagt Roetzel. Wer immer Anzüge in Grautönen trägt, könne sich auf unifarbene weiße oder hellblaue Hemden konzentrieren. «Zu solchen Standards sollten Sie immer leicht eine passende Krawatte finden.»