1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. 65. Geburtstag: 65. Geburtstag: Bikini - Mehr oder weniger

65. Geburtstag 65. Geburtstag: Bikini - Mehr oder weniger

Von ELKE RICHTER 10.06.2011, 20:20
Micheline Bernardini, eine Nackttänzerin des Pariser Casinos, präsentiert am 5. Juli 1946 in einem Schwimmbad in Paris den ersten Bikini, den der französische Ingenieur Louis Reard entwickelt hatte (FOTO: DPA)
Micheline Bernardini, eine Nackttänzerin des Pariser Casinos, präsentiert am 5. Juli 1946 in einem Schwimmbad in Paris den ersten Bikini, den der französische Ingenieur Louis Reard entwickelt hatte (FOTO: DPA) AFP

Halle (Saale)/MZ. - Dass es sooo heiß werden würde, an diesem wolkig-warmen Juli-Tag, damit hätte Louis Réard nicht gerechnet. Dabei hatte sich so was schon vor Beginn der Bademoden-Präsentation im Pariser Nobelbad Molitar angedeutet. Denn keines der gertenschlanken Mannequins war bereit, in dieses minimalistische Dingsda zu schlüpfen und damit vor aller Augen auf dem Laufsteg rumzutippeln. So musste Micheline Bernardini ran, eine Stripperin, mit solcherart leichter Bekleidung vertraut. Sie führte am 5. Juli 1946 die bis dato knappste Badebekleidung der Welt vor, kreiert von Louis Réard, einem ehemaligen Maschinenbauingenieur, der ins Bademodenfach gewechselt war. Und prompt schlugen gleich nach dem Debüt die Wellen der Entrüstung hoch. In Paris und in der ganzen Welt.

Klar, dass der Bikini wegen der massiven Proteste kurz nach seiner Geburt in den öffentlichen Badeanstalten erst mal auf Tauchstation gehen musste. Doch das Badeverbot für den Zweigeteilten währte nicht lange. Dank Filmstars wie Brigitte Bardot und Bond-Girl Ursula Andrees bekam er Oberwasser und liefert sich seit Jahren in jeder Bade-Saison aufs Neue mit dem Einteiler ein farbenfrohes Wettschwimmen.

Doch ausgerechnet kurz vor dem 65. Geburtstag des zweigeteilten Badekostüms kommt eine Umfrage des Online-Reisebüros "ab-in-den-urlaub.de" zu dem Fazit, dass der Einteiler derzeit wieder Land sieht. So sei der Anteil der Badeanzug-Trägerinnen bei den Frauen unter 40 Jahre um elf Prozent und bei den über 50-Jährigen sogar um 20 Prozent gestiegen. Doch keine Angst, liebe Bikini-Fans: Ungeachtet der Renaissance des Einteilers - 45 Prozent der Frauen in Deutschland will 2011 im Badeanzug schwimmen gehen - geht der knackige Minimalist auch in seinem Jubiläumsjahr schon mal rein rechnerisch nicht baden. Im Gegenteil: Der Senior gibt sich ziemlich futuristisch. Dank auch einiger pfiffiger Erfindungen.

So könnte in Zukunft der so genannte iKini im wahrsten Wortsinn für Spannung am Strand sorgen. Erfinder Andrew Schneider, ein Designer aus New York, hat aus kleinen, flexiblen Solarzellen einen sonnenhungrigen Zweiteiler gebastelt. Vom Hersteller in etwa 80 Stunden Handarbeit zusammengefügt, versorgt der "iKini" über einen USB-Anschluss mobile Geräte wie etwa MP3-Player oder Kamera beim Sonnen auf der Wiese und am Baggersee kostenlos mit Solarstrom. Umgerechnet etwa 135 Euro sind für den wasserscheuen Zweiteiler veranschlagt.

Wesentlich tiefer in die Tasche greifen müssen High-Tech-Fans für den ersten 3-D-gedruckten Bikini der Welt. Er heißt N12. Für ihn muss man mindestens 450 Euro löhnen. Dafür ist der außergewöhnliche Wellenbrecher aber ein echter Hingucker. Das Produkt eines Designer-Duos von Continuum Fashion besteht aus hunderten kleiner Nylon-Scheiben - daher rührt der Name des Bikinis -, die durch winzige Federn aus dem gleichen Material zusammengehalten werden. Die Badebekleidung, die fix und fertig aus dem Drucker kommt und in der regulären Version weiß strahlt, soll wasserfest und anschmiegsam sein. Continuum Fashion bietet das Bikini-Oberteil für acht Körbchen- und drei Körpergrößen an. Vom Höschen gibt es zwei Ausführungen. Eine davon ist in drei Größen zu haben.



Wer beim Baden doch lieber traditionell auf Stoff setzt, der hat in dieser Saison wieder die Qual der Wahl, sich aus der Fülle raffinierter Bikini-Modelle den passenden Dress auszusuchen, gern auch wie im Baukasten Ober- und Unterteil nach eigenen Wünschen und Größen individuell zusammengestellt. Ganz oben auf der Modewelle schwimmt, wer sich mit leuchtenden Farben und frechen Musterungen anfreunden kann. Von Blumen und Streifen über Pünktchen und Karos bis Animal-Prints und Retro-Drucken reicht das Spektrum. Dazu gesellen sich Rüschen, Raffungen und Häkeloptiken. Weniger ist mehr, heißt das Motto in dieser Saison. Was bedeutet: Wer anziehend ausgezogen sein will, der zeigt nicht mehr so viel Haut. So zählen denn auch die gefütterten Bandeau-Oberteile und die Höschen mit angeschnittenen Beinen, die die 50er Jahre aufleben lassen, zu den Bikini-Favoriten.