Zwist bei Wagners Zwist bei Wagners: Nike Wagner attackiert ihre Cousinen

Hamburg/Bayreuth/dpa. - «Das istunverständlich, beschämend und skandalös», sagte die Chefin desKunstfestes Weimar dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». DieBringschuld der Familie Wagner gegenüber Liszt, Richard WagnersSchwiegervater, sei gewaltig. «Ich bin tief getroffen, dass meineCousinen taub waren für meine Bitte, das Festspielhaus zu öffnen fürein großes Fest- und Geburtstagskonzert am 22. Oktober», sagte NikeWagner.
«Es wäre ein grandioses Ereignis gewesen», sagte sie. «Und einBeginn der Schuldentilgung.» Liszt (1811-1886) habe viel für RichardWagner (1813-1883) getan und diesen stets «nibelungentreuunterstützt». Nach Wagners Tod habe ihn die Familie jedoch «in dieVersenkung befördert». «Er hat bei den Wagners nie etwas gegolten»,klagte Nike Wagner.
Auch ein anderes Jubiläum werde in Bayreuth nicht gewürdigt: 1951,vor 60 Jahren, habe Wieland Wagner - Nike Wagners Vater - «mit seinenrevolutionären Regiearbeiten begonnen und Bayreuth aus der braunenVerseuchung geholt, stilistisch wie ideologisch». Aber in Bayreuthgebe es keine Ausstellung oder Veranstaltung dazu. «Warum?Geschichtsvergessenheit der Stadt? Die langen Arme des Regimes vonWolfgang?» fragte Nike Wagner. Die Festspielchefinnen sollten sichnicht «zu Agentinnen der Probleme ihres Vaters machen». Derlangjährige Bayreuther Festspielchef Wolfgang Wagner, der 2010gestorben ist, habe versucht, seinen 1966 gestorbenen Bruder Wielandvergessen zu machen.
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), eine regelmäßigeBayreuth-Besucherin, wurde bei der Kritik nicht ausgespart: Siewundere sich über die «bedingungslose Verbundenheit von Frau Merkelmit dem politisch höchst krisenträchtigen Komplex Bayreuth», sagteNike Wagner. Es wäre besser, «wenn unsere Regierungschefin einmal dieRunde machen würde und den anderen Häusern und Festivals die Ehregäbe - denen, die darben, die sich fürs Neue engagieren und vonMedien und Geldgebern vernachlässigt werden».