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Zum Tode Paco de Lucias  Zum Tode Paco de Lucias : Der Saitenzauberer, der den Flamenco globalisierte

Von Steffen Könau 26.02.2014, 15:49
Der spanische Stargitarrist Paco de Lucia tritt 2013 in Mexiko-Stadt auf.
Der spanische Stargitarrist Paco de Lucia tritt 2013 in Mexiko-Stadt auf. dpa Lizenz

Halle(Saale)/MZ - Finger, die wie von selber über das Griffbrett wieseln. Der seidige Klang von Nylonsaiten, die in einem Tempo gezupft werden, das es schwer macht, zwischen Melodie und Rhythmus zu unterscheiden. Zumal wenn drei Meister an ihrem Instrument gemeinsam aufbrechen, aus Jazz, Pop, Flamenco und  Klassik ein völlig neues Hör-Erlebnis zusammenzupuzzeln.

Legendäres Live-Konzert

Das Live-Album „Friday Night in San Francisco“, das der Spanier Paco de Lucía 1981 mit den Jazzgitarristen Al Di Meola und John McLaughlin aufgenommen hatte, öffnete Millionen Menschen Tore zu neuen Welten, auch in der DDR. Hier, wo eigentlich alles sehr viel später ankam, was draußen geschah, war die Plattenfirma Amiga einmal schnell: Nur wenige Monate nach der Veröffentlichung des nur fünf Stücke umfassenden Werkes lag die Schallplatte auch unter den Ladentischen der DDR.

Für  Paco de Lucía, am 21. Dezember 1947 im spanischen Algeciras als Sohn einer Musikerfamilie geboren, war es nicht der erste Erfolg seiner Laufbahn. Schon mit 18 veröffentlichte er sein erstes Album, nach zehn Jahren konnte er auf 14 Platten und mit „Entre dos Aguas“ auch auf einen ersten Hit verweisen.  Die Zeiten waren gut zu dem Mann, der schon Gitarre gespielt hatte, ehe er laufen konnte. Nach der ersten  Rock-Welle entdeckten die Hippies  die Wurzeln ihrer Musik auch  jenseits von Blues und Country, sie gruben nach der Folklore fremder Länder, nach indischen Sitar-Meistern wie Ravi Shankar und eben dem spanischen Flamenco-Virtuosen De Lucía.

Inspiration für andere Gitarristen

Ein Globalisierungsschub,  den der Mittzwanziger mit der Angewohnheit, die Augen beim Spielen geschlossen zu halten, selbst beförderte.  De Lucía war es, der  dem  traditionellen Flamenco Infusionen aus Klassik und  Jazz verpasste, die zuerst den Rockgott Eric Clapton, später die Hits der Dire Straits  und das Gitarrespiel von Saitenzauberern wie Tommy Emmanuel und Laurence Juber inspirierte.

Paco De Lucía selbst aber wurde kein Popstar. Bis Ende der 90er brachte der Mann, dessen voluminöser Seitenscheitel einer hohen Stirn gewichen war, ruhelos neue Alben heraus, auf denen er seinen flüssigen, über akzentuierten Rhythmen tanzenden Stil verfeinerte. Er arbeitete mit  Größen wie Chick Corea und Bryan Adams zusammen, den er beim Filmsong „Have You Ever Really Loved A Woman“ begleitete, und spielte für die deutsche Rocksängerin Julia Neigel Gitarre. Zwischendrin zog es ihn auf die Straße, zu Festivals, immer wieder aber auch solo auf Tournee, unterwegs „Entre dos aguas“ - zwischen zwei Wassern - wie er es selbst nannte. Zusammen mit McLaughlin und Al Di Meola kam er Mitte der 90er Jahre auch einmal noch nach Mitteldeutschland, wo seine Musik einst aus Amiga-Vinyl klang und wo ihm heute Gitarristen wie Falk Zenker, Jan Pascal und Alexander Kilian nacheifern. Am Dienstag  starb der  Meister im Alter von 66 Jahren in Mexiko an einem Herzinfarkt, während er mit seinen Kindern am Strand spielte.