1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Zum Tod von Philine Fischer: Zum Tod von Philine Fischer: Protagonistin in der Händel-Renaissance

Zum Tod von Philine Fischer Zum Tod von Philine Fischer: Protagonistin in der Händel-Renaissance

Von Matthias Frede 24.01.2001, 18:44

Halle/MZ. - "Blumen, Reden, Feierlichkeit, vermischt mit Tränen - das mochte ich nicht", kommentierte Philine Fischer, nachdem sie sich 1981 gleichsam über Nacht endgültig von der Bühnenkarriere verabschiedet hatte. Die Herodias in der Strauss-Oper "Salome" war ihre letzte Rolle am damaligen Landestheater Halle, zu dessen Solisten-Ensemble sie fast drei Jahrzehnte kang gehörte.

Nun hat sich ihr Leben für die Musik vollendet: Am Montag ist die namhafte Sängerdarstellerin, die dem Opernhaus Halle als Ehrenmitglied verbunden war, kurz vor ihrem 82. Geburtstag in Leipzig gestorben.

Kammersängerin Philine Fischer zählte zu den herausragenden Protagonisten der 1952 beginnenden halleschen Händel-Renaissance. Die Zusammenarbeit mit Generalmusikdirektor Horst-Tanu Margraf, Regisseur Heinz Rückert, der sie nach Halle holte, sowie Bühnenbildner Rudolf Heinrich, mit ebenso prädestinierten Sängerkollegen wie Rolf Apreck, Werner Enders, Kurt Hübenthal, Hellmuth Kaphahn oder Günther Leib bezeichnete sie später rückblickend als "unglaublich anregende und schöpferische Zeit in meiner Laufbahn, weil ich als Künstlerin Erfüllung fand".

Neben zahlreichen anderen Opernrollen verkörperte die Sopranistin in Halle nicht weniger als 14 Händel-Partien, darunter die Deidamia, Polissena ("Radamisto"), Mahamaya ("Poros") und Alcina. Für ihre exponierten künstlerischen Leistungen wurde sie mit dem ersten Händel- und dem DDR-Nationalpreis (1959) dekoriert sowie auch zum Ehrenmitglied der internationalen Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft ernannt. Am 1. Februar 1919 geboren und im Leipziger Elternhaus musisch erzogen, wirkte Philine Fischer nach dem Gesangsstudium in ihrer Heimatstadt zunächst als Lied- und Oratoriensängerin, ehe sie 1942 ihr Bühnendebüt in Oldenburg gab und von 1945 bis zum halleschen Engagement 1952 Solistin des Leipziger Opernensembles war.

Die zweimal verheiratete Seniorin der großen Leipziger Musikerfamilie Fischer-Sannemüller-Krumbiegel, zu der auch ihr Enkel, der Rock-"Prinz" Sebastian, gehört, nahm bis zuletzt noch regen Anteil am halleschen Musik- und Theatergeschehen.

Betroffen von der Todesnachricht, erinnert sich Opernhaus-Intendant Klaus Froboese: "Sie besuchte häufig unsere Generalproben oder Premieren und hat die Händel-Halle mit eröffnet. Ihre offenen und kritischen, oft humorvollen Worte wussten wir stets zu schätzen." Mit Philine Fischer ist nicht nur eine Händel-Legende gestorben.