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Zum Tod von Heinz Rammelt Zum Tod von Heinz Rammelt: Ein großer Zeichner, der die Manege liebte

Von Christian Eger 30.06.2004, 16:56

Dessau/MZ. - Heinz Rammelt, der in München und Leipzig ein Studium der Malerei absolviert hatte, entwarf die Hauptfigur für den einzigen fertiggestellten Streifen des Pionier-Unternehmens - den 17-minütigen Trickfilm "Armer Hansi", eine Kanarien-Vogel-Story, die zwei Jahre Arbeit verschlang; die Musik lieferte Oskar Sala, später als Hitchcock-Vertoner weltberühmt. Heinz Rammelt arbeitete so gut, dass Waldemar Bonsels ihn für die Verfilmung seines Bestsellers "Biene Maja" zu gewinnen suchte. Dazu kam es nicht mehr: Rammelt wurde 1943 zur Wehrmacht einberufen; die Studios, die 1948 ihren ersten abendfüllenden Film liefern sollten, wurden 1944 aufgelöst.

In Leipzig 1912 als Sohn der Landschaftsmalerin Käthe Rammelt-Bürger geboren, war Heinz Rammelt bereits vor seiner Studio-Zeit kein Unbekannter mehr. 1936 legte er unter anderem das Comic-nahe Bilderbuch "Hannibal und Bambu bei den Känguruhs" vor, 1937 "Manege frei!" (100 000 Mal verkauft); er illustrierte die Tiergeschichten von Franz Graf Zedtwitz, Reiseberichte von Hans Schomburg. Einige der vielen Titel gelangten nach 1945 zu Neuauflagen, andere kamen hinzu - so das beliebte Bilderbuch "Fest der Tiere".

Über Oschersleben und Bernburg kam Rammelt nach 1945 nach Dessau, wo er seit 1954 mit seiner Familie lebte; seine Tochter Annekathrin Bürger machte sich als Schauspielerin einen Namen, der Sohn Olaf Rammelt als Grafiker.

Dem regionalen Publikum wurde Heinz Rammelt - dessen künstlerische Hingabe neben den Tieren dem Zirkus und dem Theater gehörte - als Schnellzeichner "Meister Tusche" bekannt. Die DDR setzte auf Puppen- statt Zeichentrickfilm, also zeichnete Rammelt für die Presse: u. a. für "Eulenspiegel", "Atze", "NBI". Für die Defa lieferte er die Dia-Farbbildstreifen "Hase und Wolf", "Herr Fuchs und Frau Elster", "Bärchens Abenteuer".

Heinz Rammelts großes Talent als ein den Kindern zugewandter Zeichenlehrer und Entertainer ließ in der Wahrnehmung vor Ort seine überregionale Geltung als Künstler verblassen. Dabei war Heinz Rammelt ein Grafiker von Rang, als Tierzeichner ein Ausnahmekünstler. Früh hatte er seinen Stil gefunden: das Dynamische und Plastische zeigte die Herkunft vom Film her, der leichte Strich den Einfluss der Kalligraphie. Ein Künstler, der die fahrenden Künstler liebte: Am 24. Juni ist Heinz Rammelt 92-jährig in Dessau gestorben.