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Zum Tod von Christian Graf von Krockow Zum Tod von Christian Graf von Krockow: Preußische Geschichte und Versöhnung im Blick

20.03.2002, 09:10
Christian Graf von Krockow
Christian Graf von Krockow dpa

Hamburg/dpa. - Der Publizist und Politikwissenschaftler ChristianGraf von Krockow, der sich vor allem mit Sachbüchern über dieGeschichte Preußens einen Namen gemacht hat, ist tot. Krockow seibereits am Sonntag im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf an denFolgen eines Herzinfarkts im Alter von 74 Jahren gestorben, teiltesein Sohn Alexander-Pascal Graf von Krockow am Mittwoch der dpa mit.Der aus dem pommerschen Rumbske stammende Autor hat unter anderemBiografien über Friedrich den Großen, Kaiser Wilhelm II. und denWiderstandskämpfer Claus Graf Schenk von Stauffenberg geschrieben.Krockow galt als ein Pionier der Aussöhnung mit Deutschlandsehemaligen Kriegsgegnern in Osteuropa.

Nach Schilderung seines Sohnes wollte Krockow den Herzinfarktzunächst ignorieren. Erst nach langem Drängen habe sich sein Vatervor etwa zehn Tagen vom Notarzt ins Krankenhaus schicken lassen, woer auf die Intensivstation kam. Nachdem sich sein Zustand zunächstgebessert und dann rapide verschlechtert habe, sei er amSonntagmorgen gestorben. Dies bestätigte auch die Klinik.

Zu Krockows meistgelesenen Werken gehört «Eine Warnung vorPreußen» (1981). Viel Beachtung fanden auch «Die Reise nach Pommern»(1983), «Friedrich der Große» (1984), «Die Deutschen in ihremJahrhundert» (1990), «Fahrten durch die Mark Brandenburg» (1991),«Kaiser Wilhelm der II. und seine Zeit» sowie «Churchill. EineBiographie des 20. Jahrhunderts» (beide 1999). Anlässlich seinesbevorstehenden 75. Geburtstag am 26. Mai waren die Bände «Eine Frageder Ehre - Stauffenberg und das Hitler- Attentat vom 20. Juli 1944»und «Einspruch gegen den Zeitgeist» erschienen. Noch vor zwei Wochenhatte Krockow den Auftrag angenommen, eine Doppelbiografie überAlexander und Wilhelm von Humboldt zu schreiben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchtete Krockow nach Stade, von 1947an studierte er in Göttingen Philosophie, Soziologie und Staatsrecht.Seine akademische Karriere begann 1960 mit einen Ruf an den Lehrstuhlfür Politikwissenschaften an der pädagogischen Hochschule Oldenburg.Ein Jahr später wurde er als Professor für Politikwissenschaften nachGöttingen berufen. Von 1966 bis 1969 lehrte Krockow in Saarbrücken,Zürich und Frankfurt, ehe er den Hochschuldienst quittierte, weil ermit den rebellierenden Studenten der 68er-Generation nicht fertigwurde. Stattdessen unternahm er zahlreiche Studienreisen, etwa in diedie UdSSR und nach China. Diese endeten meist mit Schriften zuinternationalen Systemvergleichen.

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit waren die historischen,politischen und gesellschaftlichen Aspekte des Sports. DerSportsoziologie gab er nach Ansicht von Fachleuten wichtige Impulse.

Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt Krockow das GroßeVerdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. 1994 wurde er unteranderem für seinen Einsatz um die Versöhnung zwischen Deutschen undihren östlichen Nachbarn mit dem Dr.-Leopold-Lucas-Preis derUniversität Tübingen geehrt.