Zum Tod des Schriftstellers Helmut Sakowski Zum Tod des Schriftstellers Helmut Sakowski: Zeitzeuge, Chronist, Stehaufmännchen
Halle/MZ. - Mit Kinderbüchern gut gestartet, mauserte er sich bald dank bodenständiger, historisch verbrämter Geschichten zu einem viel gelesenen Chronisten seiner Wahlheimat Mecklenburg. Am Freitag ist der Schriftsteller Helmut Sakowski 81-jährig in Wesenberg bei Neustrelitz an einem Herzleiden gestorben.
Sakowski ist der literarische Kronzeuge der Umwälzungen auf dem Lande nach 1945 gewesen - seine Fernsehromane wie "Wege übers Land" (1968) oder "Daniel Druskat" (1976) haben immer wieder (auch nach der Wende noch einmal) Millionen vor den Fernseher gelockt. Das lag gewiss nicht zuletzt an der Besetzung mit Stars der DDR-Schauspieler-Zunft wie Ursula Karusseit, Angelica Domröse, Manfred Krug, Armin Mueller-Stahl und Hilmar Thate, die sich später eher peinlich distanziert zu diesen "Sünden" verhielten. Tatsächlich aber hat Sakowski ein Panorama der Kriegs- und Nachkriegszeit in Ostdeutschland gezeichnet, das bei aller sozialistischen Korrektheit (und gerade wegen ihr) als brauchbares Zeitbild taugen kann - nicht als Ideal.
Das hat er in der späten DDR selber nicht mehr so recht erkennen können. Was prompt bestraft wurde: Gab es zum 60. Geburtstag des "lieben Genossen" am 1. Juni 1984 noch persönliche Glückwünsche von Erich Honecker im "Neuen Deutschland", fiel der Autor ein Jahr später wegen des maßvoll kritischen Buches "Wie ein Vogel im Schwarm" aus der Gnade. Auch die hallesche "Freiheit" rüffelte, Sakowski habe, abgelenkt durch "Alltagserscheinungen", den "Blick auf Zusammenhänge" aufgegeben.
Im 89-er Herbst hatte dann auch Sakowski Fragen nach Privilegien zu beantworten. Er hat sich nicht gedrückt. Wohl litt er später ein wenig unter Bedeutungsverlust, auch Freunde fehlten. Hin und wieder traf er sich mit Hermann Kant, von Prälank nach Pälitzhof (wo Sakowski sein Schreibdomizil hatte) ist es nicht weit. "Der ist ja auch ein ziemlich einsamer Mensch", hat Sakowski mitfühlend über seinen Chef im DDR-Schriftstellerverband gesagt. Am Ende schien der gelernte Förster, 1924 im brandenburgischen Jüterbog geboren, nicht einmal unzufrieden damit, wie alles gekommen war. Warum auch? Es fehlte ihm an nahezu nichts. Er schrieb und hatte Pläne. Nur das Herz hat nicht mehr gewollt.