Zum 200. Geburtstag von Wilhelm Hauff Zum 200. Geburtstag von Wilhelm Hauff: Nachricht vom Sieg des Guten

Halle/MZ. - Auf einer Rheinreise lernte unser Held seineCousine Luise kennen und lieben, der er schonbald ein Dasein an der Seite eines freienSchriftstellers bieten wollte. Doch als ersich eben im Kreis der Dichter angekommensah, fand das Glück ein jähes Ende . . . DasNervenfieber, dem Wilhelm Hauff 1827 nachkurzer, schwerer Krankheit erlag, wäre ihmselbst in der tragischen Nähe zum eigenen25. Geburtstag und zur Geburt seiner erstenTochter wohl als unlautere dramatische Wendungerschienen. Natürlich wurde auch in seinenGeschichten gestorben, doch trat ein solchdefinitives Ende nicht in so lakonischer Manierein. Wer in seinen Märchen den Tod fand, hatteihn verdient - und ging eben darum in jeneUnsterblichkeit ein, die auch Hauff seinendrei Almanach-Bänden verdankt.
Zwar bilden "Die Karawane", "Der Scheik vonAlessandria und seine Sklaven" sowie "DasWirtshaus im Spessart" nur einen kleinen Ausschnittaus dem Gesamtwerk, dessen Ausgabe letzterHand immerhin 36Teilbände umfasste. Dochwährend sich die "Memoiren des Satans", die"Phantasien im Bremer Ratskeller" oder auchder große romantische Entwurf "Lichtenstein"nur noch in staubigen Antiquariats-Ecken finden,sind die in den drei Rahmenhandlungen gefasstenGeschichten vom "Kleinen Muck" oder vom "ZwergNase", vom "Kalif Storch" oder vom "KaltenHerz" im Kanon deutscher Volksmärchen aufgehoben.
Beim Wiederlesen, zu dem nun eine Editiondes Aufbau-Verlages (516 Seiten, 10 Euro)einlädt, wird der Zauber der Märchen auchim Kontrast zur Biografie ihres Schöpfersdeutlich. Hauff, der als Redakteur für Literatur-Zeitschriftenauch die Konfrontation mit erfolgreicherenKollegen nicht scheute, behauptet in diesenErzählungen das Recht auf den Sieg des Guten -was in einem Zeitalter der Zensur keinesfallsselbstverständlich war. Dass er dabei in leuchtendenFarben erzählt und zugleich kulturelle Toleranzlehrt, die weit über das exotische Dekor hinausweist,macht ihn auch für die Gegenwart spannend.Und wenn er gleich gestorben ist: Seine Märchenbleiben Einübungen für das Leben.