«zeit zu lieben zeit zu sterben» «zeit zu lieben zeit zu sterben»: Menschen auf der Suche nach Liebe
Jena/MZ. - Fritz Kater hat mit "zeit zu lieben zeit zu sterben" ein seltsames Stück hinterlegt. Eigentlich ist es gar keins, sondern eine Art szenischer Collage aus dem wirklichen Leben. Dabei geht es dem Autor nicht um die Mutprobe, das Theater neu zu erfinden, sondern vielmehr um den Versuch, einen angemessenen Raum für vielsprachige soziale Erfahrungen zu orten. Die überlagern einander, treiben voneinander fort und senden Botschaften wie von fremden Sternen.
Verhandelt wird die Sehnsucht nach Liebe in lieblosen Zeiten. Frank Dorsch hat Fritz Katers im Herbst in Hamburg uraufgeführtes Triptychon jetzt im Theaterhaus Jena inszeniert. Das Spiel beginnt mit einem rasanten Monolog, der von den Akteuren im Chor gesprochen wird - eine Jugend im Ostberlin der Vorwendezeit ist zu besichtigen: Mädchen, von denen man träumt, Sex, den man gern hätte, und Gewalt, die alltäglich auch mit Worten ausgeübt werden kann. Lakonisch, präzise, auch komisch und in hohem Tempo läuft das ab, mit schnellen Schnitten.
Im zentralen Teil werden Innenansichten aus der DDR gezeigt: Ein Vater, der flieht. Onkel Breuer, der aus dem Knast kommt und die Mutter tröstet. Kinder auf der Suche nach Liebe und deprimierte Erwachsene in einer Welt, die längst aus der Zeit gefallen ist. Wie war's drin, wird Onkel Breuer gefragt. Wie war's draußen, fragt er zurück. Ein schillerndes Bild aus Bildern entsteht, Slapstick und Tragödie wechseln dabei flott - was manchmal zu Lasten der Scharfsicht geht. Hier fehlt die Strenge, die dem ersten wie dem dritten Teil (das Protokoll einer uneingelösten, erloschenen Liebe) die Strahlkraft verleiht. Schade. Trotzdem sehenswert.