Zaz im Interview Zaz im Interview: Französische Sängerin tritt in Leipzig auf

Leipzig - Ihren Stil kann man nicht klar definieren. Klassische Chansons interpretiert sie neu. Ihre Konzerte sind ein Feuerwerk aus Jazz, Pop und Swing gemischt mit tanzbaren Rhythmen aus der Discoszene. Viele vergleichen sie mit Edith Piaf.
Fest steht: Mit „Je veux“ landete die Französin Isabelle Geffroy, besser bekannt als Zaz, 2010 einen Welthit. Am 14. Dezember kommt die quirlige 36-jährige Sängerin für ein Konzert in die Arena Leipzig. Im Gespräch mit MZ-Volontärin Diana Serbe hat Zaz erzählt, wie die Musikindustrie sie als Mensch verändert hat.
Isabelle, man liest in den Medien oft, wie aufgeschlossen und zugänglich Sie sind. Wie würden Sie sich selbst in drei Worten beschreiben?
Zaz: Puh. Ich würde mich als „chanteuse“ bezeichnen. Das heißt, ich bin einerseits eine „Problemmacherin“, andererseits aber auch den Menschen sehr nahe. Auf jeden Fall bin ich energiegeladen. Und ich fordere viel von meinen Mitmenschen, in erster Linie aber von mir selbst.
An welchen Projekten arbeiten Sie aktuell?
Zaz: Ich mache eigentlich immer 10.000 Sachen. Aktuell gebe ich viele Interviews und wir bereiten die Tournee vor.
Sie sind im Dezember auch wieder in Mitteldeutschland unterwegs. Was fällt Ihnen auf deutschen Bühnen besonders auf?
Zaz: Ich merke immer wieder, dass die Deutschen sehr musikbegeistert sind und genau zuhören. Sie schätzen auch die kleinen Dinge, klatschen zum Beispiel nach einem Solo. Es herrscht eigentlich immer eine festliche Stimmung.
Was mögen Sie an den großen Bühnen, was an kleinen Clubs?
Zaz: Auf jeden Fall mag ich beides. Die Atmosphäre des Veranstaltungsortes ist sehr wichtig. In kleinen Clubs herrscht mehr Kneipenatmosphäre. Man trinkt und raucht. In Buenos Aires in der Arena haben aber auch 8.000 Leute miteinander getanzt und gefeiert. Das war genial!
Sängerin Zaz sieht die Bühne als Therapie
Wann haben Sie das erste Mal gemerkt, dass Sie für die große Bühne gemacht sind?
Zaz: Ehrlich gesagt: Ich bin vor den ersten Konzerten, die ich gegeben habe, in Ohnmacht gefallen. Die Bühne war dann für mich wie eine Therapie. Ich würde jedem, der Ängste hat, immer raten, sich der Angst zu stellen und sich selbst damit zu konfrontieren. Um noch mal auf meine Eigenschaften zurückzukommen: Das Paradoxe zeichnet mich aus. Ich stehe zum Beispiel vor Tausenden von Leuten auf einer Bühne und fühle mich total wohl. Gleichzeitig kann es passieren, dass ich in einer Menschenmasse bin und mich unwohl fühle. Das hängt sehr von meinem Gefühl ab, wenn ich morgens aufstehe. Ich kann da sehr sensibel sein.
Haben Sie ein besonderes Ritual vor Ihren Auftritten?
Zaz: Auf jeden Fall. Das Team und ich, wir raufen uns zusammen und stellen uns immer die gleiche Frage: Warum gehen wir auf die Bühne?
Wie unterscheidet sich Ihr aktuelles Album „Sur la route“ von den anderen Alben?
Zaz: Der offensichtliche Unterschied ist, dass es ein Live-Album ist. Darin sind Songs enthalten, die man auf der Bühne singt und die man durch und durch in sich aufgenommen hat. Auf der Bühne passieren auch unerwartete Dinge. Das Lied „Si jamais j'oublie“ daraus wurde letztens noch in Deutschland veröffentlicht, weil es da um sich selbst geht. Man ist in diesem System „Popmusik“ drin und sollte dabei nicht vergessen, wer man ist.
Welches Album würden Sie jemandem empfehlen, der Sie als Künstlerin kennenlernen möchte?
Zaz: Ich würde demjenigen sagen „Sieh’ mich live!“.
Mit „Je veux“ sind Sie sehr schnell weltweit bekannt geworden. Was hat sich seitdem für Sie verändert?
Zaz: Es war wie ein Schnellkurs, um mich selbst kennenzulernen. Ich kenne mich seitdem sehr viel besser und habe auch einige Aspekte meiner Persönlichkeit „entdramatisiert“. Es hat mich auch gereinigt, Dinge in mir haben sich geklärt. Ich bin im Allgemeinen jemand, der sich die ganze Zeit fragt, wer er ist und wer er sein will. Ich analysiere andauernd. Das ist ziemlich erschöpfend.
Sie sind aktuell die erfolgreichste französische Sängerin aller Zeiten. Hat Ihnen jemand mal gesagt, dass Sie mit Musik keinen Erfolg haben werden?
Zaz: Da gibt es einige. Meine Schuldirektorin (ich bin fast von der Schule geflogen) hat gesagt „Das ist kein Beruf, du wirst in der Gosse landen“, als sie hörte, dass ich Sängerin werden will. Es wird immer Leute geben, die dir irgendetwas erzählen wollen. Wichtig ist, dass du daran glaubst, was du willst.
Was würden Sie diesen Menschen entgegnen, wenn Sie sie wiedertreffen würden?
Zaz: Ich würde ihnen einfach die Zunge rausstrecken. Vielleicht würde ich auch einfach sagen „Vielen Dank, dass du nicht an mich geglaubt hast, so habe ich noch viel mehr an mich geglaubt.“ Diese Menschen haben einfach keine Träume mehr, weil sie traurig sind. Leider gibt es auch Kinder, die diesen Menschen glauben und deshalb keine Träume mehr haben. Gerade als Erwachsener gilt man als Vorbild und sollte aufpassen, was man sagt und wie man sich verhält.
Sie haben selbst mal als Sängerin an einem Talentwettbewerb teilgenommen. Was halten Sie heute davon?
Zaz: Ich denke, dass diese Wettbewerbe vor allem dazu da sind, sich zu präsentieren und zu lernen, wie das ist, von anderen angeschaut zu werden. Man sollte sich selbst die Frage stellen, was man daraus ziehen möchte. Möchte man berühmt werden oder nur experimentieren? Es geht ja auch immer darum, Erfahrungen zu sammeln. Man sollte das Ganze als Prozess verstehen.
Was möchten Sie musikalisch noch ausprobieren?
Zaz: Es gibt noch viel zu entdecken. Ich möchte gerne mehr mit Bildern arbeiten. Es gibt Filmemacher, die mich da sehr gut unterstützen könnten, um das Akustische mit dem Elektronischen zu vermischen.
Französische Chansons: Für Sängerin Zaz Verständigung über die Sprache hinaus
Was war das Schönste, das ein Fan Ihnen je gesagt oder geschrieben hat?
Zaz: „Wir verstehen zwar nicht, was du singst, aber wir nehmen das entgegen, was du gibst.“
Womit überraschen Ihre Fans Sie?
Zaz: Die Tatsache, dass die Fans mir Fotos von mir selbst geben, überrascht mich immer wieder.
Gehen Sie in den Tourstädten auch mal aus?
Zaz: Wir versuchen es, das klappt aber nicht immer. Was wir verfolgen, ist das Projekt „Zazimut“. In jeder Stadt, in der wir auftreten, suchen wir einen gemeinnützigen Verein und alles, was wir für Fanartikel einnehmen, spenden wir dem Verein. Es geht vor allem um das Vereintsein mit der Natur. Bis 2017 möchten wir ein weltweites Netzwerk mit diesem Projekt aufbauen. In Argentinien haben wir unter anderem ein Resozialisierungsprojekt in einer Favela gestartet, mediale Aufmerksamkeit bekommen und die Organisatoren ins Fernsehen gebracht.
Was würden Sie tun, wenn Sie einen Monat Zeit geschenkt bekommen würden?
Zaz: Ich würde die Zeit unbedingt in der Natur verbringen. Skifahren. Das habe ich schon seit drei Jahren nicht mehr getan. (mz)