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Theater Eisleben "Zauberer von Oz" am Theater Eisleben

Von Kai Agthe 28.04.2016, 19:52
Dorothy (Almut Liedke), Vogelscheuche (Christian Hellrigl), Löwe (Markus Lingstädt) und Blechmann (Patrick Oliver Schulz, v.l.)
Dorothy (Almut Liedke), Vogelscheuche (Christian Hellrigl), Löwe (Markus Lingstädt) und Blechmann (Patrick Oliver Schulz, v.l.) Markus Scholz

Eisleben - Erst erhebt sich vor Beginn der Vorstellung im Parkett ein Orkan aus vielen Dutzend Kindermündern, dann trägt auf der Bühne ein Sturm das Mädchen Dorothy (Almut Liedke) und Hund Toto mitsamt dem Haus ihres Onkels Henry aus Amerika in das Land Oz, wo ihr Bett beim Aufprall dummerweise eine Hexe erschlägt.

Zum Glück weiß die gute Nordhexe (Michaela Dazian), dass es sich bei dem Opfer um die böse Osthexe handelte, über deren Hinscheiden man nicht betrübt sein sollte, so das sich auch bei Dorothy die Trauer in Grenzen hält - zumal das Mädchen und ihr Hund nur eins möchten: wieder nach Hause.

So beginnt Lyman Frank Baums Kinderbuchklassiker „Der Zauberer von Oz“ aus dem Jahr 1900, der jetzt als Märchenspiel mit Musik von Wolfgang Welter und Florian Unruh am Theater Eisleben zu erleben ist und sich an Theaterfreunde ab fünf Jahren richtet. Zur Premiere erlebten Kita- und Schulkinder aus der Lutherstadt, dass die Nordhexe auf Dorothys Frage, wie sie wieder zu ihrem Onkel käme, keine Antwort wusste und sie an den Zauberer von Oz, der in der Smaragdstadt residiert, verwies.

Vogelscheuche, Löwe, Blechmann

Dorthin solle sie gehen, und zwar in den magischen Silberschuhen, die der bösen Osthexe gehörten. Für ein Zauberreich wie das Land Oz braucht es nicht viel an Ausstattung. Wenige Kulissen, Utensilien und Projektionen (Bühne und Kostüme: Ulrike Schlafmann) genügen, um das Wunderland hinter dem Regenbogen so zu imaginieren wie es sich Regisseurin Sonja Wassermann vorstellt. Und so macht sich Dorothy, mit neuen Sohlen an den Füßen und einem Lied auf den Lippen, auf, den Zauberer zu finden.

Auf dem Weg lernt sie – wie man es auch aus dem Hollywood-Film „Das zauberhafte Land“ (1939) mit Judy Garland kennt – drei wundersame Gesellen kennen, die alle je einen Wunsch haben, von dem auch sie hoffen, dass der Zauberer von Oz ihn erfüllen möge: Die Vogelscheuche (Christian Hellrigl) möchte, da sie nur Stroh im Kopf habe, Verstand, der Blechmann (Patrick Oliver Schulz) ein Herz, da er innen ja hohl ist, und der Löwe (Markus Lingstädt) wiederum wünscht sich Mut, weil er ängstlich wie eine Maus ist.

Märchenhaftes Eisleber Ensemble

Die Rechnung haben die Gefährten jedoch ohne die Westhexe (schaurig-schön: Oliver Beck) gemacht, die die Schwester der erschlagenen Osthexe und so böse ist wie eine Hexe nur sein kann. Natürlich freute die Kinder im Saal, dass sie ein böses Ende nimmt. Das wird ihr von Dorothy bereitet.

Den Sieg über die Alte hatte der Magier zuvor zur Bedingung gemacht, um den Freunden ihre Wünsche zu erfüllen. Und so überreicht der Zauberer von Oz (Oliver Beck) drei Wundermittel, die wohl eher Placebos sind, aber die so Beschenkten mit Stolz erfüllen: Ein kleines Kissen im Haar macht den Scheuch schlau, ein Leuchtherz lässt den Blechmann fühlen und ein riesiger Orden bestärkt den Löwen in dem Glauben, der König der Tiere zu sein.

Allein Dorothy kann der Magier nicht helfen. Denn er ist weder ein Zauberer noch mächtig, sondern ein Hochstapler, der seine Tricks im Zirkus lernte, ehe ihn ein Ballon nach Oz trug. Aber zum Glück hat Dorothy - daran erinnert die gute und stets kichernde Nordhexe - ihre silbernen Schuhe...

Das Eisleber Ensemble erweist sich wieder einmal als eine wunderbar vielseitige, solide singende und lustvoll aufspielende Truppe, die mit dem „Zauberer von Oz“ das junge Publikum zur Premiere so verzückte, dass es nicht nur Beifall spendete, sondern auch wiederholt „Zugabe, Zugabe“ rief. Einfach märchenhaft!

Nächste Vorstellungen: am 3. und 31. Mai sowie am 15. Juni, 9.30 Uhr   (mz)