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Zarah Leander Zarah Leander: Diva wäre am Donnerstag 100 Jahre alt geworden

Von Thomas Borchert 12.03.2007, 09:46
Die schwedische Schauspielerin und Sängerin Zarah Leander («Kann denn Liebe Sünde sein?») wurde am 15. März 1907 als Sara Stina Hedberg in Karlstad geboren. (Foto: dpa)
Die schwedische Schauspielerin und Sängerin Zarah Leander («Kann denn Liebe Sünde sein?») wurde am 15. März 1907 als Sara Stina Hedberg in Karlstad geboren. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/Stockholm/dpa. - Marlene Dietrich sang ihn auf Deutsch und die Leander auf Schwedisch. Zum 100. Geburtstag (15. März) hatdie selbst in Stockholm lebende Jacobi ein fesselndes und erfreulich unbefangen geschriebenes Buch über das Leben von Zarah Leander vorgelegt.

Im Zentrum steht naturgemäß der Aufstieg der hoch gewachsenenSängerin und Schauspielerin mit der tiefen Stimme zum unbestrittenen weiblichen «Superstar» für die Filmindustrie imnationalsozialistischen Deutschland. Leander hat sich bis zu ihrem Tod 1981 stets ohne den geringsten Anflug von Selbstzweifeln als«politische Idiotin» eingestuft, die allein künstlerischen Interessenund Instinkten gefolgt sei.

Jacobi bestätigt diese Version im Wesentlichen, ohne die willigeAusfüllung der ihr von Propagandaminister Joseph Goebbels zugedachtenRolle zu entschuldigen. «Sie ist ein klassisches Beispiel dafür, dassman sich im letzten Jahrhundert eben nicht scheinbar unschuldig ausder Politik heraushalten konnte», sagt die Biografin.

Vor ihrem Rückzug nach Schweden 1943 konnte die Leander einsagenhaftes Jahreshonorar von 800 000 Reichsmark einstreichen. Nachder deutschen Niederlage 1945 musste sie dafür als lang in ihrerHeimat Geächtete einen zeitweise hohen Preis zahlen. Jacobis Befund:«In Schweden wurde die eigene Verbandelung mit den Nazis lange massivverdrängt. Deshalb musste man auch auf eine wie Zarah Leanderbesonders heftig einschlagen.»

Die Biografin hat sorgsam recherchiert und ein sehr buntesLebensbild der Sängerin zusammengetragen. Jacobi schreibt ohne Scheuvor Widersprüchen, wie sie zum Leben auch einer Diva gehören. Siepräsentiert den bis in die Fingerspitzen geschäftstüchtigen undgrenzenlos erfolgreichen Showstar Leander mit der derselben Mischungaus Verständnis und Distanz wie die alternde Frau, die alsAlkoholikerin auch noch bei Kaffeefahrten auftritt: «Zur Rheumadeckegibt es die Leander.» Die «Määännerrrr» umschwirren die einstige Divanicht mehr, die jetzt für ihre Biografin nur noch «ein Mensch mitunstillbarer Sehnsucht nach Liebe ist».

Jutta Jacobi: Zarah Leander - Das Leben einer Diva Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 288 S., Euro 22,00 ISBN 13: 978-3-455-50010-3