Xavier Naidoo und Jürgen Todenhöfer veröffentlichen Friedenssong Xavier Naidoo und Jürgen Todenhöfer veröffentlichen Friedenssong: "Muslime tragen den neuen Judenstern"

Köln - Xavier Naidoo hat schon länger ein äußerst gespaltenes, wenn nicht gar pathologisch miserables Verhältnis zur Politik. In seinem Song „Raus aus dem Reichstag“ bezeichnet er deutsche Politiker zusammengefasst als Streber, Psychos und Mamasöhnchen, die in der Schule sozial versagt haben und sich nun als einflussreiche Abgeordnete an der Gesellschaft rächen wollen.
Im selben Lied singt er Passagen, die dem bekennenden Christen den Ruf eines Antisemiten einbrachten. Außerdem hat er immer wieder öffentlich bezweifelt, dass die Terroranschläge vom 11. September so stattgefunden haben, wie das von der US-Regierung offiziell erklärt wurde. Er selbst nennt sich einen Systemkritiker, andere sehen in ihm vielmehr einen fundamentalen Christen, einen Antisemiten und einen Verschwörungstheoretiker, der sich seit seinen Auftritten wie bei der „Reichsbürgerbewegung“ obendrein den Vorwurf gefallen lassen muss, am rechten Rand ein politisches Zuhause gefunden zu haben.
Simple Botschaften
In seinen Liedern setzt der Sohn Mannheims bevorzugt auf gleichermaßen simple wie häufig auch krude Botschaften. So auch in seinem neuen Song „Nie wieder Krieg“. Die Erstveröffentlichung überließ er Jürgen Todenhöfer, dem ehemaligen CDU-Abgeordneten, der vor nicht allzu langer Zeit den IS besucht hat, um herauszufinden, wie die Feinde der aufgeklärten Welt in ihrem Innersten eigentlich funktionieren. Am Donnerstag postete Todenhöfer das Werk pünktlich zur Abstimmung des Bundestags über einen Bundeswehreinsatz in Syrien auf Facebook. Nicht um den IS zu bekämpfen würde sich Deutschland engagieren. „Sondern aus Bündnisgründen, Hollande zu Liebe“, schrieb er dazu und ließ einen Appell folgen: „Helft uns diese Botschaft zu verbreiten.“
Das hat offensichtlich geklappt. Der Song ging sofort viral, wie man heutzutage sagt. Er wurde bereits knapp zwei Millionen mal aufgerufen, Todenhöfers Beitrag wurde knapp 90.000 mal geteilt (Stand: 4.12.2015, 11 Uhr).
Naidoo bleibt seiner alten Linie treu. "Nie wieder Krieg, wenn wir das nicht sagen dürfen, dann läuft doch etwas schief", heißt es im Refrain. Ein Vers, der irgendwie an die populistischen Parolen von Pegida erinnert. Wer in Deutschland seine Meinung frei äußern will, dem wird sie verboten, weil sie unbequem ist. In diesen Zusammenhängen fiel dann gerne auch der Begriff „Lügenpresse“. Doch wer ist dieses „wir“ eigentlich, von dem er da singt? Und wer hat diesem „wir“ je verboten zu sagen, dass man lieber keinen Krieg möchte?
Und so geht es munter weiter. „Wer vom Krieg profitiert, ist irritiert, wenn er seinen Propagandakrieg verliert“, reimt Naidoo. Man muss lange nachdenken, um zu verstehen, was er meinen könnte. Und selbst dann kommt man nicht dahinter. Aber auch für Empörungspotential hat Naidoo gesorgt: „Muslime tragen den neuen Judenstern, alles Terroristen, wir haben sie nicht mehr gern.“ Das Schicksal der Muslime mit dem der Juden im Dritten Reich zu vergleichen, mit der systematischen Vernichtung von Menschen, das muss man erstmal schaffen, ohne dass das Gehirn krampft. Naidoo macht es einfach. Und die NPD findet es gut. Der Ortsverband aus Naidoos Heimatstadt Mannheim hat getwittert:
Doch auch wenn die Facebook-Nutzer dem Song längst zu einer beeindruckenden Verbreitung im Internet verholfen haben, in den Jubel mischt sich auch Kritik. „Er hat ja viel schöne Musik gemacht aber das Lied ist von Text her so schlecht von einem nicht zum nächsten passenden Satz gejagt das läuft bestimmt nicht oft im Radio...“, kommentiert einer.
Das einzige Schwert, das er noch habe, komme aus seinem Mund, haucht Naidoo mit souliger Stimme. Vielleicht sollte er wenigstens diese eine Klinge von ihrer Stumpfheit befreien.