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Wolfgang Petersen blickt zurück

Von Dorit Koch 13.03.2008, 12:03

Hamburg/dpa. - Seine legendären Filme «Das Boot» oder «Reifezeugnis» wird sich Regisseur Wolfgang Petersen am Freitag (14. März) nicht ansehen.

«Mit Sicherheit nicht! Viel mehr freue ich mich auf Filme, die ich vor mehr als 30 Jahren gemacht und seit langem - die meisten seit damals - nicht mehr gesehen habe», sagt Petersen. Genau an seinem 67. Geburtstag, den er am Freitag in Los Angeles feiert, erscheint die «Wolfgang Petersen Film Collection» auf DVD mit sämtlichen Werken des Starregisseurs. «Mein Gesamtwerk - bis jetzt jedenfalls! Es ist ja noch nicht vorbei», sagt der Filmemacher und kündigt einige Pläne an: TV-Mehrteiler als Produzent und den Science- Fiction-Thriller «Uprising» als Regisseur. «Und noch immer hoffe ich, irgendwann mal "Batman vs. Superman" drehen zu können.»

Der in den USA lebende Deutsche, der Leinwandspektakel wie «Troja» und «Der Sturm» inszenierte, hat kürzlich ein Joint Venture über drei Jahre mit Senator Entertainment abgeschlossen. Für sein Fernsehengagement nennt er mehrere Gründe: «Ich hatte zunehmend das Gefühl - speziell auch bei dieser ganzen Blockbuster-Mentalität in Hollywood -, dass das, was die Studios heutzutage als große Kinofilme machen, begrenzt ist. Da muss eine Geschichte schon sehr erfolgversprechend sein», meint er. «Es gibt aber eine ganze Reihe von Stoffen, die interessant sind, nur nicht in dieses Schema passen. In einem anderen Format könnte man die irre toll machen», ist Petersen überzeugt.

Die Geschichte des traditionsreichen Berliner Luxushotels «Adlon» will er so auf den Bildschirm bringen. Auch die der jungen Piloten im Zweiten Weltkrieg reizt ihn. Und die der Autorennen in den 50er und 60er Jahren - «diese sexy Welt voller Geschwindigkeit, Rausch, schöner Frauen, irrer Mode und Musik». Dass er sich jetzt - zumindest als Produzent - dem Fernsehen wieder zuwendet, sieht der in Emden geborene und in Hamburg aufgewachsene Regisseur auch als Rückkehr zu seinen Wurzeln. 1970 hatte er mit seiner Abschlussarbeit an der Deutschen Film- und Fernsehakademie «Ich werde Dich töten, Wolf» sein Debüt als TV-Regisseur gegeben.

Für das Fernsehen folgten «Anna und Totò» (1972), «Smog» (1973) oder «Auf's Kreuz gelegt» (1974). Zum Tabubrecher wurde Petersen 1977 mit dem Film «Die Konsequenz» über eine homosexuelle Liebe - das Bayerische Fernsehen klinkte sich aus der ARD-Ausstrahlung aus. Wenige Monate zuvor hatte der «Tatort»-Regisseur mit der Folge «Reifezeugnis» und der jungen Nastassja Kinski für Aufsehen gesorgt. Den Weg nach Hollywood bahnte ihm schließlich sein erster Kinohit in Deutschland - sechs Oscar-Nominierungen gab es für «Das Boot» mit Schauspielern wie Jürgen Prochnow oder Herbert Grönemeyer. Petersen: «Eine entscheidende Wende in meinem Leben.»

Mit dem Fantasy-Märchen «Die unendliche Geschichte» legte er einen weiteren Kino-Erfolg nach, 1987 zog er nach Amerika. Es folgten «In the Line of Fire» (1993), «Outbreak» (1994) und «Air Force One» (1997). Seit Mitte der 90er Jahre genießt Petersen das Privileg des «final cut» und kann somit als einer der wenigen Regisseure in Hollywood bestimmen, in welcher Schnittfassung seine Filme ins Kino kommen. Nach «Der Sturm» (2002) und «Troja» (2004) musste er mit «Poseidon» (2006) allerdings einen Flop an den US-Kinokassen hinnehmen. «Ein Schock», sagt er heute, «man leidet und verflucht sich selber, weil man so etwas gemacht hat».

Nach den großen Erfolgen sei er in der «sehr verführerischen» Situation gewesen, «dass man sich sagt, ich kann alles». Petersen: «Wenn man in dem Stadium ist, dann wird es gefährlich. Dann fällt man auf die Schnauze. Und genau da war ich.» Doch selbst in seinen «kühnsten Träumen» könnte er sich nicht vorstellen, keine Filme mehr zu drehen. «Man muss als Regisseur die Leidenschaft haben, niemals aufzugeben und sich nicht entmutigen zu lassen», sagt er. «Leidenschaft, Feuer, Killerinstinkt - das macht letztendlich einen Regisseur aus.» Sein Ziel: «Ich wäre glücklich, wenn mir noch einmal ein Film gelingt, der mit dem "Boot" vergleichbar ist.»