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Wismut-Sammlung Wismut-Sammlung: «Unkunst besudelt Haus der Moderne»

20.04.2011, 17:34

Halle (Saale)/MZ. - Der Chemnitzer Künstler Michael Morgner kritisiert die Entscheidung, die zu DDR-Zeiten aufgebaute Kunstsammlung der ehemaligen Wismut AG künftig als Teil des Hauses der Archäologie in Chemnitz zu zeigen. Bei MDR Figaro sagte der Maler, Grafiker und Bildhauer, ihm sei fast das Blut in den Adern geronnen, als er aus der Zeitung davon erfahren habe. "Mich guckt plötzlich dieses unsägliche Bild von Heinrich Witz ,Der neue Anfang' an, also der Inbegriff des Stalinismus." Es sei nicht zu glauben, dass ein Heinrich Witz ausgerechnet in Chemnitz ausgestellt werde - ausgerechnet in der Stadt mit dem selbstverliehenen Titel "Stadt der Moderne", ausgerechnet in der Stadt der "Brücke". Er verstehe nicht, dass sich Chemnitz dazu hergebe. Vor allem störe sich Morgner daran, dass die Wismut-Sammlung ins künftige Haus der Archäologie einzieht: ein Bau von Erich Mendelsohn, eines der nobelsten Gebäude der Moderne. "Und mit dieser Wismut-Unkunst wird nun dieses Gebäude besudelt." Es sei ihm unerklärlich, wie diese Entscheidung getroffen werden konnte. "Ich war völlig perplex, dass eine so riesige Entscheidung vollkommen lautlos über die Runden geht".

Dass die Wismut dokumentiert werden müsse, findet Morgner richtig. Aber man sollte auch nicht von Kunst sprechen. Die Wismut sei als Auftraggeber der Inbegriff des Stalinismus gewesen. "Als Künstler hat man nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, dass man für die arbeiten könnte", sagt Morgner. "Nur weil etwas in einem Rahmen steckt, ist es noch lange keine Kunst." Er wisse nicht, wozu diese Sachen wieder ans Licht geholt werden müssten. "Wir haben eine Sammlung sächsischer Kunst in der Neuen Sächsischen Galerie, die ihr Dasein im Keller fristet." Morgner schlug vor, dass sich die Wismut ein eigenes Haus sucht. "Die arbeiten ja heute vermutlich auch mit Staatsgeld." Da könne die Wismut doch in einem DDR-Kulturhaus ihre Bilder zeigen.