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Willy DeVille Willy DeVille: Der gelebte Rock'n'Roll

26.02.2008, 07:53

Wien/dpa. - Jetzt liegt sein neues Album «Pistola» vor, sein erstes Solo-Album seit vier Jahren. Nachdenklich blickt DeVille auf dem Cover, und viele der zehn Songs weisen auch in ihren Texten eine selbstreflexive Komponente auf. Dabei ist er immer noch ein Künstler, der es gekonnt versteht, seine Emotionen in Songs zu transferieren.

Mit der erdigen, den Südstaaten zugewandten Blues-Rock-Nummer «So So Real» startet das Album, doch so gemütlich geht es nicht weiter. Bereits mit «Been There Done That» zeigt DeVille, dass er noch keineswegs in der Stimmung für ein besonnenes Alterswerk ist: Hier regiert der Funk, inklusive Bläserunterstützung. DeVille spielt auf «Pistola» gekonnt seine stilistische Bandbreite von Rhythm'n'Blues bis zu Cajun aus - gemeinsamer Angelpunkt bleibt die bluesige Ballade.

Natürlich merkt man «Pistola» auch die Läuterung an, die DeVille nach anfänglich vielversprechender Karriere, die ihn in den Achtzigern aber in Drogenexzesse und Millionenschulden trieb, durchgemacht hat und dadurch wirkt das Album auch äußerst authentisch. Aus dem extravaganten Entertainer mit dem Menjou-Bärtchen, ist ein Mann geworden, der weiß, wovon er spricht, wenn er «Been There Done That - Don't Do That No More» singt. Mit seiner Stimme weiß er besonders zu beeindrucken, denn die variiert der Viertel-Irokese gekonnt - mal schmeichelt sie, mal klingt sie, als ob sie direkt in der Hölle aufgenommen worden wäre.

Obwohl er mit der Band Mink DeVille in den Siebzigern im Punk-Umfeld bekannt wurde und damals zu den Stammbands im legendären CBGB's in New York zählte, war er trotzdem immer dem Blues und dem Rock verbunden. Doch seine Version des Punk war ohnehin nie eine, die auf die berühmten drei Akkorde angelegt war, wie zum Beispiel auf dem Mink DeVille-Debüt «Cabretta» (1977) nachzuhören ist. Sechs Alben - darunter das Meisterwerk «Le Chat Bleu» (1980) - und ein Jahrzehnt später wurde aus der einstigen Band schließlich das Solo-Projekt unter seinem eigenen Namen. Mit den Jahren änderte sich auch sein Stil, der auf seiner MySpace-Seite aktuell als «Spanish Americana» bezeichnet wird. Durchaus passend, denn auch «Pistola» ist der Soundtrack, den man sich erwartet, würde man einer Bar in New Orleans oder Mexiko aufschlagen.

Willy DeVille zeigt sich auf seinem neuen Album wieder einmal als Blues-Meister, der die Kunst der sensiblen Beobachtung beherrscht. DeVille mag zwar ein Musiker sein, der nichts mehr beweisen muss, doch «Pistola» ist ein Album, das beweist, dass er mit seiner Leidenschaft in seinem Genre immer noch zu den Größten gehört.

(ohne Gewähr)

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