Wie in Glanzzeiten Wie in Glanzzeiten: Anna Amalias Musenhof Schloss Tiefurt restauriert

Weimar/dpa. - Der einstige Musenhof von Weimars Herzogin Anna Amalia (1739-1807), das Schloss Tiefurt, soll bald wieder wie in seiner Glanzzeit aussehen. Nach einer zweijährigen Restaurierung wirddie Fassade des idyllischen Landschlösschens vor den Toren derKlassikerstadt bis Ostern 2006 in Hellgelb und nicht mehr in Grauweiß erstrahlen, und auch das Dach des Denkmals wird an alte Zeiten erinnern. «Wir haben uns bewusst für diese Fassung aus der Glanzzeit des Schlosses zum Ende des 18. Jahrhunderts entschieden», sagt Jürgen Beyer, Leiter der Abteilung Bauten der Klassik Stiftung Weimar.
Herzoginmutter Anna Amalia hatte das Schloss und den Park von1781 bis zur französischen Besetzung 1806 mit Unterbrechungen fürihre geselligen «Tafelrunden» gewählt. Goethe, Herder, Schiller undnatürlich Prinzenerzieher Christoph Martin Wieland, mit dem Forschernzufolge die Weimarer Klassik begann, waren in der ländlichen Idyllezu Gast. Es wurde gelesen und geplaudert, Höhepunkte warenAufführungen des Liebhabertheaters am Ufer der Ilm wie GoethesSingspiel «Die Fischerin». Von Goethe ist 1829 bei einem seinerspäten Besuche auf dem Landgut überliefert, er habe «dieWiederherstellung der Vergangenheit besichtigt.»
Für die jetzige äußere Wiederherstellung von Dach und Fassadestellt der Bund von 2004 bis 2006 mehr als eine halbe Million Euro anDenkmalmitteln bereit. Der Freistaat Thüringen gibt in diesem Jahr50 000 Euro dazu, sagt Stiftungssprecherin Angela Jahn. Besucher desLandschaftsparks können das um 1772 aus Feldsteinen erbaute einstigeGutspächterhaus nur hinter hohen Gerüsten und Planen entdecken.
«Der alte Zementputz von 1954 ist komplett abgeschlagen. DasMansarddach erhält neue Dachlatten und Ziegel», sagt Architekt Beyer.Die Ziegel werden nach originalen Funden in einer brandenburgischenKeramikmanufaktur zum Teil in Handarbeit angefertigt. Der Nachweisalter Farbputze stellte die Restauratoren vor eine wahreHerausforderung. Nur als kleinste Reste konnten sie hinter originalenBalken oder an steinernen Fenstereinfassungen das Altrosé derErbauungszeit oder das Ockergelb der nachklassizistischen Zeitnachweisen. «Bei Bauarbeiten vor rund 50 Jahren wurde alles gründlichabgeschlagen», sagt Beyer.
Rund 12 000 Besucher pro Jahr zählte Schloss Tiefurt bis zuseiner vorübergehenden Schließung. Nach der Wiedereröffnung zeigt eswieder gediegenes Mobiliar und kostbares Porzellan aus den Jahren vonAnna Amalia. Kopien antiker Kunstwerke vermitteln einen Eindruck vomLebensgefühl in der klassizistischen Zeit. In einer Abschrift istauch Goethes «Urfaust» - um 1775 entstanden - für die Nachwelterhalten.