«Wetten, dass...?» «Wetten, dass...?»: Show geht nach schwerem Unfall weiter

Mainz/DDP/AFP. - ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut hatangekündigt, die Show «Wetten, dass...?» auch nach dem schwerenUnfall vom Samstag weitergehen zu lassen. Allerdings müsse derSicherheitsstandard erhöht werden, sagte Bellut am Montag demRunfunksender NDR 1 Niedersachsen. Das ZDF werde alles tun, damitein solches Unglück nicht noch einmal vorkomme. Einehundertprozentige Sicherheit könne es bei solchen Sendungen aber niegeben, betonte Bellut.
Große Sorge um den vor laufenden Kameras bei «Wetten, dass..?» verunglückten Samuel Koch: Der 23-Jährige erlitt bei seinem Sturz eine komplexe Verletzung der Halswirbelsäule und musste notoperiert werden, wie der ärztliche Direktor der Düsseldorfer Uniklinik, Wolfgang Raab, am Sonntagmitteilte. ZDF-Moderator Thomas Gottschalk wies Vorwürfe zurück, er würde für die Einschaltquote die Gesundheit der Kandidaten gefährden.
Koch hatte in der Livesendung in Düsseldorf versucht, mit Hilfe von Sprungfedern über fünf heranfahrende Autos zu springen. Beim vierten Versuch schlug er auf dem Auto auf, an dessen Steuer sein Vater saß, und blieb anschließend regungslos auf dem Bauch am Boden liegen.
Nach Angaben einer Sprecherin der Düsseldorfer Uniklinik gab es zunächst Hoffnungen, Koch nur medikamentös behandeln zu können. Am Sonntagmorgen habe sich aber sein Zustand verschlechtert, so dass sich die Ärzte zu einer zweieinhalbstündigen Notoperation entschlossen. Laut Direktor Raab wurde bei dem Sturz das Rückenmark in Mitleidenschaft gezogen, Koch zeigte außerdem Lähmungserscheinungen.
Der die ganze Zeit über voll ansprechbare Student einer Schauspielschule wurde nach der OP in ein künstliches Koma versetzt. Er befindet sich der Klinik zufolge zwar nicht in Lebensgefahr, aber in einem kritischen Zustand. Ob er womöglich dauerhaft geschädigt bleibe, werde sich erst nach dem Aufwachen aus dem künstlichen Koma zeigen. Wie die Kliniksprecherin sagte, ist noch nicht absehbar, wann das Koma beendet wird.
Die Sendung war nach dem Unfall erstmals in ihrer rund 30-jährigen Geschichte vorzeitig abgebrochen worden. ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut kündigte an, der Sender werde den Unfall «gründlich untersuchen und Lehren daraus ziehen». Bellut lobte zugleich Gottschalk, der «mit dieser schwierigen Situation sehr gut umgegangen» sei.
Gleichwohl löste der Unfall eine Diskussion aus, ob die Wetten im Konkurrenzkampf mit dem Privatsender RTL - dort lief Samstagabend parallel «Das Supertalent» - zu gefährlich werden. In der «Süddeutschen Zeitung» (Montagsausgabe) wies der 60-jährige Gottschalk, der die Show mit einer einjährigen Unterbrechung seit 1983 moderiert, diesen Eindruck zurück. «Den Vorwurf, wir hätten unter Konkurrenzdruck eine unverantwortliche Wette ins Programm genommen, möchte und muss ich zurückweisen.» Es habe schon immer riskante Wetten gegeben, etwa mit Motorrädern oder auf Skisprungschanzen. «Natürlich wird man jetzt überlegen müssen, ob das so bleiben kann.»
Koch hatte im Vorfeld der «Badischen Zeitung» gesagt, dass er mit Blick auf die Show skeptisch sei und bereits bei den Proben zwei schwere Unfälle hatte. Gottschalk sagte dagegen der «SZ», der Kandidat sei nur bei einem Sprung kurz hingefallen. «Wenn bei uns der Eindruck entstanden wäre, er hätte sich mit seinem Wett-Angebot übernommen, hätten wir ihn vor sich selbst geschützt.»
Der ZDF-Verwaltungsratschef und rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) stellte in der Zeitung «Die Welt»(Montagsausgabe) die Frage, wie hohe Risiken in einer solchen Sendung eingegangen werden dürften: «Natürlich müssen wir über die Themen Nervenkitzel, Waghalsigkeit und Quote reden». Auch die Grünen-Medienexpertin Tabea Rößner rief in Berlin dazu auf, «im Kampf um bessere Quoten» nicht das Maß zu verlieren.
