Wer war eigentlich Adam Riese?
Bonn/dpa. - Sein Name ist in aller Munde. Doch kaum jemand weiß, wer er war: Adam Riese - der eigentlich Adam Ries hieß und vor 450 Jahren starb.
Wer die Richtigkeit einer Rechnung besonders deutlich unterstreichen will, lässt ihr ein «Das macht nach Adam Riese...» vorauseilen. Es ist eine der Redewendungen, die jeder verwendet, deren Ursprung aber nur wenige kennen. Dem entgegenwirken soll nun eine Sonderausstellung, die im Bonner Mathematikmuseum bis Ende Juni zu sehen ist. Das Arithmeum zeigt «Rechnen wie die Meister» vom Mittelalter bis zur Neuzeit - und das Rechnen wie Adam Ries(e).
Warum der aus dem fränkischen Staffelstein stammende Beamte als «Riese» Berühmtheit erlangt hat, ist ungewiss. Die einen begründen die Namensänderung mit der historischen Deklination von Namen. «Andere nehmen an, er sei als «Rechenriese» verehrt worden», erklärt Museumsdirektorin Ina Prinz. Gewiss sind hingegen seine Verdienste für die Mathematik. Noch heute lernt ein jeder Gymnasiast, was Adam Ries im 16. Jahrhundert bereits wusste - vom Dreisatz bis zur Algebra. Drei Rechenbücher brauchte er, um Wegbereiter aller Mathematik zu werden. Geschrieben hat Ries, der sich sein Wissen autodidaktisch anzueignen pflegte, weitere Werke, die ungedruckt blieben. Vorreiter seiner (und heutiger) Zeit war der Zahlenmeister auch, weil er hoffte, dass «ein jeder die Rechenkunst mit Lust und Fröhlichkeit begreifen möge».
Nicht nur Adam Ries beherrschte die Kunst eines Rechenmeisters - wie die Bonner Ausstellung beweist. Eingebettet ist sie in «Rechnen einst und heute», die ständige Ausstellung des Arithmeums. «Eine Vielzahl historischer Rechenbücher zeigt, wie Rechnen vermittelt wurde. Im Gedächtnis geblieben ist aber nur Adam Ries», erläutert Prinz. Der Grund sei denkbar einfach: «Ries hat seine Bücher knapp, strukturiert und in deutscher Sprache verfasst - statt wie üblich in der Gelehrtensprache Latein». Ries schrieb für den kleinen Mann, für Händler oder Bauern, die sich im Durcheinander der Maß- und Gewichtseinheiten vieler Grafschaften und Fürstentümer zurechtfinden mussten. Üblich war das Rechnen «auf Linien», bei dem Pfennige auf linierten Brettern hin- und hergeschoben wurden. Im Arithmeum können Besucher das an einem Rechentisch selbst ausprobieren.
Bereits zu Lebzeiten war Ries im Land bekannt. In seinen Büchern vermittelte er nicht nur alltagstaugliche Rechenpraktiken, auf «daß der arme, gemeine Mann nicht betrogen werde». Der Vater von acht Kindern trug auch zur Verbreitung schriftlichen Rechnens bei. Ries erkannte die Vorteile arabischer gegenüber römischer Ziffern bei komplexen Rechenmethoden. Durchsetzen konnten die sich jedoch erst, als die Kirche deren Nützlichkeit zur Berechnung von Feiertagen erkannte. Später stieg er zum kursächsischen Hofarithmeticus auf.
Im Jahr 1559 - nach Adam Riese vor 450 Jahren - starb der Rechenmeister in Annaberg. Hinterlassen hat der «Rechenriese» das Basiswissen heutigen Rechnens und einen berühmten Namen - auch wenn der falsch geschrieben ist.