Weimar verkauft Haus der Frau von Stein
Weimar/dpa. - Der umstrittene Verkauf des historischen Hauses der Frau von Stein in Weimar ist perfekt. Die Klassikerstadt und der spanische Investor und Kunstsammler Joan Xavier Bofill wollten den Kaufvertrag am 14. Oktober unterzeichnen, berichtete die «Thüringer Allgemeine».
Bofill will in dem Gebäude, in dem einst die Goethe-Vertraute Charlotte von Stein eine Stadtwohnung hatte, ein Privatmuseum für zeitgenössische Kunst einrichten. Das stieß bei Parteien, Künstlern, Vereinen und dem Goethe-Institut auf heftigen Widerstand. Das Haus der einstigen Hofdame von Herzogin Anna Amalia gehöre «zur Kernzone der Weimarer Klassik».
Am Montagabend hatte der Kulturausschuss die Entscheidung des Stadtrats vom 9. Juli unterstützt, dem Spanier den Zuschlag zu geben. Das kurzfristig erarbeitete Nutzungskonzept der Klassik Stiftung überzeugte die Abgeordneten nicht. «Wir haben es uns nicht leicht gemacht», sagte Ausschussvorsitzender Dirk Möller (Die Linke). «Die Entscheidung für Bofill statt für (Stiftungspräsident) Seemann war eine inhaltliche.» Dabei seien Voten von Bund, dem Land Thüringen und der Denkmalschutzbehörde einbezogen worden. Diese kritisierte nach Angaben der Stadt vor allem die geplante Umgestaltung des Gebäudes in ein Zentrum für historische Gartenkultur.
Die Klassik Stiftung hatte sich erst nach Druck von außen zu dem Haus der Frau von Stein und einem Alternativkonzept bekannt. Zuvor hatte Stiftungspräsident Hellmut Seemann nach Angaben der Stadt Weimar einen Kauf des Hauses abgelehnt und sich auch nicht an der öffentlichen Ausschreibung beteiligt. Die Stadt will das Gebäude, das dringend saniert werden muss, seit mehr als einem Jahr verkaufen. Seemann hatte Mitte August dementiert, von der öffentlichen Ausschreibung gewusst zu haben. Er hatte zudem kritisiert, dass in dem Haus ein Dali-Museum entstehen soll. Dalis Kunst habe mit der klassischen Überlieferung in Weimar nichts zu tun.