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Weimar Weimar: Klassik Stiftung ersteht wertvolle «Faust»-Ausgaben

01.11.2011, 16:03
In der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar ist der Band eines Faust-Druckes mit einem Einband des Weimarer Buchbindermeisters Otto Dorfner (1885?1955) in einer Detailansicht zu sehen. (FOTO: DPA)
In der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar ist der Band eines Faust-Druckes mit einem Einband des Weimarer Buchbindermeisters Otto Dorfner (1885?1955) in einer Detailansicht zu sehen. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Weimar/dapd. - Zuden bereits 16.000 Bänden von Goethes «Faust» in der Herzogin AnnaAmalia Bibliothek seien 195 Drucke in Einbänden des WeimarerBuchbinders Otto Dorfner (1885-1955) hinzugekommen, sagte derDirektor der Bibliothek, Michael Knoche, am Dienstag in Weimar.

Der ehemalige Bauhaus-Professor Dorfner gelte bis heute als«Meister der Einbandkunst», sagte Knoche. Zudem sei der Fachwelt bisvor Kurzem nicht bewusst gewesen, dass Dorfner eine solchausführliche «Faust»-Sammlung angefertigt hatte, fügte der Direktorhinzu. Die Werke befanden sich nach Angaben der Stiftung bisher imPrivatbesitz der Familie Dorfner und hatten die DDR-Zeit gutüberstanden.

Die Bücher seien in einem exzellenten Zustand, sagte der für denErwerb zuständige Medienberater der Bibliothek, Johannes Mangei.Darüber hinaus zeige die Sammlung mit großformatigen Ausgaben bishin zu Miniaturdrucken einen Querschnitt der vielseitigen Arbeitendes berühmten Buchbinders. Der Wert der Bücher belaufe sich aufmehrere Hundert Euro und in einigen Fällen sogar auf weit über 1.000Euro, sagte Mangei.

Der Buchbinder Dorfner hatte sich hauptsächlich in den Jahrennach dem Zweiten Weltkrieg bis kurz vor seinem Tod 1955 derspeziellen Goethe-Sammlung gewidmet. Sein Ziel sei es gewesen,möglichst viele «Faust»-Ausgaben aus der Zeit von 1790 biseinschließlich 1945 kunstvoll einzubinden, erklärte seine EnkelinBeate Dorfner-Erbs. «Der Einband gehört zum Buch, wie das Kleid zumMenschen», sei die Philosophie ihres Großvaters gewesen. Anfang der1950er Jahre habe ihr Großvater erste Ausstellungen seinerBuchbinderarbeiten organisiert. Die Stuttgarter Ausstellung 1955erlebte er bereits nicht mehr.

Aus Angst, dass die wertvolle Sammlung während der DDR-Zeitkonfisziert und zum Kulturerbe erklärt werde, sei die Familie erstnach der Wende mit dem Werk Otto Dorfners wieder an dieÖffentlichkeit getreten, sagte Dorfner-Erbs. Nun sollen bis zum Endedes Jahres auch die Werkstatt Dorfners, seine Werkzeuge und seineigenes Archiv an die Klassik Stiftung gehen. Die Werkstatt ihresGroßvaters sei wohl die einzige komplett erhalteneBauhaus-Werkstatt, fügte Dorfner-Erbs hinzu.