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Wehrmachtsausstellung Wehrmachtsausstellung: Veranstalter sprechen von neuem Konzept

07.06.2002, 14:50
Besucherin in der Ausstellung in Leipzig
Besucherin in der Ausstellung in Leipzig dpa

Leipzig/dpa. - Die neue Ausstellung habe mit der alten nur die Hauptthese gemeinsam, dass die Deutsche Wehrmacht flächendeckend an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen sei.

Die Ausstellung «Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen desVernichtungskrieges 1941 - 1944» ist von diesem Samstag an bis zum21. Juli in Leipzig zu sehen. Die Messestadt ist vierte Station derSchau nach Berlin, Bielefeld und Wien. Im Oktober ist nach den Wortenvon Jureit München an der Reihe. «Wir haben sehr viele Bewerbungen,geben die Ausstellungsorte aber erst nach Vertragsabschluss mit denjeweiligen Veranstaltern bekannt», sagte die Wissenschaftlerin.

Die Schau dokumentiert die Verwicklung des deutschen Militärs indie nationalsozialistischen Gräueltaten. Mit Originaldokumenten undteilweise auch Fotos wird die Beteiligung von Wehrmachtssoldaten ander Ermordung von Zivilisten in Ost- und Südosteuropa belegt. DieAusstellungsmacher versuchen auch, damalige Handlungsspielräumedeutscher Soldaten auszuloten. Sie zeigen, wie sich couragierteMilitärs in verschiedenster Weise verbrecherischen Befehlenverweigerten und welche Folgen dies hatte.

Die Stadt Leipzig hat nach den Worten des KulturbeigeordnetenGeorg Girardet zur Ausstellung ein umfangreiches Begleitprogramm mitfast 100 Veranstaltungen erarbeitet, darunter Vorträge,Diskussionsrunden und Filmvorführungen. Jan Philipp Reemtsma,Vorstand des Hamburger Instituts, spricht am 18. Juni zum ThemaHandlungsspielräume für Militärs.

Die erste Wehrmachtsausstellung, die innerhalb von vier Jahren800 000 Menschen in 33 Städten angezogen hatte, war 1999 nach Kritikvon Fachwissenschaftlern abgesetzt worden. Fotos und Bildlegendensollten historischen Ereignissen falsch zugeordnet worden sein. DieSchau wurde daraufhin durch eine von Reemtsma berufene Historiker-Kommission überprüft.

Rechtsradikale hatten wiederholt versucht, die erste Schau mitteilweise gewaltsamen Ausschreitungen zu verhindern. Auch bei derersten Station nach der Überarbeitung in Berlin war es zu Protestengekommen. Beim größten Neonazi-Aufmarsch in der Hauptstadt seit demZweiten Weltkrieg gingen Anfang Dezember rund 3300 NPD-Anhänger aufdie Straße. Bei einer Gegendemonstration kam es zu schwerenAusschreitungen. Auch in Bielefeld demonstrierten Rechtsextremisten.

In Leipzig planen für diesen Samstag Anhänger des HamburgerRechtsextremisten Christian Worch und die NPD zwei Aufmärsche. Überdie Rechtmäßigkeit der Auflagen, die die Stadtverwaltung denDemonstranten erteilt hat, sollte im Laufe des Freitags dasSächsische Oberverwaltungsgericht in Bautzen (OVG) in letzter Instanzentscheiden.

Mehrere Initiativen wie das Leipziger Bündnis Courage undGewerkschaften haben zu einer Gegenveranstaltung aufgerufen. Daranwill sich auch Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD) beteiligen.Rund 10 000 Messestädter hatten bereits Anfang April den geplantenMarsch von rund 1000 Rechtsextremen unter Führung von Worch durch dieCity zum symbolträchtigen Völkerschlachtdenkmal verhindert.