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Weblog über Ostdeutschland Weblog über Ostdeutschland: "Der Osten ist talentiert und ehrlich"

28.02.2014, 14:49
„Viele Westdeutsche haben keine Ahnung vom Osten. Statt zum 10.000 Mal nach Mallorca zu fliegen, sollten sie an die Ostsee kommen und sich selbst überzeugen“, meint Maximilian Zender.
„Viele Westdeutsche haben keine Ahnung vom Osten. Statt zum 10.000 Mal nach Mallorca zu fliegen, sollten sie an die Ostsee kommen und sich selbst überzeugen“, meint Maximilian Zender. dpa Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Die „blühenden Landschaften“, die Bundeskanzler Helmut Kohl nach der Wende versprach, sind in ihrem Herbst angekommen: keine Blüten, alles nur grau, grau und grau. So oder so ähnlich sehen viele den Osten Deutschlands. Das ist ein Klischee, das sich hartnäckig in den Köpfen vieler Deutscher verankert hat. Die junge Generation, die Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre aufgewachsen ist, kennt kein Ost-West-Denken. Sie will aufräumen mit verkrusteten Vorstellungen.

Maximilian Zender, hat sich mit seinem Blog "Zenders Zone" zur Aufgabe gemacht, den Osten in einem anderen Licht darzustellen. MZ-Redakteur Thilo Streubel sprach mit dem 25-jährigen Journalisten über Klischees, seine Lieblingsstadt im Osten und neue Bundesländer in Westdeutschland.

Dein Blog trägt den Untertitel: „Ich hab Bock auf Osten!“ Warum hast du Bock auf den Osten?

Maximilian Zender: Ich habe Bock auf Osten, weil ich Wessi bin und besonders die Unkompliziertheit der Ostdeutschen schätze. Ich lebe seit 1994 in Ostdeutschland. Damals war ich fünf Jahre alt. Viele Dinge sind am Anfang gewöhnungsbedürftig, zum Beispiel ist der Humor komplett anders. Ich wurde in Trier geboren, und unser Moselaner-Humor ähnelt sehr dem einer rheinischen Frohnatur. Persönlich sehe ich mich als Ossi und finde auch, dass Chemnitz, die Stadt, in die meine Familie 1994 zog und in der ich bis 2007 lebte, meine Heimat ist.

Eine Heimat, die mit vielen Klischees behaftet ist ...

Zender: Dieses Schubladen-Denken ist billig. Das Klischee vom schlechtgelaunten, immer nörgelnden Ossi, der im Plattenbau lebt und immer nur seine Katze auf einem Kissen am Fenstersims streichelt, ging mir immer auf die Nerven. Es stimmt nicht. Die Wessis verurteilen sehr schnell, dabei waren die meisten noch nie in Weimar, Leipzig oder Stralsund. Viele haben keine Ahnung vom Osten. Statt zum 10.000 Mal nach Mallorca zu fliegen, sollten sie an die Ostsee kommen und sich selbst überzeugen. Wem es dann nicht gefällt – ok.

Wie ist der Osten denn wirklich?

Zender: Der Osten ist cool und edgy. Er zeigt Ecken und Kanten. Er ist talentiert, er ist "understatement" und ehrlich.

Auf der nächsten Seite: Maximilian Zender über die mentale Trennung zwischen Ost und West und warum sich durch Instagram das Zonendenken ändert.

Wie kamst du auf die Idee einen Blog über Ostdeutschland zu machen?

Zender: Ich bin auf der Journalistenschule. Innerhalb dieser Ausbildung, sollen wir alle unsere eigene Medienmarke kreieren und etablieren. In wochenlanger Arbeit haben wir Themen besprochen, mit Journalisten darüber diskutiert und dann versucht, das ganze auf einer Homepage zu launchen.

Wer steckt hinter den Inhalten auf Zenders Zone?

Zender: Die Beiträge werden von mir verfasst. In meiner Rubrik Zonen-Poesie schreibe ich Gedichte über ostdeutsche Städte und vertone diese. Ich bin ja noch hauptberuflich bei SUPERillu und natürlich möchte und werde ich Zukunft auch noch mehr Interviews auf dem Blog veröffentlichen. Die Zeitschrift gibt mir hier die Möglichkeit mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Der zeitliche Aufwand ist enorm, weswegen sich die Artikel auf ZendersZone verzögern können.

Was willst du mit Zenders Zone erreichen?

Zender: Ich will den Osten bekannter machen. Ich möchte erreichen, dass sich mehr Menschen für diesen Teil der Republik interessieren. Denn solange die Rede von “Neuen Bundesländern” gibt, besteht diese mentale Trennung. Nebenbei ist es totaler Quatsch und zeugt von Arroganz. Beispielsweise gibt es Baden-Württemberg als Land erst seit 1952 und Rheinland-Pfalz erst seit 1946. Muss ich mehr sagen?

Wird es jemals ein vereintes Deutschland in den Köpfen der Menschen geben?

Zender: Ja. Meine Generation und alle danach stört der "Ost-West-Konflikt” nicht mehr. Die Generationen, die die DDR, die Wende etc. aktiv miterlebt haben, werden natürlich abnehmen und damit auch dieses Denken. Außerdem ist unsere Generation viel interessierter, wir reisen um die Welt, nutzen Instagram, um zu sehen was irgendwo auf der Welt los ist. Und mit #Leipzig #Dresden etc. schauen sich tausende Wessis Bilder aus dem Osten an.

Dein schönster Ort, schönste Begegnung im Osten?

Zender: Mein schönster Ort ist Grüna bei Chemnitz. Das Licht im Sommer müsst ihr sehen. Da bin ich aber parteiisch, da ich dort aufgewachsen bin.

Danke für das Gespräch.

Jung-Journalist Maximilian Zender will mit dem Schubladen-Denken aufräumen.
Jung-Journalist Maximilian Zender will mit dem Schubladen-Denken aufräumen.
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