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WDR soll Stellung beziehen WDR soll Stellung beziehen: Thomas Gottschalk wegen Millionen-Abfindung in der Kritik

26.05.2015, 09:36
In der Kritik: Thomas Gottschalk
In der Kritik: Thomas Gottschalk dpa Lizenz

Frankfurt/Main - Der Westdeutsche Rundfunk soll sich wegen der Details eines Millionen-Honorars an TV-Entertainer Thomas Gottschalk erklären. Der Filmverband Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG Dok) fordert Aufklärung von WDR-Intendant Tom Buhrow, ob der Sender für die vorzeitig abgesetzte Reihe „Gottschalk live“ mehr als zwei Millionen Euro ohne Gegenleistung gezahlt habe. Der Sender bestätigte den Eingang eines entsprechenden Schreibens vom Verbandsvorsitzenden Thomas Frickel.

„Der WDR ist dabei, die Fakten zu prüfen. Hierbei ist uns Seriosität wichtiger als Schnelligkeit“, sagte eine WDR-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. Die „Bild“-Zeitung (Samstag) hatte zuvor darüber berichtet.
Die Anfrage der AG Dok bezieht sich auf die Vorabend-Talkreihe „Gottschalk live“, die Gottschalk von Januar bis Juni 2012 im Ersten moderiert hat. Der WDR hatte die Sendung nach 70 Folgen abgesetzt.

2,3 Millionen Euro erklärungsbedürftig

Frickel zufolge waren ursprünglich 144 Shows geplant. Er bezieht sich auf interne Papiere, nach denen Gottschalk sich auch bei einem vorzeitigen Aus des Formats vertraglich das vollständige Honorar von rund fünf Millionen Euro habe zusichern lassen.
Laut Frickel sind 2,3 Millionen Euro nach Absetzung der Show erklärungsbedürftig, sowie weitere 400.000 Euro für zwei geplante Abendshows, die ebenfalls nicht zustande gekommen seien. Gottschalk ließ über eine Sprecherin mitteilen: „Ich habe alles geliefert, was die ARD bestellt hat. Dafür hat die ARD bezahlt, was vorher vereinbart war.“

Der Mediendienst KRESS veröffentlichte am Samstag die Vereinbarung zwischen dem WDR und der beauftragten Produktionsfirma Grundy Light Entertainment, aus der die von Fricke genannten Zahlen hervorgehen. Auch der Brief an Tom Buhrow ist auf der Homepage von KRESS einsehbar.

BamS: „Gottschalk hat Öffentlichkeit belogen“

Die „Bild am Sonntag“ warf Gottschalk vor, die Öffentlichkeit belogen zu haben. In einem Interview hatte er dem Sonntagsblatt wenige Tage vor der ersten Ausgabe von „Gottschalk live“ gesagt, „nicht auf die Erfüllung irgendwelcher Verträge“ zu drängen und keine finanziellen Interessen mit der Show zu verfolgen.

Neben der AG Dok äußerte die Deutsche Journalisten-Union (dju in verdi) Kritik an den Rahmenbedingungen des Gottschalk-Deals. Den dju-Vorsitzenden Ulrich Janßen zitiert KRESS: „Die öffentlich-rechtlichen Sender täten gut daran, die Arbeit freier Journalisten angemessen zu bezahlen und die Honorar-Etats entsprechend auszustatten. Auch den Stellenabbau und andere Kürzungen bei den Festangestellten sollten sie stoppen, um die Qualität des Programms zu sichern und auszubauen. Prominenz ist schließlich kein Qualitätsgarant.“ (dpa, cst)