Walter Lord Walter Lord: «Titanic»-Autor mit 84 gestorben

New York/dpa. - Der amerikanische Autor Walter Lord, der mitseiner Darstellung des Untergangs der «Titanic» weltberühmt gewordenwar, ist tot. Lord starb nach einem langen Kampf mit der Parkinson-Krankheit am Sonntag im Alter von 84 Jahren in seiner Wohnung inManhattan. Das teilte am Dienstag ein enger Freund desSchriftstellers mit.
Lord hatte zahlreiche Bücher über Themen wie den japanischenÜberfall auf Pearl Harbor, die Erkundung der Polargebiete oder dieamerikanische Bürgerrechtsbewegung geschrieben. Doch seinberühmtestes Werk ist «A Night to Remember», das 1955 die Tragödiedes Schiffsuntergangs von 1912 auf eindrucksvolle Weise insBewusstsein von Millionen Menschen zurück rief.
Das Buch wurde in Dutzende von Sprachen übersetzt. In Deutschlanderschien es unter dem Titel «Die Titanic-Katastrophe. Der dramatischeUntergang des Luxusdampfers.» Obwohl zunächst als Sachbuch angelegtund auf Fakten sowie protokollierte Aussagen von Zeugen gestützt,liest sich Lords Darstellung wie ein spannender Roman. Er gilt daherals einer der Väter des Tatsachenromans sowie des Dokudramas.
«A Night to Remember» wurde 1958 verfilmt. 40 Jahre danachverpflichtete Regisseur James Cameron den Autor als Sachverständigenfür seine monumentale Filmversion des «Titanic»-Untergangs, die 1999mit Oscars überhäuft wurde. Lord hatte für sein Buch, das durch denErfolg des Cameron-Films erneut zum Bestseller wurde, eine damalsvöllig neue Recherchetechnik angewandt. Er spürte 60 Überlebende derSchiffskatastrophe auf und befragte sie in ausführlichenEinzelgesprächen nach ihren Erlebnissen und Eindrücken. Die formellsachliche Darstellung des Geschehens gewann durch dieunterschiedlichen persönlichen Perspektiven und Erlebnisse eine großeDramatik, die den Leser noch heute fesselt.
Diese Methode wandte Lord auch an, als er für sein Buch über denPearl-Harbor-Angriff, das 1957 unter dem Titel «Day of Infamy»erschien, nach Japan reiste und dort Bomberpiloten interviewte. «DenFeind zu interviewen, das hatte vor ihm noch keiner getan», sagteEvan Thomas, ein leitender Redakteur des Magazins «Newsweek», der zuden engsten Vertrauten Lords gehörte.
Neben seinen Recherchekenntnissen aus einer Steuerfachlehre machtesich Lord auch Erfahrungen zunutze, die er während des ZweitenWeltkrieges gesammelt hatte. Der am 8. Oktober 1917 in Baltimore(Maryland) geborene Autor, der die Princeton University und die YaleLaw School absolvierte, arbeitete bis 1945 sechs Jahre im LondonerHauptquartier des Geheimdienstes OSS, dem Vorläufer der CIA.