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Waldschlößchenbrücke in Dresden Waldschlößchenbrücke in Dresden: Wird der Unseco-Welterbetitel aberkannt?

Von Simona Block 26.06.2008, 07:59
Vor einem Transparent protestieren im April 2008 Mitglieder verschiedener Bürgerinitiativen in Dresden gegen den Bau der umstrittenen Waldschlösschenbrücke. (Foto: dpa)
Vor einem Transparent protestieren im April 2008 Mitglieder verschiedener Bürgerinitiativen in Dresden gegen den Bau der umstrittenen Waldschlösschenbrücke. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Dresden/dpa. - Das zuständige Komitee der UN-Kulturorganisation befindet dann zum dritten Mal über den Status derrund 20 Kilometer langen Flusslandschaft. Titelaberkennung oder nicht - das ist die Frage. Angesichts fortschreitender Bauarbeiten für dieumstrittene Waldschlößchenbrücke wird die Streichung aus derWelterbeliste befürchtet. Die UNESCO hat mehrfach deutlich gemacht,dass Dresden den Titel verliert, wenn die Brücke entsteht.

Das Dresdner Elbtal kam 2004 auf die Welterbe-Liste. In derBewerbung war die Brücke zwar enthalten, ihr Standort aber falschvermerkt. Nach Intervention aus dem Welterbezentrum Paris wurde derBaubeginn verschoben. Im Juli 2006 dann setzten dann die Welterbe-Väter das Elbtal auf die Rote Liste gefährdeter Stätten und zeigteDeutschland damit - in Fußballersprache - die gelbe Karte: eineletzte Chance statt Aberkennung. Das Gremium verlangte den Stopp des160 Millionen Euro-Projekts und eine mit dem Welterbe-Statusvereinbare Alternative.

Ein Jahr später gab es erneut eine Gnadenfrist: Das Elbtal bliebauf der Roten Liste genauso wie die Forderung nach Alternativen.Seitdem hat sich nichts Gravierendes in den Positionen von Gegnernund Befürwortern der Brücke bewegt. Ein neuer Bürgerentscheid füreinen Tunnel an gleicher Stelle wurde von den Behörden als unzulässigabgelehnt. Die Stadt setzt ihre Hoffnungen in eine filigranereBrückenkonstruktion, deren Entwurf der UNESCO vorliegt.

«Das ist das, was die Stadt auf der Grundlage der rechtlichenRahmenbedingungen als Kompromiss vorschlagen konnte», betontStadtentwicklungsbürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU). Dresden seiweiterhin an den Bürgerentscheid von 2005 gebunden, bei dem sich eineMehrheit für die Brücke aussprach. «Ich könnte mir vorstellen, dassdie Kompromissvariante des Baus dazu beitragen kann, dass die UNESCOmit ihrer Entscheidung abwartet», hofft Sachsens MinisterpräsidentStanislaw Tillich (CDU). Für Pessimisten aber ist klar, dass dieHüter des Welterbes das niemals akzeptieren.

Bisher scheiterten alle politischen und juristischen Versuche, dieErrichtung der sechsten Stadtbrücke zu verhindern und Zeit für dieRettung des Welterbes zu gewinnen. Alle Instanzen entschieden für dieAchtung des Bürgerwillens und damit den Brückenbau. Der Bund ist nachwie vor um einen Kompromiss mit der UN-Organisation bemüht. FürBundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist Dresden «natürlich Welterbe»,aber Demokratie müsse Vorrang haben. Mit einem Verlust des begehrten«Adelsprädikats» sind zwar keine direkten finanziellen Einbußenverbunden, aber doch ein Imageverlust. Experten gehen aber davon aus,dass er ganz Deutschland treffen würde.

Kritiker sehen aber - bestätigt von Gutachtern - gravierende«visuelle Auswirkungen und irreversible Schäden» für das Elbtal. DerChef des UNESCO-Welterbezentrums in Paris, Francesco Bandarin, hatteim Mai den sofortigen Stopp der Bauarbeiten und eine neue Abstimmungder Bürger in Dresden gefordert. Ein internationales Expertenteam,das das Projekt im Auftrag der UNESCO begutachtete, empfahl im Märzden Bau eines Tunnels statt der Brücke.

Die Brückengegner hoffen weiter auf die Kleine Hufeisennase: Diebedrohte Fledermausart soll die Brücke im landschaftlich reizvollenElbtal doch noch verhindern. In einem Gerichtsverfahren sehen KlägerBelange des Naturschutzes nicht ausreichend berücksichtigt. Daskönnte nach Einschätzung von Experten aber noch Jahre dauern. Bisdahin wäre der Welterbetitel wahrscheinlich weg. Das Schicksal desDresdner Elbtals als Welterbe liegt nun in den Händen von Vertreternaus Australien, Kuba, Mauritius oder Peru. Deutschland ist mitBeobachterstatus in Quebec zum Zuschauen verurteilt.