Virtuoser Wohlklang Virtuoser Wohlklang: Vivica Genaux bekommt Händel-Preis der Stadt Halle

Halle (Saale) - Es war nicht nur ein glanzvolles Festkonzert mit, sondern vor allem auch eines für Vivica Genaux. Sie ist die aktuelle Händel-Preisträgerin und Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand überreichte der Sängerin nach ihrem bejubelten Auftritt diese Auszeichnung für besondere Verdienste um die Pflege von Händels Musik.
Von welchem international angesehenen Kaliber die Preisträgerin ist, zeigt schon, dass sie am Vortag gemeinsam mit Cecilia Bartoli in einer konzertanten Aufführung von Rossinis „La donna del lago“ bei den Salzburger Pfingstfestspiele auf der Bühne stand und auch postwendend wieder dorthin zurückkehrt.
Die Sängerin Vivica Genaux wurde am 10. Juli 1969 in Fairbanks, Alaska, geboren. Das jüngste Kind einer deutsch-schweizerischen Mutter und eines US-amerikanischen Vaters erlernte früh das Geigenspiel, studierte Biologie, nahm aber zugleich Gesangsunterricht. 2002 hatte Genaux ihren internationalen Durchbruch.
Das verriet der Dirigent des Festkonzertes im Dom, Rubén Dubrovsky, in seiner kurzen, aber launigen und sehr persönlichen Laudatio für die in Alaska geborene Mezzosopranistin. In Halle hat sie ihre begeisterten Fans spätestens seit ihrem spektakulären „Zickenkrieg“ mit Simone Kermes, bei dem die beiden zur hellen Freude des Publikums die legendäre Rivalität der Händel-Primadonnen Francesca Cuzzoni und Faustina Bordoni höchst unterhaltsam aufleben ließen. Der Ausgang? Je nach Sympathie und Geschmack des Hörers.
Im halleschen Dom, beim Konzert am Pfingstmontag, war die Siegerin allein Vivica Genaux. Dabei hatte es das Programm durchaus in sich. Im Mittelpunkt stand nach kurzem Aufwärmen mit Musik aus verschiedenen Concerti grossi von Händel und zwei Sopran-Arien die Passionskantate „Il pianto di Maria“ von Giovanni Battista Ferrandini (um 1710-1791).
Da diese früher Händel zugeschrieben wurde, landete sie als Nr. 234 in dessen Werkverzeichnis. Und passt somit, nachdem die Autorenschaft geklärt ist, genau zum Themenschwerpunkt der diesjährigen Festspiele: „Original? - Fälschung?“.
Doch schon die Zuschreibung zum Werk des Meisters spricht für die Qualität und mit den fabelhaften Musikern des Bach Consort Wien und Vivica Genaux hat das Werk höchst überzeugende Anwälte gefunden.
Im ersten Teil des Konzerts bewies die Genaux vor allem ihre Fähigkeit zu Tiefgang, ja geradezu Inbrunst bei der Interpretation dieser um Maria kreisenden Musik. Nach der Pause, vor allem bei Antonio Vivaldis Bravour-Arie „In turbato mare irato“ und dem grandios ausgeschmückten „Halleluja“ aus der gleichnamigen Motette, stellte die Sängerin ihre besondere Fähigkeit zur virtuosen Koloratur heraus, die Eleganz, Wohlklang und Kraft verbindet. Diese Bravour-Arie gönnte sie allen in ihrer Freude über den Preis und über die Begeisterung des Publikums noch einmal als Zugabe.
Die gleiche Wirkung erzielte sie mit Johann Adolf Hasses „Non timebo poenas“ (Ich fürchte mich nicht vor Pein) aus dessen „Artaserse“. Die Erkenntnis, dass es neben Händel auch noch andere großartige Barockmeister gibt, ist ein schöner Nebeneffekt dieses ambitioniert zusammengestellten Programms. (mz)