Verzweifelte Fans betrauern Jacksons Tod
Los Angeles/dpa. - Heerscharen von Trauernden füllten am Freitagabend die gewöhnlich leer gefegten Bürgersteige rund um das Krankenhaus der Universität von Kalifornien in Los Angeles. Sie waren gekommen, um Michael Jackson die letzte Ehre zu erweisen. Mit ihnen trauerten Fans in der ganzen Welt.
Verzweifelt fragten sich jene, die an der Klinik zusammengekommen waren, warum der «King of Pop» so früh und unerwartet sterben musste. Während sie sich stumm ihren Gedanken hingaben, wurde manchen Fans klar, dass Jacksons Leben genauso geheimnisvoll und schwer begreiflich zu Ende ging, wie der Megastar es geführt hatte.
«Niemand hat Michael wirklich gekannt - er war einzigartig», meinte die Sekretärin Mynesha Edwards. «Sein Tod ist eine einzige Tragödie, aber genauso tragisch war, wie er zu Lebzeiten behandelt wurde.» Während sie sprach, ließ Edwards ihre Blicke über den Schrein schweifen, den Jackson-Anhänger über Nacht für den Mann errichtet hatten, der weithin als größter Popstar seit Elvis gilt.
Einige hatten Kerzen aufgestellt, andere Blumen und Posters beigesteuert. Helene aus Paris ließ eine Nachricht, handgeschrieben auf einem abgerissenem Zettel, zurück: «Wir werden Dich nie vergessen», schrieb sie. «In einer Zeit, als ich an sonst nichts glaubte, habe ich Dir vertraut», bekennt ein anonymer Fan und fügt eine Zeichnung hinzu: Jackson in jungen Jahren, fit, gesund, ein Superstar vom Scheitel bis zur Sohle.
Nur wenigen der Trauernden ist nach Reden zumute. Zu sehr beschäftigt sie der Gedanke, wann sich das Blatt gewendet hatte für ihr Idol, einen Mann, der als eines der größten Genies in die Annalen der modernen Musik eingegangen ist. Wer bereit ist, sich zu Jackson zu äußern, räumt ein, dass Jackson auch bizarre Seiten hatte. Allerdings seien diese von der Presse aufgebläht worden, sagen sie. Andere hätten den zunehmend zerbrechlichen Star verleumdet, um sich an ihm zu bereichern.
«Er muss mächtig unter Stress gestanden haben», bedauert die Friseurin Laurie Bright, die sich den Tag frei genommen hat, um, «meinem Held» nah zu sein, wie sie sagt.
«Viele Leute halten ihn für eine Art Pädophilen», sagt der Student Alan Jamis. «Tatsache ist, dass alle diese Geschichten Gerüchte waren, Lug und Trug». Er selbst wäre fast auf sie hereingefallen, sagt Jamis. «Aber nach Michaels Tod wird nun klar, dass er eine gute Seele war, der keiner Fliege etwas angetan hätte. Es stimmt schon, was man sagt: 'Die Besten sterben zuerst», erklärt der junge Fan im Brustton der Überzeugung.
Derweil ist der Jackson-Stern auf dem «Hollywood Walk of Fame» in Los Angeles am Freitag mit Ehrungen von Fans aus aller Welt überhäuft worden. Die Anhänger des «King of Pop» legten Blumen, Kerzen, Ballons, Bilder und Geschenke nieder. Schon im Morgengrauen (Ortszeit) pilgerten Anhänger und Schaulustige zu der Stelle auf Hollywoods berühmten Bürgersteig, die dem Sänger gewidmet ist.
Am Donnerstag, nach Eintreffen der Nachricht von Jacksons Tod, war die Plakette zunächst nicht zugänglich gewesen. Der Stern für den «King of Pop» ist in einem Straßenabschnitt vor dem Grauman's Chinese Theater, der für die Filmpremiere von Sacha Baron Cohens Komödie «Bruno» abgesperrt war. Zahlreiche Fans, die ihrem Idol Tribut zollen wollten, hatten sich am Abend vor dem falschen Stern versammelt, die dem gleichnamigen Radio-Entertainer Michael Jackson gewidmet ist, berichtete die «Los Angeles Times».
In London haben sich unterdessen am Freitagabend Hunderte Jackson-Fans zu einem gemeinsamen «Moonwalk» getroffen. Mit diesem Tanz, einem Markenzeichen Jacksons, wollten sie an ihr Idol erinnern. Die Anhänger organisierten den «Michael Jackson Memorial Moonwalk» spontan auf den Internetportalen Twitter und Facebook. Sie sangen und tanzten vor der U-Bahn-Station Liverpool Street im Osten der britischen Metropole zu den größten Hits des «King of Pop». Jackson wollte in London am 13. Juli seine Comeback-Tournee starten.