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Vanessa Redgrave Vanessa Redgrave: «Mother Courage» wird 70 Jahre alt

Von Christoph Sator 24.01.2007, 07:34
Die britische Schauspielerin und UNICEF-Botschafterin Vanessa Redgrave in Berlin während einer Pressekonferenz des Kinderhilfswerks UNICEF (Archivfoto vom 15.02.2006). (Foto: dpa)
Die britische Schauspielerin und UNICEF-Botschafterin Vanessa Redgrave in Berlin während einer Pressekonferenz des Kinderhilfswerks UNICEF (Archivfoto vom 15.02.2006). (Foto: dpa) dpa

London/dpa. - Für mehr als einhundert Filme hat die Oscar-Preisträgerin vor der Kamera gestanden - und sichmindestens ebenso oft für politische Anliegen stark gemacht. Wegenihrer Neigung zum Politisieren wird die Engländerin im Kreis derKollegen gern die «Mother Courage» («Mutter Courage») genannt. Amkommenden Donnerstag (30. Januar) wird sie 70 Jahre alt.

Redgrave stammt aus der bekanntesten Schauspieler-Dynastie derbritischen Insel. Und will man der Legende glauben, gab es auch nieeinen Zweifel daran, welchen Weg sie einschlagen würde. Am Tag ihrerGeburt stand ihr Vater Michael Redgrave in London zusammen mit derSchauspiel-Legende Laurence Olivier zusammen in «Hamlet» auf derBühne. Unter tosendem Applaus des Publikums verkündete Olivier:«Heute Abend ist eine große Schauspielerin geboren.» Wie sichnachträglich herausstellte, hatte er damit völlig Recht.

Redgrave trug dann aber auch das Ihrige dazu dabei, dass dieDynastie bis heute Bestand hat. Ihre beiden Töchter aus der Ehe mitdem Filmregisseur Tony Richardson blieben ebenso im Fach wie ihr Sohnaus der Verbindung mit dem italienischen Spaghetti-Western-HeldenFranco Nero. Später war sie lange Jahre mit dem James-Bond-DarstellerTimothy Dalton zusammen. Der britische Schauspieler Liam Neeson(«Schindlers Liste») ist ihr Schwiegersohn. Klar, worüber beiFamilientreffen geredet wird.

Die Liste ihrer eigenen Erfolge reicht von Klassikern wie «BlowUp», mit dem sie 1967 den internationalen Durchbruch feierte, bis hinzu den «Muschelsuchern» fürs jüngste Weihnachtsprogramm des ZDF. Ausder Zeit dazwischen ragen vor allem Literaturverfilmungen heraus, vom«Mord im Orient-Express» (im Original von Agatha Christie) über «DasGeisterhaus» (Isabel Allende) bis hin zu «Mrs. Dolloway» (VirginaWoolf). Den Oscar bekam Redgrave für ihre Rolle in «Julia», als sieeine jüdische Widerstandskämpferin spielte.

Bei der Preisverleihung 1978 sorgte die PLO-Anhängerin für einenSkandal, als sie eine Reihe von Gegendemonstranten als «Pack vonjüdischen Ganoven» bezeichnete. Aber auch das war einer ihrentypischen Auftritte. Bis heute nutzt sie ihre Prominenz immer wieder,um auf politische Themen aufmerksam zu machen. Früher war sie gegenden Vietnam-Krieg, gegen die atomare Aufrüstung, gegen die britischeNordirland-Politik. Heute ist sie gegen die Amerikaner im Irak, gegendie Chinesen in Tibet und gegen die Russen in Tschetschenien.

Auch bei Interviews lässt sie keine Gelegenheit verstreichen, umauf die Politik zu sprechen zu kommen. «Ich kenne heutzutage keineeinzige Regierung, die sich ans Völkerrecht hält. Keine einzige, auchmeine eigene nicht», verkündete sie kürzlich. Die Unterstützung derdiversen politischen Anliegen lässt sich die «radikale Trotzkistin»(«The Guardian») auch einiges an Geld kosten. Für die Freilassung destschetschenischen Politiker Achmed Sakajew stellte sie einstumgerechnet 75 000 Euro Kaution.

Zusammen mit ihrem Bruder Corin (Schauspieler) hat Redgrave sogareine eigene Partei namens Peace and Progress («Frieden undFortschritt») gegründet. In nächster Zeit will sie sich aberverstärkt um ihre Aufgaben als Sonderbotschafterin desUN-Kinderhilfswerks Unicef kümmern. «Als Mutter», so sagte sie zurBegründung, «muss man eine Sicht der Dinge für heute haben und einenBlick auf die Zukunft.»