USA USA: Schriftstellerin Susan Sontag an Krebs gestorben
New York/dpa. - Sontag starb im Sloan-Kettering Cancer Center, wo sie seit vielenJahren an Brustkrebs und damit verbundenen Krankheiten behandeltworden war. Die politisch engagierte Autorin galt als «moralischesGewissen Amerikas». Bei der Verleihung des Friedenspreises im Oktober2003 in Frankfurt/Main hatte sie das «imperiale Programm» des US-Präsidenten George W. Bush scharf kritisiert. In der Laudatio hießes, sie sei «in einer Welt der gefälschten Bilder und verstümmeltenWahrheiten für die Würde des freien Denkens eingetreten».
Sontag schrieb viele literaturwissenschaftliche und politischeEssays und mehrere Romane. Ihr 2002 erschienener Roman «In Amerika»wurde mit dem Nationalen Book Award der USA gewürdigt. Danach brachtesie den Band «Das Leiden anderer betrachten» über die Wirkung vonKriegsfotografien auf das Bewusstsein und Denken der Menschen heraus.Zu den auf Deutsch erschienen Werken gehören die Romane «DerWohltäter» und «Todestation» sowie der Erzählband «Ich, etc».
Amerikas Liberale verehrten die ebenso warmherzige wiescharfsinnige Intellektuelle für den Mut, Missstände im eigenen Landanzuprangern. Den Rechten dagegen war Sontag schon zur Zeit desVietnamkrieges ein Dorn im Auge. 1993 folgte sie ihrem Sohn nachSarajewo, um in der vom Bürgerkrieg geschundenen bosnischenHauptstadt ein Theaterstück zu produzieren.
Als das World Trade Center am 11. September 2001 von Terroristenzerstört werden, kritisierte die frühere Harvard-Dozentin die US-Regierung von Berlin aus, wo sie sich damals gerade aufhielt.Konservative Amerikaner setzten sie daraufhin mit Osama Bin Laden,dem Anführer des Terror-Netzwerks El Kaida, gleich. Sontag forderte,den Terrorismus nicht nur militärisch zu bekämpfen, sondern seinepolitischen und ökonomischen Ursachen zu erkennen und zu überwinden.
Sontag lebte lange Zeit in ihrem Penthouse im New Yorker StadtteilChelsea mit der amerikanischen Starfotografin Annie Leibowitzzusammen. Nach einer ersten Krebserkrankung in den 70er Jahren hattesich Sontag in Paris intensiv mit dem Tod auseinander gesetzt und denEssay «Krankheit als Metapher» veröffentlicht, nach Meinung mancherKritiker ihr bestes Werk. Darin wendet sie sich gegen jedeMythologisierung von unheilbaren Krankheiten - etwa als Strafe Gottesoder Folge einer inneren Einstellung.