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USA USA: «Moonlight Serenade»

Von Gisela Ostwald 26.02.2004, 06:53
Glenn Miller (1904 bis 1944) mit seiner Posaune (Foto: dpa)
Glenn Miller (1904 bis 1944) mit seiner Posaune (Foto: dpa) dpa

New York/dpa. - Nur 40 Jahre waren Glenn Miller vergönnt. Seine Musik aber, allen voran Klassiker wie «Moonlight Serenade», «Chattanooga Choo Choo», «Tuxedo Junction» oder auch «String of Pearls», ist heute noch so aktuell wie vor seinem mysteriösen Tod 1944. Sie machte den «Vater des Swing» und der Bigband-Musik posthum zur Legende. Generationen tanzten seitdem nach seinen Melodien. Die Nachfrage nach den Originalaufnahmen von Glenn Millers zeitlosen Hits ist ungebrochen. Pünktlich zu seinem 100-jährigen Geburtstag an diesem Montag (1. März) ist ein neues Doppel-Album auf dem Markt: «Glenn Millers 100th Birthday» (Koch/Universal).

Zu Weltruhm gelangte der Bandleader aus Clarinda im US-Bundesstaat Iowa 1939 mit seinem Hit «In the Mood». In kurzer Zeit wurde sein Orchester die populärste Swing-Bigband der USA und stellte selbst den «King of Swing», Benny Goodman, in den Schatten. Von 1939 bis 1941 war Glenn Miller auf dem Gipfel des Erfolgs. Doch nur wenige Jahre später, am 15. Dezember 1944, endete seine Karriere jäh.

Seine Maschine verscholl auf dem Flug von England nach Frankreich, wo er ein Konzert für US- Soldaten geben wollte. Etliche Theorien ranken sich um den vermutlichen Absturz über dem Ärmelkanal: vereiste Flugzeugflügel, Bombenangriffe der Briten. Möglicherweise erreichte Miller auch das Festland und starb in den Armen einer Prostituierten in Paris, wie eine andere These besagt.

Mehrere Nachfolger, darunter Tex Benneke, Jerry Gray und Buddy de Franco, haben das Glenn-Miller-Orchester mit großem Erfolg über das Ende der Swing-Ära hinaus weitergeführt. Aber auch andere große Orchester übernahmen sein musikalisches Konzept.

Der Erfolg war Glenn Miller, der als Posaunist nur ein mittelmäßiger Solist war, allerdings nicht über Nacht in den Schoß gefallen. Mit dem Geld, das er sich beim Melken von Kühen erworben hatte, kaufte er 13-jährig einem Schneider die Posaune ab. Während seines Studiums an der Universität von Colorado spielte er in einer Studentenkapelle und später in mehreren unbekannten Jazzbands, bevor er sich 1927 dem Orchester des Schlagzeugers Ben Pollack anschloss. Für Pollack arbeitete Miller auch als Arrangeur. 1928 zog es ihn mit seiner Jugendliebe Helen Burger nach New York.

Zehn Jahre später fand er seinen eigenen, unverwechselbaren Klang und schaffte mit ihm den Durchbruch. Der typische «Miller-Sound» entstand dadurch, daß nicht mehr - wie bei den anderen Bigbands - das Altsaxophon die Führung des Saxophonsatzes übernahm, sondern eine Klarinette. Das ergab ein besonders weiches und harmonisches Klangbild, das zusammen mit der absoluten Präzision und dem swingenden Rhythmus zum Kennzeichen des Glenn-Miller-Orchesters wurde.

Der bei langsamen Stücken oft ein wenig süßliche Sound trug Miller allerdings auch den Vorwurf mancher Jazzanhänger ein, er spiele Kaffeehausmusik. An seiner Beliebtheit rüttelte solche Kritik jedoch nicht. Als erfolgreichster Bandleader des Swing verdiente Miller die damals fast unvorstellbare Summe von rund 150 000 Dollar im Jahr. Seine selbst komponierte «Chattanooga Choo Choo» konnte über eine Million Mal verkauft werden und brachte ihm die weltweit erste Goldene Schallplatte ein.

Auch Hollywood klopfte bei Miller an. In dem Film «Sun Valley Serenade» standen er und sein Orchester im Mittelpunkt. Endgültig zum Idol der Amerikaner wurde Glenn Miller, als er 1942 auf dem Höhepunkt des Erfolges seine Band auflöste und in die Armee eintrat, um mit der Army Air Force Band die amerikanischen GIs an der europäischen Front zu ermutigen. Aber selbst auf der Seite des Gegners hörten viele heimlich den von BBC London ausgestrahlten mitreißenden Swing.