USA USA: Leonard Bernstein wurde vom FBI beschattet

New York/dpa. - Wie seine 800 Seiten starkeAkte belegt, bespitzelte die US-Ermittlungsbehörde den Musiker auchnoch lange nach den Zeiten des gefürchteten «Kommunistenjägers»Joseph McCarthy.
Nach Angaben der Zeitschrift «The New Yorker» warnten die US-Geheimagenten noch 1971 vor einer Veranstaltung, bei der Bernsteinsberühmtes Musiktheater «Mass» uraufgeführt werden sollte. DerKomponist plane zusammen mit linksgerichteten Elementen einen Plot,«um den Präsidenten und andere Regierungsoffizielle durch eine Anti-Kriegs-Komposition ... zu blamieren», heißt es der Zeitschriftzufolge in einem Memorandum vom 16. August 1971.
Um das Theaterstück hatte die einstige PräsidentengattinJacqueline Kennedy Onassis für die Eröffnung des Kennedy Centers forthe Performing Arts in Washington gebeten. Das Stück gilt als diestilistisch und politisch radikalste Arbeit Bernsteins. Nach den FBI-Warnungen nahm der damalige Präsident Richard Nixon an derEröffnungsveranstaltung am 8. September nicht teil - die Nacht solleJackie Kennedy gehören, ließ er mitteilen.
Begonnen hat die Bespitzelung Bernsteins Mitte der 40er Jahre.Während der McCarthy-Ära von etwa 1947 bis 1956 wurde sie besondersintensiv - der charismatische Nachwuchsmusiker war zu dieser Zeitbereits als Dirigent bei den New Yorker Philharmonikern angestellt.
1953 etwa weigerte sich das Außenministerium, seinen Pass zuverlängern. Bernstein musste zunächst eine eidesstattlicheVersicherung abgeben, dass er den USA loyal ergeben sei und denSowjetkommunismus ablehne. Dennoch gingen die Beschuldigungen weiter,oft mit wenig verlässlichen Quellen. So wird 1958 ein Informant mitden Worten zitiert: «Ich weiß, dass Bernstein ein eingetragenesMitglied der Kommunistischen Partei ist. Ich habe keinen Beleg dafür,aber ich weiß es von der Art, wie er spricht.»