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USA USA: Hunderttausende nehmen Abschied von James Brown

Von Gisela Ostwald 29.12.2006, 07:49
Der offene Sarg sollte sieben Stunden lang auf der Bühne der historischen Konzerthalle aufgestellt werden. (Foto: dpa)
Der offene Sarg sollte sieben Stunden lang auf der Bühne der historischen Konzerthalle aufgestellt werden. (Foto: dpa) EPA

New York/dpa. - Als der Leichnam des Sängers («Sex Machine») im goldenenSarg durch Harlem gefahren wurde, blieb das Leben in dem schwarzenNew Yorker Stadtbezirk stehen. Menschentrauben säumten die Straßen,hingen aus den Fenstern oder schauten von Feuerleitern herunter.Andere kletterten auf Autodächer, um die von Schimmeln gezogenegläserne Kutsche besser sehen zu können. Viele Verehrer von Brownhatten sich den Tag frei genommen, um ihr Idol ein letztes Mal zusehen. Manchen von ihnen standen Tränen in den Augen beim Anblickdes Trauerzuges.

Dieser hielt mit Stunden Verspätung vor dem Apollo, New Yorkslegendärer Konzerthalle für die Großen des Jazz und Soul. Dort zogenFans, Freunde und Kollegen in stummer Phalanx an dem offenen Sargdes Sängers vorbei. James Brown war am Montag im Alter von 73 Jahrenüberraschend an Herzversagen gestorben. Er hatte sich nur tags zuvormit einer verschleppten Lungenentzündung in ein Krankenhaus inAtlanta begeben.

Als Toter kehrte er ins Apollo zurück, wo er den Durchbruchseiner fast 50-jährigen Karriere geschafft hatte. Der Wegbereiterdes HipHop, Funk, Rap und Disco war nach seinem bahnbrechenden Album«Live at the Apollo» (1962) ein regelmäßiger Gast in dem Theater,das auch das Debüt von Count Basie, Duke Ellington und ArethaFranklin erlebte.

Die Schlange von fröstelnden Anhängern, die persönlich von BrownAbschied nehmen wollten, hatte sich nach Angaben des TheatermanagersBilly Mitchell bereits vor dem Morgengrauen gebildet. Als sie sicham späten Abend noch immer um fünf Straßenzüge erstreckte, ließ derlangjährige Freund Browns, Reverend Al Sharpton, die Zeremonieverlängern. Wie viele Fans einen letzten Blick auf den Sänger werfenkonnten, war am Freitag noch nicht bekannt.

Browns Leichnam war in einen glänzenden dunkelblauen Satinanzugund spitze silberne Stiefel gekleidet. Scheinwerfer hüllten dieBühne mit dem Sarg in rosa- und orangefarbenes Licht. Im Hintergrundwaren die mit roten Blumen gesteckten Worte GOD FATHER auf einemBett aus weißen Astern zu lesen. Die meisten Fans bekreuzigten sichbeim Anblick des Toten, der mit gefalteten Händen auf weiße Seidegebettet war. Andere begannen bei seinem Anblick zu tanzen undversuchten, Browns berühmte Trippelschritte, seine Pirouetten undden Spagat nachzumachen.

Der goldene Sarg, eine Sonderanfertigung, die länger auf sichwarten ließ als geplant, war von Browns Chauffeur in zwölfstündigernächtlicher Fahrt aus Augusta (US-Bundesstaat Georgia) nach New Yorkgebracht worden. Sharpton hatte es sich nicht nehmen lassen, denLeichnam des Freundes zu begleiten und war in der Limousine mitangereist, nachdem auf die Schnelle kein Flug mehr zu bekommen war.

Brown war bettelarm in dem Südstaatennest Augusta aufgewachsenund hatte sich schon als Vierjähriger zeitweise allein durchschlagenmüssen. Dort, in seinem Geburtsort, soll er noch diese Wochebestattet werden. Eine private Trauerfeier sollte am Freitag imengsten Familien- und Freundeskreis stattfinden. Eine weitere Feierfür die Öffentlichkeit war für Samstag in dem nach Brown benanntenStadion mit insgesamt 8000 Sitzen anberaumt.