USA USA: Der Central Park grüßt bald in Safrangelb
New York/dpa. - Die Begeisterung für das neue MoMA hat sich nochlängst nicht gelegt, da nimmt New York bereits Kurs auf das nächsteGroßkunstereignis. An diesem Mittwoch (1. Dezember) beginnen in derRegie der Verpackungskünstler Christo und Jeanne-Claude die Arbeitenfür die Verwandlung des Central Park in ein safrangelbes Stoffmeer.
Unter den Augen von Schaulustigen werden Lastwagen bis WeihnachtenTag für Tag Stahlsegmente für die insgesamt 7500 Tore desKunstprojekts «The Gates in Central Park» von einer Fabrik imStadtbezirk Queens durch Manhattans Straßen zur «grünen Lunge NewYorks» transportieren. Jede einzelne Phase des Projektes seigenauestens geplant und werde mit der Präzision eines Uhrwerkesablaufen, verspricht Chefingenieur Vince Davenport. Bewacht wird dasGanze rund um die Uhr von einer kleinen Armee an Sicherheitskräften.
Am 3. Januar beginnt die Aufrichtung der Tore auf einerGesamtstrecke von 37 Kilometern. Am 7. Februar folgt die Anbringungender meterlangen Stoffbahnen. Am 12. Februar werden sie schließlichentrollt - vorausgesetzt, es fegt kein Schneesturm durch New York.Ganze 15 Tage wird der Park in kräftigem Safrangelb erstrahlen. Dannbeginnt schon wieder der Rückbau und kurz darauf wird das Geländewieder so winterlich kahl aussehen, wie jedes Jahr Ende Februar.
«Unsere Projekte sind stets "einmal im Leben" und dann "es wareinmal"», erklärten Christo und Jeanne-Claude (beide 69 Jahre alt)zur Vergänglichkeit ihrer öffentlichen Großkunstwerke. So war es imSommer 1995 bei der Verpackung des Reichstages in Berlin und so wirdes nun bei der Einhüllung des Central Park sein. «Bei unserer Arbeitgeht es immer um die Freiheit. Freiheit ist der Feind von Besitz, undBesitz bedeutet Dauerhaftigkeit.»
Allerdings werden viele Menschen dauerhaft Erinnerungen an dasProjekt «The Gates» besitzen: Zeichnungen und Drucke der Entwürfe vonChristo, aus deren Verkauf das bulgarisch-französischeKünstlerehepaar das auf nahezu 20 Millionen Dollar (rund 15 MillionenEuro) geschätzte Großprojekt finanziert. Hinzu kommen Souvenirs wieT-Shirts, Poster, Baseballmützen und Bildbände, an denen vor allemdie Parkverwaltung verdient.
Obwohl die Stadt New York keinen Cent dazu gibt, kann sie miterheblichen Einnahmen rechnen. Bürgermeister Michael Bloomberg, dersich über alle Bedenken seiner Vorgänger gegen die bereits 1979 vonChristo vorgeschlagene Installation hinwegsetzte, erwartet, dass siemehr als 500 000 Besucher nach New York lockt. Allein fürÜbernachtungen dürften sie in einer Zeit, da New Yorks Hotelsnormalerweise nur schwach gebucht sind, etliche Millionen Dollarausgeben.
Vorfreude herrscht auch in weiten Teilen des New YorkerKulturbetriebs. Kunstbeflissene wie die «Christo-Touristen» könntees, nachdem sie sich durch die Februarkälte des Central Park gekämpfthaben, in eines der nahe gelegenen (und warmen) Museen ziehen. VomGuggenheim über das Metropolitan Museum bis zum neuen MoMA. Und werschon mal da ist, der wird vielleicht nicht auf den Broadway oder dieMetropolitan Opera, die Carnegie Hall oder die New YorkerPhilharmoniker verzichten wollen.
