USA USA: Das Chamäleon Hollywoods feiert Geburtstag

New York/dpa. - Demnach wäre Duvall seitBrandos Tod der einzige überlebende Schauspieler der USA. Das würdeerklären, warum er im Alter immer mehr Rollenangebote bekommt. AmDonnerstag (5. Januar) wird der Oscar-Preisträger 75 Jahre alt.
Möglicherweise hatte Meisners Urteil auch ein wenig damit zu tun,dass Duvall an seiner Schauspielschule, dem Neighborhood Playhouse inNew York, ausgebildet wurde. Nach der dort gelehrten«Meisner-Technik» muss ein Schauspieler auf jede Theatralikverzichten und sich um eine besonders lebensnahe Darstellung bemühen.Spontanität und Improvisationstalent sind gefragt. Daran hält sichDuvall bis heute.
Wenn er selbst Regie führt, schärft er seinen Darstellern ein:«Bloß nicht schauspielern!» Das erklärt er so: «Regisseure brüllenoft: "Mehr Energie, mehr Tempo!" Genau deswegen gibt es so vieleschlechte Filme: Alles wirkt irgendwie gewollt und erzwungen.»
Filmkritiker schätzen an Duvall, dass er sich selbst zurücknimmtund ganz in seiner Rolle aufgeht. Deshalb gilt er als echterCharakterschauspieler, der immer wieder andere Persönlichkeitenüberzeugend verkörpert. Für seine Rollen recherchiert er wie einWissenschaftler, vertieft sich in Gespräche mit Polizisten, Soldaten,Alkoholikern oder Predigern. Die «New York Times» nannte ihn einmal«den amerikanischen Lawrence Olivier», nach dem großen englischenShakespeare-Darsteller. Als «Chamäleon Hollywoods» ist er auch schonbezeichnet worden.
Seinen Durchbruch erzielte Duvall 1972 in der Rolle desMafia-Anwalts Tom Haden in «Der Pate». Als wahnsinniger US-OffizierBill Kilgore schrieb er 1979 in Francis Ford Coppolas Vietnam-Epos«Apocalypse Now» Kinogeschichte mit dem Satz: «Ich liebe den Geruchvon Napalm am Morgen.» Für seine Darstellung des trunksüchtigenCountry-Sängers Max Sledge in «Das Comeback der Liebe» erhielt er1983 den Oscar. Fünf Mal wurde er außerdem nominiert.
Gefürchtet sind seine Wutausbrüche am Drehort. «Man kriegt dannrichtig Angst», erzählt Michael Caine, der mit ihm für «SecondhandLions» vor der Kamera stand. Den Regisseur David Wheeler soll er alsjunger Mann gar mit dem Tod bedroht haben, und während derSiegfried-Lenz-Verfilmung «Das Feuerschiff» kam es 1985 immer wiederzu Auseinandersetzungen mit Klaus Maria Brandauer.
Auch mit seinen rechtskonservativen Ansichten hat er sich inHollywood nicht nur Freunde gemacht. Doch der Sohn eines Vizeadmiralsund direkte Nachfahre des amerikanischen Bürgerkriegsgenerals RobertE. Lee hat ein Motto, und das lautet: «Ganz egal wie viele Feinde manhat, man kann immer noch für deren Feinde arbeiten.»