Unterwegs nach Norden Unterwegs nach Norden: 4. Sinfoniekonzert der Staatskapelle

Halle (Saale) - Bei ihrem 4. Sinfoniekonzert lockten die Staatskapelle Halle und ihr GMD Josep Caballé-Domenech mit einem Programm, das etwas ausgefallen anmutete und - vielleicht gerade deshalb - vom Sender MDR Kultur mitgeschnitten wurde.
Auf dem Programm standen die selten zu hörende Ouvertüre zu „Rob Roy“ (1833) von Hector Berlioz. Vom Komponisten als 13 Minuten spannende Einstimmung auf Schottland gebracht. Ein Paradestück, bei dem besonders die Bläser der Staatskapelle glänzten, denn es geht gleich mit einem Hornquartett los.
Dann folgte ein interessantes, auch nicht oft gespieltes Schmankerl: Siegfried Wagners „Konzert für Violine mit Begleitung des Orchesters“, das der mit einem Übervater und allem, was daraus folgt, geschlagene Sohn Richard Wagners 1915 komponierte. Das kann man heute mit Vergnügen hören. Nicht nur, weil der Kanadier Alexandre Da Costa auf seiner Stradivari-Violine von 1701 und einem Sartory-Bogen mit Hingabe und erheblichem Verführungspotenzial spielt.
Auch weil es Spaß macht, zu hören, wie da ein Komponist gar nicht versucht, aus dem Schatten zu sich selbst ins Freie zu kommen. Er begnügt sich gleichsam mit einer Lichtung. Zwar durch Tempobezeichnungen unterteilt, aber durchkomponiert klingend, hat es Witz zu hören, wie sich Siegfried Wagner sogar vom Walkürenritt inspirieren lässt.
Zu diesem knapp halbstündigen Ausflug in die Wagner-Gefilde spendierte Da Costa als Zugabe noch was vom Papa - das auf die Tristan-Musik verweisende Wesendonck-Lied „Träume“. Das Violinenkonzert und die Zugabe wurden unabhängig vom MDR-Mitschnitt für eine CD aufgenommen, die Ende des Jahres bei Sony erscheinen soll. Schade eigentlich, dass so etwas eine Ausnahme ist.
Nach der Pause war das Konzert dann den Weiten des europäischen Nordens vorbehalten - Jean Sibelius und seiner ausladenden Landschaft, Atmosphäre und Finnland imaginierenden Sinfonie Nr. 2 in D-Dur von 1902. Auch hier blieben die Bläser (und alle anderen Akteure) in mitschnittkompatibler Hochform!
Übertragung am 30. Januar, 20.05 Uhr, auf MDR Kultur (mz)